Kunst

Oskar-Schlemmer-Preis an Elger Esser verliehen

Staatssekretär Jürgen Walter, Prof. Dr. Armin Zweite, Pia Müller-Tamm, Preisträger Elger Esser, Foto: Fischer/Kohler_2014

Kunststaatssekretär Jürgen Walter: „Seine Bilder sind weit entfernt von den digitalen Bildwelten des Internets oder der Ästhetik werbewirksamer Hochglanzfotografie. Inmitten einer vom manischen Knipsen geprägten Selfie-Generation macht er etwas ganz und gar Ungewöhnliches - er nimmt sich Zeit“

Der mit 25.000 Euro dotierte Kunstpreis ist ein Zeichen des Landes zur Förderung von Gegenwartskunst: „Mit ihm soll das Geschaffene gewürdigt und das noch zu Schaffende gefördert werden.“

Kunststaatssekretär Jürgen Walter hat am Freitag (19. Februar) den Großen Staatspreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg, der nach Oskar Schlemmer benannt ist, an den in Düsseldorf lebenden Künstler Elger Esser verliehen.

Anlässlich der Preisträgerausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe sagte Walter: „Elger Esser nutzt die Technik Fotografie, aber seine Bilder sind weit entfernt von den digitalen Bildwelten des Internets oder der Ästhetik werbe-wirksamer Hochglanzfotografie. Inmitten einer vom manischen Knipsen geprägten Selfie-Generation macht er etwas ganz und gar Ungewöhnliches - er nimmt sich Zeit.“

Oskar-Schlemmer habe „Technik und Erfindung“ in seiner Zeit am Bauhaus in Dessau als die wesentlichen Kennzeichen seiner Zeit identifiziert. In den neuen Technologien habe er ein enormes Potential für die Kunst erkannt. In seinem Buch „Die Bühne im Bauhaus“ bezieht Schlemmer Position: „Nicht zuletzt sind Zeichen unserer Zeit die neuen Möglichkeiten, gegeben durch Technik und Erfindung, die oft völlig neue Voraussetzungen schaffen und die Verwirklichung der kühnsten Phantasien erlauben oder hoffen lassen.“

Mit Elger Esser werde ein Künstler ausgezeichnet, der die Grenze zwischen den Medien Fotografie und Malerei zum Fließen bringe. Mit analoger Technik erzeuge er beeindruckende fotografische Bildwelten, die an die Malerei des 19. Jahrhunderts erinnern und doch ganz und gar im Jetzt verhaftet seien.

Walter: „Mit dem mit 25.000 Euro dotierten Kunstpreis setzen wir einen weiteren starken kulturpolitischen Akzent in der Förderung der Gegenwartskunst.“ Mit ihm, so Walter, solle das Geschaffene gewürdigt und das noch zu Schaffende gefördert werden.

Nach Katharina Grosse, der ersten Preisträgerin des neu geschaffenen Staatspreises, die eine starke malerische Position vertritt,  hat sich die Jury nun für Elger Esser ausgesprochen. Und damit für einen Künstler, dessen umfangreiches fotografisches Werk von großer Eigenständigkeit geprägt ist.


Der Preisträger
Elger Esser wurde 1967 in Stuttgart geboren und wuchs in Rom auf. 1986 kehrte er nach Deutschland zurück und schrieb sich 1991 an der Düsseldorfer Kunstakademie ein, wo er bis 1997 als Schüler in der berühmten Foto-Klasse von Prof. Bernd Becher studierte. 1996 wurde er dessen Meister-Schüler. 2008 hatte Esser eine Gastprofessur an der Folkwang Schule in Essen inne; von 2006-2009 war er Professor für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Seit Mitte der neunziger Jahre stellt Elger Esser regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen international aus und ist mit seinen Werken in zahlreichen bedeutenden Museen und Kunstsammlungen vertreten, so u.a. im Solomon R. Guggenheim Museum und im Metropolitan Museum, New York, im Stedelijk Museum, Amsterdam, im Kunsthaus Zürich, im Musée d’art moderne Centre Georges Pompidou, Paris, und in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München.

Elger Esser hat in den letzten zwanzig Jahren ein umfangreiches fotografisches Werk erarbeitet, in dem er sich der Logik der Mediumentwicklung widersetzt: Der Künstler vertraut noch den vordigitalen fotografischen Techniken und nimmt in seinem künstlerischen Vorgehen Bezug auf historische Verfahren der Piktorialisten und auf Bildmuster der europäischen Landschaftsmalerei.

Mit Elger Esser werde ein Künstler von großer Eigenständigkeit geehrt, so die Jury. Esser arbeite „stark konzeptuell, aber seine teilweise grobkörnigen fotografischen Veduten, seine Schiffswracks und seine Architektur- und Landschaftsaufnahmen faszinieren aufgrund ihres unbestimmten, zutiefst melancholischen Charakters“. Damit gelinge dem Künstler, mit den Mitteln der Vergangenheit für die Gegenwart relevante Aussagen zu treffen.

Der Oskar-Schlemmer-Preis
Mit dem Oskar Schlemmer-Preis werden Künstlerinnen und Künstler mit Landesbezug ausgezeichnet, die in der aktuellen Kunst wichtige Impulse gesetzt und die bereits internationale Anerkennung gefunden haben. Er soll an Künstlerinnen und Künstler vergeben werden, von denen auch künftig eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu erwarten ist. Er wird alle zwei Jahre - verbunden mit einer Preisträgerausstellung alternierend in Karlsruhe und Stuttgart - vergeben, erstmals 2014. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. 

Die vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg einberufene Jury unter dem Vorsitz von Staatssekretär Jürgen Walter setzte sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. Christiane Lange vertreten durch Dr. Ina Conzen (Staatsgalerie Stuttgart), Johan Holten (Staatliche Kunsthalle Baden-Baden), Karola Kraus (Museum für Moderne Kunst Wien), Prof. Dr. Pia Müller-Tamm (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), Rektorin Petra von Olschowski (Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart), Dr. Kuno Schlichtenmaier (Galerie Schlichtenmaier Stuttgart) sowie Dr. Julia Voss (Leiterin Kunstressort, Frankfurter Allgemeine Zeitung).

Weitere Informationen:
Die Preisverleihung findet heute,19. Februar 2016, in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe statt, wo gleichzeitig die Preisträger-Ausstellung eröffnet wird (20.2. bis 9.7.2016). Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Schirmer-Mosel, München. 

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