Tierschutz

400.000 Euro für Erforschung von Tierversuchs-Alternativen

Die Landesregierung räumt dem Tierschutz bei Versuchstieren einen hohen Stellenwert ein und macht sich dafür stark, die Zahl der in Forschung und Lehre verwendeten Tiere so weit wie möglich zu verringern. Sie stellt deshalb 400.000 Euro für ein Forschungsprogramm zu Tierversuchs-Alternativen zur Verfügung.

Die zunehmende Diskussion um den Wert von Tierversuchen zeigt deutlich, dass es unabhängig vom limitierenden rechtlichen Rahmen einer offenen Erörterung innerhalb der Forschungsgemeinschaft bedarf. Dabei sind eine ständige kritische Selbstbetrachtung, ein stetiger Wettbewerb um die beste Lösung im experimentellen Ansatz und ernsthafte Bemühungen um eine kontinuierliche Reduktion von Tierversuchen erforderlich. Deshalb setzt die Landesregierung auch im Jahr 2014 ihr erfolgreiches Förderprogramm zur Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch fort.

„Zeitgemäßer Tierschutz braucht Alternativen zu Tierversuchen und deshalb eine gezielte Förderung der Forschung. Das mit 400.000 Euro dotierte Forschungsprogramm zu Tierversuchs-Alternativen in Forschung und Lehre ist daher ein unerlässlicher und zukunftsweisender Baustein für mehr Tierschutz“, sagte der für den Tierschutz zuständige Verbraucherminister Alexander Bonde anlässlich der Bekanntgabe der Forschungsförderung.

„Baden-Württemberg ist ein wichtiger Standort der biomedizinischen Forschung. Daraus erwächst eine besondere Verantwortung für den Tierschutz bei Versuchstieren. Die Landesregierung setzt sich dafür ein, dass die Anzahl von Tieren, die in der Forschung sowie in der Aus-, Fort- und Weiterbildung verwendet werden, reduziert wird. In den vergangenen Jahren wurden deshalb verschiedene Initiativen ergriffen“, sagte Forschungsministerin Theresia Bauer. Ein vollständiger Verzicht auf den Einsatz von Tieren in der Forschung sei derzeit nicht möglich – bestimmte Versuche, beispielsweise im Rahmen von Sicherheitsprüfungen, seien sogar gesetzlich vorgeschrieben, so Bauer weiter. „Deshalb fördern wir gezielt die Entwicklung alternativer Methoden in Forschung, Entwicklung und Ausbildung“, so Bauer.

„Mit dem Förderprogramm wollen wir einen Anreiz setzen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Alternativmethoden für Tierversuche entwickeln möchten“, sagte Verbraucherminister Bonde. Minister Bonde und Ministerin Bauer dankten allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich beworben hatten, für deren großes Engagement zum Wohl der Versuchstiere. „Wir sind beeindruckt von den vielen Ideen und Forschungsansätzen der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen in Baden-Württemberg. Auch der Bewertungskommission danken wir für die hervorragende Arbeit. Die zur Förderung ausgewählten Projekte werden einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Verwendung von Tieren in der Wissenschaft und Lehre leisten“, so Bonde und Bauer abschließend.

Geförderte Projekte

Bei der Ausschreibung zur Förderung der Entwicklung und Anwendung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche wurden elf Förderanträge eingereicht. Die mit Vertreterinnen und Vertretern aus Tierschutz und Wissenschaft besetzte Bewertungskommission hat daraus drei Projekte ausgewählt, die die Förderung erhalten. Die ausgewählten Projekte werden von der Landesregierung über einen Zeitraum von jeweils zwei Jahren finanziert.

Projekt 1:

Prof. Dr. Steven Dooley, Abt. Molekulare Hepatologie – Alkoholfolgeerkrankungen II. Med. Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg
Prof. Dr. Andreas Nüssler, Siegfried Weller Institut für unfallmedizinische Forschung Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Forschungsvorhaben: Epigenetische Reaktivierung hepatischer Zelllinien

Mit diesem Projekt sollen durch gezielte Modifikation menschliche Leberzelllinien so reaktiviert werden, dass sie eine Stoffwechselaktivität vergleichbar primärer humaner Leberzellen erlangen. Ziel ist, ständig und in großen Mengen verfügbare Zellen als Alternative für Toxizitätstests an lebenden Tieren bereitzustellen.

Projekt 2:

PD Dr. Katja Breitkopf-Heinlein, II. Medizinische Klinik; Universitätsmedizin Mannheim (UMM), Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg

Forschungsvorhaben: Generierung von 3-dimensionalen, humanen Leberstrukturen (liver buds) für präklinische Toxizitätstests

Mit diesem Projekt sollen organartige Leberstrukturen („liver buds“) in vitro erzeugt werden, zunächst unter Verwendung von humanen Hepatozyten und sinusoidalen Endothelzellen. Die spontan entstehenden Strukturen sollen weiter charakterisiert sowie deren Langzeitkultur (bis zu 30 Tage) optimiert und standardisiert werden. Ziel wird sein, die mögliche Leber-toxische Wirkung von Substanzen an diesen liver buds in vitro zu überprüfen. Ein weiteres Ziel dieses Projektes ist die Integration anderer Zelltypen in die liver buds Die Verwendung solcher optimierten 3-D Strukturen sollte den Einsatz von tierversuchsbasierten chronischen (Leber-)Toxizitätstests deutlich verringern, wenn nicht gar ersetzen können.

Projekt 3:

Prof. Dr. Karl-Ernst Grund, Experimentelle Chirurgische Endoskopie, Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Tübingen

Forschungsvorhaben: Tierersatzmodelle für Chirurgie und Endoskopie

Entwicklung eines komplett tierfreien Übungsmodells (Phantoms) für die Ausbildung in Chirurgie und Endoskopie, wobei unter anderem eine realitätsnahe Darstellung der menschlichen Anatomie sowie pathologischer Strukturen (Polypen, Tumore) und die Simulation von Komplikationen (z.B. Blutung, Perforation etc.) ermöglicht werden soll. Das Modell kann zusätzlich mit neu entwickelten, virtual-reality-Verfahren zur Vermeidung von Strahlenbelastung beim Röntgen (z.B. beim Training von endoskopischen Gallenwegsuntersuchungen) kombiniert werden.

Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Tierversuche und Ersatzmethoden

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