Seit 2019 fördert die Europäische Union (EU) mit ihrer Initiative „Europäische Hochschulen“ besonders ambitionierte Formen der Zusammenarbeit europäischer Hochschuleinrichtungen. Die Hochschuleinrichtungen, die an Europäischen Hochschulallianzen (EHA) beteiligt sind, entwickeln eine langfristige gemeinsame Strategie für Bildung mit, wo immer möglich, Verbindungen zu Forschung und Innovation und zur Gesellschaft insgesamt.
Zudem bauen sie einen gemeinsamen inter-universitären Campus auf, auf dem Studierende, Lehrende und Forschende nahtlos mobil sein und gemeinsam – über sprachliche, kulturelle und disziplinäre Grenzen hinweg – die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen Europas bearbeiten können. Die nach dem Bottom-up-Prinzip errichteten Hochschulnetzwerke teilen Infrastruktur und Ressourcen und ermöglichen Studierenden, durch eine Kombination von Studien in mehreren EU-Ländern einen Studienabschluss zu erwerben.
Die EU-Kommission fördert mit ihrer Initiative die europäische Identität sowie die globale Wettbewerbsfähigkeit und Inklusivität der europäischen Hochschullandschaft. Sie sieht die Europäischen Hochschulallianzen als Pioniere bei der Erprobung innovativer Ansätze auf dem Weg zum Europäischen Bildungsraum und bei der Umsetzung der „Europäischen Hochschulstrategie“ sowie als Brücke zwischen dem Europäischen Bildungs- und Forschungsraum.
Zum Ende ihrer dreijährigen Pilotphase konnten sich im Frühjahr 2022 die 17 ersten Pilotallianzen, die seit 2019 mit maximal sieben Millionen Euro pro Allianz durch die EU gefördert werden, um eine vierjährige Anschlussfinanzierung bewerben. Für die 24 Allianzen der zweiten Pilotausschreibung von 2020 soll diese Möglichkeit im Jahr 2023 bestehen. Zudem konnten und können sich weitere Hochschulverbünde um die Aufnahme in die Initiative „Europäische Hochschulen“ bemühen.
Mit Abschluss der dritten Auswahlrunde zur Initiative „Europäische Hochschulen“ im Juli 2022 gibt es 44 Europäische Hochschulallianzen. An diesen sind 340 Hochschuleinrichtungen aus den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie aus Island, Norwegen, Serbien und der Türkei beteiligt. Die 16 Pilotallianzen, die weiter gefördert werden, und die vier Allianzen, die neu dazu gestoßen sind, werden durch die EU für (weitere) vier Jahre mit bis zu 14,4 Millionen Euro pro Allianz im Rahmen des Erasmus+-Programms gefördert.
Die folgenden acht baden-württembergischen Hochschulen sind an sieben Europäischen Hochschulallianzen beteiligt:
Partnerhochschulen: Universität Strasbourg (Frankreich / Koordination), Universität Haute-Alsace (Frankreich), Universität Amsterdam (Niederlande), Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (Polen), Universität für Bodenkultur Wien (Österreich), Aristoteles-Universität Thessaloniki (Griechenland), die Süddänische Universität Odense (Dänemark) und als „assoziierter Partner“ u. a. der grenzüberschreitende Hochschulverbund „Eucor – The European Campus“
Kurzporträt: Die Mitglieder der EPICUR-Allianz möchten ihre Zusammenarbeit im Bereich der universitären Lehre weiter vertiefen. Sie streben an, neben der Entwicklung von innovativen Lehr- und Lernmöglichkeiten für ihre Studierenden und Mitarbeitenden die digitale Transformation über ihren mehrsprachigen interuniversitären EPICUR-Campus zu fördern und grenzenlose Mobilität zu unterstützen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die fächerübergreifende humanistische Bildung („Liberal Arts and Sciences“) mit Fokus auf den Themenbereichen „Ökologische und Gesellschaftliche Nachhaltigkeit“ und „Europäische Identitäten“. Zudem beabsichtigen die Partneruniversitäten, im Rahmen agiler Governance-Strukturen („federation of universities“) gesellschaftlich relevante Herausforderungen in kollaborativen, inter- und transdisziplinären Forschungsprogrammen anzugehen und eine neue Generation von Europäern zu befähigen, die europäische Gesellschaft mitzugestalten.
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Partnerhochschulen: Karls-Universität Prag (Tschechien), Universität Sorbonne in Paris (Frankreich / Koordination), Universität Kopenhagen (Dänemark), Universität Mailand (Italien), Universität Warschau (Polen) und – als Vollmitglied des 4EU+ European University Alliance e.V. – die Universität Genf (Schweiz)
Kurzporträt: Die Partnerschaft von 4EU+ baut auf bereits bestehenden bilateralen und multilateralen Kooperationen auf, will jedoch die Zusammenarbeit der Universitäten in den Bereichen Forschung, Lehre und Innovation intensivieren und auf einer neuen Ebene verankern. Die Vision der 4EU+-Allianz ist die einer „Europäischen Hochschule“ nach dem Vorbild der „Comprehensive Research University“, einer forschenden Volluniversität, die die Studierenden, Lehrenden und Forschenden an den Partneruniversitäten miteinander verbindet und auf einem gemeinsamen multi- und interdisziplinären Bildungsangebot, forschungsbasierten, innovativen Lehrmethoden und einer verbesserten physischen und virtuellen Mobilität beruht. In einem gemeinsamen Leitbild bekennen sich die Partner der Allianz zur Verantwortung der Universitäten, Lösungen für globale Herausforderungen zu erarbeiten. Die vier zentralen Arbeitsfelder (“Flagships“) befassen sich mit Fragen der Gesundheit und des demographischen Wandels im städtischen Raum, mit Fragen rund um die europäische Identität sowie mit der digitalen Transformation und mit ökologischen Umbrüchen. In den nächsten vier Jahren wollen die Partner u. a. den studierendenzentrierten Ansatz vertiefen und neue gemeinsame digitale Infrastrukturen und Dienste entwickeln, um den bereits bestehenden Rahmen für die Verwaltung und das Management weiter zu verbessern. Das Projekt wird durch den 4EU+ European University Alliance e.V. koordiniert, der 2021 gegründet wurde.
Weitere Informationen:
4EU+ - European University Alliance
Partnerhochschulen: Universität Aix-Marseille (Frankreich / Koordination), Nationale und Kapodistrias Universität Athen (Griechenland), Universität Bukarest (Rumänien), Université libre de Bruxelles (Belgien), Universidad Autónoma de Madrid (Spanien), Sapienza-Universität in Rom (Italien), Universität Stockholm (Schweden), die Paris Lodron Universität Salzburg (Österreich) sowie als „assoziierter Partner“ die Universität Glasgow (Vereinigtes Königreich)
Kurzporträt: CIVIS versteht sich als globale Allianz und speziell als Mittler zwischen Europa, dem Mittelmeerraum und Afrika. Seit Beginn der Kooperation wurde deshalb eine strategische Partnerschaft mit sechs afrikanischen Universitäten geschlossen. Zudem liegt der Fokus der CIVIS-Allianz auf hochqualitativer Lehre und auf der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements (dazu haben die zehn Partneruniversitäten bereits zehn „Open Labs“ in ihren Städten eingerichtet) CIVIS hat sich zum Ziel gesetzt, aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen in fünf interdisziplinären Schwerpunktbereichen („Hubs“) anzugehen. Diese sind: „Umwelt und Klimawandel“, „Gesundheit“, „Demokratie und kulturelles Erbe“, „Nachhaltigkeit und inklusive Mobilität“ sowie „digitaler und technologischer Wandel“. In den nächsten vier Jahren wollen die Partner u. a. ihr gemeinsames Lehrangebot im Rahmen der „Hubs“ sowie die „Open Labs“ weiter ausbauen und miteinander verbinden und die Mobilität der Studierenden und Beschäftigten weiter erhöhen.
Weitere Informationen:
Civis - A European Civic University
Partnerhochschulen: Universität Paris 8 Vincennes-Saint-Denis (Frankreich / Koordination), Universität Roskilde (Dänemark), Universität der Ägäis (Griechenland), Neue Bulgarische Universität in Sofia (Bulgarien)
Kurzporträt: Im Fokus der ERUA-Allianz steht der Reformgedanke, der die fünf Netzwerkpartner seit ihrer Gründung begleitet. Die Partnerhochschulen verbindet ein gemeinsames Verständnis von Reform als kontinuierliche Selbsterneuerung sowie ein Schwerpunkt in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Durch flexibilisierte Studiengänge, die europaweit studiert werden können, ein Zusatzangebot, das europäische Werte aufgreift, sowie einen lebendigen wissenschaftlichen Austausch will ERUA die Internationalisierung in alle Bereiche der Universität tragen sowie reale und virtuelle Mobilität auf allen Ebenen ermöglichen.
Weitere Informationen:
ERUA – European Reform University Alliance
Partnerhochschulen: Luiss Libera Università Internazionale degli Studi Sociali Guido Carli in Rom (Italien), NHH Norwegian School of Economics in Bergen (Norwegen), Universität Tilburg (Niederlande), Universität für National- und Weltwirtschaft in Sofia (Bulgarien), Universität Toulouse 1 Capitole (Frankreich), Wirtschaftsuniversität Wien (Österreich)
Kurzporträt: ENGAGE.EU ist eine Allianz von sieben führenden europäischen Universitäten in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, die darauf abzielt, der neuen Generation Europäerinnen und Europäer erforderliche Kompetenzen und Mittel zur Bewältigung der großen sozialen Herausforderungen zu vermitteln. ENGAGE.EU will Bildung und Forschung weiterdenken und ein Inkubator für gesellschaftliche Veränderungen werden. Die Universität Mannheim ist Mitglied und zugleich Koordinatorin der gesamten Allianz.
Weitere Informationen:
ENGAGE.EU – The European University Engaged in Societal Change
Partnerhochschulen: Munster Technological University (Irland), Högskolan i Skövde (Schweden), Medical University Sofia (Bulgarien), Universidad de Oviedo (Spanien/ Koordination), Università degli Studi "G. d'Annunzio" Chieti-Pescara (Italien), Universitatea Tehnică „Gheorghe Asachi” din Iaşi (Rumänien), Université de Rouen Normandie (Frankreich), Universität Kreta (Griechenland) und die Fachhochschule Südostfinnland - Xamk (Finnland)
Kurzporträt: Die zehn Partner planen einen europäischen inter-universitären „Campus“ mit einem hohen Maß an physischer, virtueller und/- oder gemischter Mobilität der Studierenden und des Personals aller Partnereinrichtungen, um gemeinsam studieren, lehren und forschen zu können. Auf der Grundlage gemeinsam entwickelter, innovativer Curricula wird es den Studierenden ermöglicht, maßgeschneiderte europäische Abschlüsse oder andere akademische Qualifikationen in den unterschiedlichsten Disziplinen zu erwerben. Dabei werden die Studierenden von der sehr großen Auswahl profitieren, die sich durch die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Vielfalt der einzelnen Mitglieder, ihrer lokalen, regionalen und nationalen Ökosysteme und nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Hochschultypen, die die Allianzmitglieder vertreten, ergibt. Im Rahmen des nationalen Begleitprogramms zur EU-Initiative fördert der DAAD aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das INGENIUM-Netzwerk bereits seit 2021. Im Fokus des DAAD-Projekts unter Federführung der Hochschule Karlsruhe steht die kollaborative Entwicklung länderübergreifender Lehrangebote mit digitalen Komponenten.
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Partnerhochschulen: Mondragon Universität (Spanien / Koordination), FH Johanneum in Graz (Österreich), John von Neumann Universität in Kecskemet (Ungarn), FH Savonia in Kuopio (Finnland), Technische Universität Koszalin (Polen), MCAST Malta College of Arts, Science and Technology (Malta), PAR University College (Kroatien) und ESTIA Institute of Technology (Frankreich)
Kurzporträt: Die neun Partnerhochschulen möchten zusammen die globale Referenz für hochqualitatives duales Studieren werden. Als weltweit größte integrierte duale Hochschule wollen sie dabei helfen, Europas zentrale gesellschaftliche Herausforderungen wie etwa den Klimawandel oder die Digitalisierung zu bewältigen und Europa grüner, gleichberechtigter und wirtschaftlich erfolgreicher machen. In den nächsten vier Jahren sollen u. a. ein gemeinsames „Micro-Credential“-Portal gestartet und ein Kooperationsmechanismus zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Blick auf Lehre, Forschung und Einbindung der Industrie eingerichtet werden.
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