Studium

Bundesweit erste Juniorprofessur für Alphabetisierung an der Pädagogischen Hochschule Weingarten

Eine Person schreibt mit einem Kugelschreiber Notizen in einen linierten Block. (Foto: © Wilhelm Mierendorf / Universität Mannheim)

In Baden-Württemberg gibt es - trotz guter Bildungschancen - über eine Million Menschen, die einzelne Buchstaben zwar lesen können, aber bereits bei kürzeren Texten große Schwierigkeiten haben. Als Geringqualifizierte sind Analphabeten auf dem Arbeitsmarkt oftmals benachteiligt und von Armut bedroht. Mit Unterstützung des Wissenschaftsministeriums hat die Pädagogische Hochschule (PH) Weingarten nun bundesweit die erste Juniorprofessur für Alphabetisierung und Grundbildung in Forschung und Lehre eingerichtet und mit Dr. Ilka Koppel besetzt. Die Juniorprofessorin hält in diesen Tagen ihre ersten Vorlesungen und Seminare.

„Die Pädagogische Hochschule Weingarten nimmt mit der ersten Juniorprofessur im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung bundesweit eine Vorreiterrolle ein.
Darin unterstützen wir sie, denn angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung des Themas und der vielen Einzelschicksale ist es dringend notwendig, dass wir mehr qualifizierte Lehrkräfte haben, die Jugendlichen mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten und bereits erwachsenen Analphabeten eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe geben. Die zwingende Voraussetzung dafür ist: lesen und schreiben zu können“, sagte Wissenschaftsministerin Bauer am Mittwoch (22. November) in Stuttgart. Das Wissenschaftsministerium und die PH Weingarten engagieren sich auch im Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung.

Bislang wird das Thema Alphabetisierung bundesweit an den Hochschulen noch sehr zurückhaltend bearbeitet, entsprechende Professuren oder Studienangebote für Lehrkräften gab es bislang nicht. Das Wissenschaftsministerium unterstützt den Ausbau des Studienangebots zum Thema Alphabetisierung und Grundbildung an der Pädagogischen Hochschule Weingarten mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 300.000 Euro. Zentrales Element ist die Einrichtung der W1-Professur „Alphabetisierung und Grundbildung“.

Computer für die Alphabetisierung

Der Studiengang wird von der zum Wintersemester 2017/18 neu berufenen Juniorprofessorin Dr. Ilka Koppel geleitet. Sie hat sich bereits an der Universität Bremen mit der Frage beschäftigt, wie die Bildschirmoberfläche von Computern gestaltet sein muss, damit auch Personen mit niedrigen Lese- und Schreibfähigkeiten den Computer nutzen können. „Damit beschäftigt sie sich nicht nur mit dem elementaren Thema Alphabetisierung und Grundbildung, sondern berücksichtigt auch Fragen rund um das Zukunftsthema Digitalisierung, das immer mehr Lebensbereiche erfasst. Die zentrale Frage ist, welche digitalen Grundkompetenzen notwendig sind, um eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen“, so Bauer weiter.

Unterstützung beim Lesen und Schreiben

Bereits zum Wintersemester 2016/17 konnte mit der Unterstützung des Wissenschaftsministeriums an der PH Weingarten ein bundesweit einmaliger Masterstudiengang „Alphabetisierung und Grundbildung“ eingerichtet werden. Dieser Masterstudiengang richtet sich an Absolventen von Lehramtsstudiengängen sowie Absolventen der Bachelorstudiengänge „Lernförderung“, „Mehrsprachigkeit und kulturelle Bildung“ oder „Sozialpädagogik“: Die Studierenden lernen, wie sie Jugendliche und Erwachsene gezielt beim Lesen und Schreiben lernen unterstützen können. Das Studium kann in Voll- oder Teilzeit absolviert werden. 

Weitere Informationen

Eine Tätigkeit im Bereich der geringen Grundbildung und Alphabetisierung ist aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen der Zielgruppe sehr anspruchs-voll. Bisher gab es für Lehrerinnen und Lehrer aber keine spezifische Vorbereitung für den Umgang mit Lernenden. Der im Wintersemester 2016/17 eingerichtete Masterstudiengang „Alphabetisierung und Grundbildung“ stellt die bundesweit einmalige Möglichkeit dar, künftige Lehrerinnen und Lehrer für die zielgerichtete Unterstützung und Bildung von Jugendlichen mit Lese-/ Rechtschreibschwierigkeiten sowie erwachsenen funktionalen Analphabeten auf dem Niveau eines Master of Arts optimal vorzubereiten. Begleitet wird dieser Studiengang von der nun zum Wintersemester 2017/18 neu berufenen Juniorprofessorin Dr. Ilka Koppel.

Im Vordergrund steht die Fähigkeit, individuelle Lernvoraussetzungen und -verläufe Jugendlicher und Erwachsener zu analysieren und die Ergebnisse solcher Analysen mit dem Ziel zu nutzen, die betreffende Person zu fördern und ihr einen Zugang zu selbstständigem, lebenslangem Lernen zu ermöglichen. Der wegweisende Ansatz beinhaltet auch die Vermittlung forschungsmethodischer Kompetenzen.

Dr. Ilka Koppel wird sich an der Pädagogischen Hochschule Weingarten mit den Themen „Alphabetisierung und Grundbildung“, „Digitale Grundbildung“ sowie „Computerbasierte Diagnostik und Förderung“ beschäftigen. Dabei befasst sie sich mit den Fragen, welche digitalen Grundkompetenzen notwendig sind, um eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, welche computerbezogenen Kompetenzen Personen mit Grundbildungsbedarf mitbringen und wie sich diese fördern lassen sowie welche Gelingensbedingungen für den Einsatz digitaler Medien in der Alphabetisierung und Grundbildung bestehen.

Das bereits bestehende Angebot der PH Weingarten wird damit ausgeweitet und vor allem um forschungsmethodische Aspekte bereichert. Mit dem Ausbau des Studienangebots sollen Lehrkräften mit Aufgaben im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung umfassende Handlungskompetenzen vermittelt werden, damit Jugendliche und Erwachsene gezielt beim Lesen und Schreiben lernen unterstützt werden können.

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