Kultur

Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg: Rd. 590.000 Euro für Archive, Bibliotheken, Hochschulen und Stiftungen im Land

Filmplakat
Standbild aus dem antisemitischen Hetzfilm „Jud Süß“ von Veit Harlan Vorlage: Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Sammlung Knilli (J 25)

11 Projekte in Burladingen, Heidelberg, Karlsruhe, Marbach, Sigmaringen, Stockach, Stuttgart und Ulm

Kunststaatssekretär Walter: Ohne Herkunft gibt es keine Zukunft. Die Fördermittel der Stiftung Kulturgut ermöglichen es, wichtige Dokumente ins öffentliche Bewusstsein zu holen.

Die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg hat beschlossen, landesweit 11 Projekte zu Erwerb, Digitalisierung, Erschließung und Bestandserhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut mit besonderem Bezug zur Geschichte des Landes zu unterstützen. Die Fördersumme beträgt insgesamt rund 590.000 Euro. Dies teilte Kunststaatssekretär Jürgen Walter heute (29. Juli) in Stuttgart mit.

Die Bandbreite der geförderten Projekte ist groß und reicht von schriftlichem Archivmaterial wie Akten, Brief- und zeichnerischen Dokumenten bis hin zu Ton-, Film und Fotozeugnissen. Gefördert werden u.a. die Erschließung der Sammlung Mediengeschichte des Joseph Süß Oppenheimer im Hauptstaatsarchiv Stuttgart sowie der Nachlässe der Heidelberger Universitätsgelehrten Heinrich Rickert, Karl Hampe und Alfred Weber, die Digitalisierung eines Teilbestands des Fotoarchivs Hotz in Stockach sowie die Verzeichnung der Unterlagen des Theaters Lindenhof.

Walter: „Ohne Herkunft gibt es keine Zukunft. Kulturelle Zeugnisse stiften Identität und ermöglichen Rückschlüsse für die Gestaltung unserer Gegenwart und die der kommenden Generationen. Deshalb wollen wir mit unserem kulturellen Erbe reflektiert und verantwortungsbewusst umgehen."

Das Land unterstütze die Institutionen dabei, wichtige Quellen adäquat zu er-schließen und für die Öffentlichkeit bereitzustellen. „Mit der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg konnten bislang 303 Projekte mit rund 30,8 Mio. Euro realisiert werden. Dabei nimmt die Digitalisierung immer mehr an Bedeutung zu“, so Walter.

Die geförderten Projekte im Einzelnen:

  • Erschließung und Bestandserhaltung der Reformationsakten aus dem Bereich Schwäbischer Bund / Schmalkaldischer Krieg im Stadtarchiv Ulm  
    Fördersumme: 10.000 Euro
    Die zu bearbeitenden 29 Bände stammen aus den Jahren 1531-1548 und sind für die Reformationsgeschichte im deutschen Südwesten, insbesondere im reichsstädtischen Ulm, von hoher Bedeutung.
  • Erschließung eines Bestands zur Preußischen Regierung Sigmaringen im Landesarchiv BW, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen
    Fördersumme: 78.299 Euro
    Die Fördermaßnahme schließt die Erschließung des insgesamt 381 lfd. Meter umfassenden Archivbestands zur Preußischen Regierung in Sigmaringen ab. Dabei handelt es sich um Archivalien aus der Zeit des Nationalsozialismus sowie der unmittelbaren Nachkriegszeit.
  • Erschließung der Sammlung Mediengeschichte zu Joseph Süß Oppenheimer im Landesarchiv BW, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart
    Fördersumme: 97.812 Euro
    Der Bestand umfasst rd. 50 lfd. Meter an Unterlagen zu Joseph Süß Oppenheimer, darunter 1.000 Ton- und Filmdokumente, u.a. zur Rezeption des Stoffs sowie des Schauspielers Ferdinand Marian, der im NS-Propagandafilm Jud Süß die Hauptfigur verkörperte.
  • Erschließung und Verzeichnung der Unterlagen des Theaters Lindenhof im Kreisarchiv Zollernalbkreis  
    Fördersumme: 6.000 Euro
    Das Theater Lindenhof wurde 1981 in einer umgebauten Gaststätte in Melchingen als poetisch-kritisches Volkstheater gegründet und hat abseits der Zentren ein neues Verständnis dieses Genres geschaffen - mit überregionalem und bundesweitem Ruf. Die archivwürdigen Unterlagen des Theaters umfassen 12 lfd. Meter an Schriftgut und audiovisuellem Material aus den Jahren 1981/82 bis 2010. Die Erschließung ermöglicht die Stationen dieser beeindruckenden Entwicklung nachzuzeichnen.
  • Erwerb eines Briefkonvoluts von Hermann Hesse für das Deutsche Literaturarchiv Marbach   Fördersumme: 45.000 Euro
    Das Konvolut umfasst 138 Schreiben Hermann Hesses aus den Jahren 1903-1941 an das Verlegerehepaar Samuel und Hedwig Fischer. Die Briefsammlung galt bislang offenbar als verschollen. Der Erwerb der Briefe ergänzt den Sammlungsschwerpunkt des Deutschen Literaturarchivs, wo sich bereits der Nachlass Hesses sowie das Archiv des Verlags S. Fischer befindet.
  • Erschließung des Nachlasses von Eugen Funk in der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart  
    Fördersumme: 65.397 Euro
    Der Nachlass des langjährigen Hochschullehrers Eugen Funk umfasst ausgewählte Lebenszeugnisse und 1.560 Arbeiten, die geordnet, er-schlossen und im Datenbanksystem IMDAS PRO verzeichnet werden und auch in den Portalen LEO-BW und HeidICON veröffentlicht werden sollen Funk war von 1949-1976 als Leiter der Klasse für Werbegrafik, Schrift, grafische Techniken und Fotografie“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart tätig.
  • Erschließung und Sicherung des Werks von Gustav Mesmer bei der Gustav Mesmer Stiftung   Fördersumme: 14.800 Euro
    Bei dem zu erschließenden Bestand handelt es sich um rd. 1.000 Bilder, Skizzen, Fotos und Texte, die Gustav Mesmer (1903-1949) in den Jahren 1924-1994 erstellt hat. Mesmer verstand sich als Tüftler und Erfinder und beschäftigte sich jahrzehntelang mit der Erfindung von Flugfahrrädern. Sein Lebenswerk wird seit 1980 in verschiedenen Museen präsentiert.
  • Erschließung der Nachlässe von Karl Hampe, Heinrich Rickert und Alfred Weber in der Universitätsbibliothek Heidelberg
    Fördersumme. 131.108 Euro
    Die bislang nur formal oder teilweise erschlossenen Manuskripte, Materialsammlungen, Korrespondenzen und Tagebücher des Philosophen Heinrich Rickert (1863-1936),des Historikers Karl Hampe (1869-1936) und des Soziologen Alfred Weber (1868-1958) sollen in der nationalen Nachlassdatenbank Kalliope erschlossen werden. Damit wird ein Beitrag zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte geleistet.
  • Digitalisierung eines Teilbestands des Fotoarchivs Hotz in Stockach
    Fördersumme: 97.205 Euro
    Das Fotoarchiv der Stockacher Fotografendynastie Hotz konnte 2014 mit Unterstützung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg von der Stadt Stockach erworben werden. Die konservatorisch besonders gefährdeten Objekte (rd. 51.200 Rollfilme, Planfilme, Dias, Glasplatten, Abzüge und Kleinbild-Negative) sollen digitalisiert und online zugänglich gemacht werden. Der Bildbestand hat für die Stadt Stockach, den westlichen Bodenseeraum und darüber hinaus einen hohen dokumentarischen Wert.
  • Digitalisierung der badischen Kochbücher des Zeitraums 1800-1950 aus den Beständen der Badischen Landesbibliothek
    Fördersumme: 12.800 Euro
    Die rund 60 Kochbücher aus der Zeit 1800-1950 sind aufgrund der Papierqualität z. T. bereits konservatorisch stark geschädigt und können durch die Digitalisierung in verschiedenen Onlineportalen weltweit zugänglich gemacht werden. Als Quelle für die Alltags- und Kulturgeschichte stehen die Kochbücher damit sowohl für die kulturhistorische und ernährungswissenschaftliche Nutzung, als auch für einen nicht-wissenschaftlichen, jedoch kochinteressierten Rezipienten-Kreis zur Verfügung.
  • Digitalisierung der badischen Zeitung „Der Führer“ des Zeitraums 1927-1945 aus dem Bestand der Badische Landesbibliothek
    Fördersumme: 29.750 Euro
    Die erstmals am 5.11.1927 in Karlsruhe erschienene Zeitung „Der Führer“ mit dem Untertitel „Kampfblatt für nationalsozialistische Politik und deutsche Kultur“ ist mit ihren lokalen Ablegern eine zentrale Quelle für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit in Baden. Die zu digitalisierenden Jahrgänge umfassen rd. 42.500 Seiten und sind aufgrund des stark holzhaltigen Papiers vom Zerfall bedroht. Digitalisate und Metadaten werden für die einschlägigen Portale LEO-BW, DDB, EUROPEANA zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen

Die 1986 errichtete Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg fördert die Sicherung von Archiv- und Bibliotheksgut mit Bezug zu Baden-Württemberg, um es zu er-halten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bis heute wurden 303 abgeschlossene Projekte für 30,8 Mio. Euro gefördert, die die Erhaltung, Erschließung und Ergänzung der schriftlichen Überlieferung des Landes zum Ziel haben. Seit 2011 fördert die Stiftung mit einem Teil ihrer Mittel auch die Digitalisierung von Archiv- und Bibliotheksgut mit Landesbezug.

// //