„Junge Innovatoren“

Forschungsministerium fördert Start in die Selbständigkeit mit 1,3 Millionen Euro

„Innovation beginnt mit Forschung. Aber Innovation braucht auch Perspektiven. Wir unterstützen junge Wissenschaftler dabei, sich mit einer innovativen Gründungsidee in Baden-Württemberg selbständig zu machen“, sagt Forschungsministerin Theresia Bauer.

Wesentliche Impulse für Innovationen verdankt Baden-Württemberg der Forschung an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Land. Mit dem Programm ‚Junge Innovatoren‘ will das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Mut machen, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. „Aus den Hochschulen und Forschungseinrichtungen des Landes heraus sollen neue Unternehmen entstehen, die den Markt mit zukunftsträchtigen, innovativen Produkten und Dienstleistungen bereichern“, sagte Ministerin Bauer am Donnerstag (5. Dezember) in Stuttgart.

Das Forschungsministerium fördert daher neun neue Existenzgründungsvorhaben am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an der Hochschule Reutlingen, den Universitäten Freiburg, Konstanz und Ulm sowie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Zudem werden zehn bereits laufende Existenzgründungsvorhaben weitergefördert. Das Programm hat seit 1995 über 200 Unternehmensgründungen aus Baden-Württemberg zu einem gelungen Start verholfen. „Die neun neuen Projekte, deren Förderung wir jetzt beschlossen haben, sollen diese Erfolgsgeschichte fortsetzen“, so Ministerin Bauer.

Hintergrund

Das Programm „Junge Innovatoren“ ist ein seit langer Zeit sehr erfolgreiches Instrument zur Unterstützung von Existenzgründerinnen und Existenzgründern aus den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen unseres Landes. Baden-Württemberg hat damit 1995 bundesweit die Vorreiterrolle für die Förderung von Existenzgründungen aus dem wissenschaftlichen Bereich übernommen. Die bislang geförderten Initiativen umfassen ein breites Spektrum, das insbesondere zukunftsträchtige Felder umfasst, wie beispielsweise Optoelektronik, Biotechnologie, Medizintechnik, Solartechnik, Automatisierungstechnik und Mechatronik.

Voraussetzung für die Unterstützung der Vorhaben ist stets, dass sie die Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren in Baden-Württemberg beinhalten. Gefördert wird nicht die Existenzgründung als solche, sondern die gezielte Vorbereitung darauf. Die Gründerinnen und Gründer erhalten eine finanzielle Unterstützung zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes und ein begleitendes Coaching durch praxiserfahrene Personen. Darüber hinaus können sie die Infrastruktur der jeweiligen Hochschule bzw. Forschungseinrichtung nutzen.

Junge Innovatoren 

Die neu in das Programm aufgenommenen Vorhaben

Freiburg

„MPS-Medizinische Planungssysteme“: Die steigende Zahl an diagnostizierten Krebserkrankungen führt zu einem permanent wachsenden Behandlungsbedarf. Dem medizinischen Personal steht durchschnittlich jedoch immer weniger Zeit am Patienten zur Verfügung. Zudem erfolgt die Planung von Chemotherapien vielerorts noch immer manuell, obwohl klinische Behandlungspfade zunehmend komplexer werden. Hieraus können langwierige, fehleranfällige und ineffiziente Prozessabläufe resultieren. Das Projekt „MPS - Medizinische Planungssysteme“ bietet eine modulare Therapie- und Qualitätsmanagement-Software, die - basierend  auf dem Wissen und der Datenbasis der Universitätsklinik Freiburg - onkologisch-hämatologischen Kliniken, Versorgungszentren und Praxen eine fehlerfreie, effiziente und qualitativ hochwertige Planung und Verwaltung von Chemotherapien und Strahlen-Chemotherapien ermöglicht.

Heidelberg

„mbits“ ist ein Technologieunternehmen, das medizinische Software speziell für mobile Geräte wie Tablet-PCs und Smartphones entwickelt. Als Ausgründung aus der Abteilung medizinische und biologische Informatik am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) kann das Unternehmen auf über 20 Jahre an Erfahrung und Wissen auf dem Gebiet der medizinischen Bildverarbeitung zurückgreifen. Da Mobilität, Datenverfügbarkeit und die reibungslose Kommunikation für die IT im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle spielen, eröffnen mobile Geräte völlig neue Möglichkeiten. Kern der Geschäftsidee von mbits ist es daher, die mobile medizinische Bildverarbeitung weiter zu entwickeln und zu vermarkten, insbesondere mit Blick auf die zunehmende Bedeutung der personalisierten Medizin.

Karlsruhe

„simQoo“: Mängel im Bereich der Produktqualität haben ihre Ursache häufig schon in der Lieferkette. Trotzdem können Lieferanten heute nur sehr aufwendig direkt in die Qualitäts­sicherung eines Herstellers mit eingebunden werden. Die Hersteller haben daher oft keinen umfassenden Überblick über die entsprechenden Aktivitäten ihrer Lieferanten, was zu einer schlechten Reaktionsfähigkeit bei defekten Zulieferteilen führt. simQoo ermöglicht mit seiner Software den systematischen unternehmensübergreifenden Austausch und die automatisierte Auswertung entlang der Lieferkette anfallender Qualitätsdaten bei einer gleichzeitigen Unterstützung der branchenspezifischen Prozessabläufe. Drohende Qualitätsprobleme können somit frühzeitig erkannt und noch vor ihrer Entstehung gemeinsam und effizient verhindert werden.

„Mighty Instruments“: Die Firma bietet mit ihrer Software 'Mighty Tiles Pro' eine neue Technik zur computergestützten Erzeugung von Oberflächenabbildungen an. Statt wie bisher einfache Fotos von z. B. kompletten Ziegelwänden oder Fliesenböden zu verwenden, werden bei 'Mighty Tiles Pro' Bodenbeläge und Wandverkleidungen auf Basis einzelner Ziegel bzw. Fliesen computergestützt generiert, wobei nicht nur die reine Farbinformation, sondern auch weitere Eigenschaften hinzugenommen werden. Durch die Möglichkeit, alle Eigenschaften (Reflexionseigenschaften, Farbvariationen, Kantenvariationen, wie z. B. Alterungserscheinungen und Abflachungen) individuell verändern zu können, ist es erstmals möglich, schnell, intuitiv und flexibel sehr realitätsnahe Oberflächenabbildungen im gewünschten Detailgrad zu gestalten. Das Produkt richtet sich an Architekturvisualisierer, Film- bzw. Mediengestalter und 3D-Artists in der Visualisierung allgemein bzw. für Videospiele.

„OPVengineering“: Vor dem Hintergrund ständig kürzer werdender Entwicklungszyklen und der zunehmenden Elektrifizierung von Automobil-Antriebssystemen entwickelt und vertreibt OPVengineering Lösungen für hochdynamische Prüfstandsysteme. Das Produktportfolio umfasst insbesondere Echtzeitsimulationsmodelle für Antriebskomponenten wie Verbrennungsmotoren und elektrische Antriebe zum Aufbau virtueller Gesamtfahrzeuge. Durch die Integration in die Prüfstandautomatisierung können einzelne Antriebselement-Prototypen realitätsnäher als bisher getestet und analysiert werden. Durch die somit sinkende Anzahl aufwändiger Gesamtfahrzeugprototypen wird der Entwicklungsprozess insgesamt kürzer und kosteneffizienter.

„da-cons“: Moderne Mikroskope erzeugen bei der hochaufgelösten Aufnahme von 3D Objekten (Zellen, Organe, Blutgefäße etc.) oder dynamischen Prozessen (Bewegungen, Entwicklungen im Raum etc.) enorme Datenmengen. Eine manuelle Auswertung dieser Datenflut ist mit handelsüblicher Software nicht praktikabel. Das da-cons-System (dcs) bietet Kunden eine individuelle und passgenaue Analyse, Visualisierung und Management der Rohdaten. Das umfasst u. a. die Erkennung und Vermessung von Größen, Formen, Volumen und Abständen und dient als Grundlage für die qualitativ bessere Untersuchung von Krankheiten, Medikamenten und Kosmetika. Komplettlösungen von Probenaufnahme, Aufbereitung, Analyse und Visualisierung werden durch Kooperationen mit Spezialisten in Biotechnologie und Datenakquisition sichergestellt.

Konstanz

„Prolago Biotec“ ist ein junges Unternehmen, das besonders innovative und anwendungs­freundliche Produkte für die Life Sciences und die medizinische Diagnostik entwickelt. Prolago wird maßgeschneiderte molekulare Werkzeuge anbieten, die schnelle Krankheitserregernachweise oder vereinfachte Erbgutuntersuchungen ermöglichen. Dadurch kann ein wichtiger Beitrag zur personalisierten Medizin und zur Senkung der allgemeinen Gesundheitskosten geleistet werden.

Reutlingen

Mit „SeNa Flora“ verfolgt die GlobalFlow GmbH das Ziel, eine neue Entsorgungstechnik für biogene Abfälle zu entwickeln, die im Output standardisierten, qualitätsgesicherten Biodünger produziert. Im Gegensatz zu den Produkten herkömmlicher Biokompost-Anlagen können hierbei insbesondere „problematische“ biologische Abfälle verwendet und durch den Prozess nicht nur recycelt, sondern sogar aufgewertet, also upgecycelt werden. Dazu gehören u.a. Gärreste von Biovergärungsanlagen, Langgras, Tiereinstreu, Holzverschnitt etc. Auf diese Weise werden biogene Abfälle und wichtige Nährstoffe in den Kreislauf zurückgegeben – ohne Geruchsbelästigung oder ähnliche Emissionen.

Ulm

Das Start-up „ImmerSight“ wurde 2013 von vier Absolventen der Universität Ulm gegründet und entwickelt Lösungen im Bereich virtuelle Realität. Die von ImmerSight entwickelte Raumbrille ist das weltweit erste mobile System für virtuelle Realität, das einfach und flexibel zu benutzen ist und maximale Freiheitsgrade ermöglicht. Dies erlaubt das komplette Eintauchen in den virtuellen Raum mit der eigenen Körperbewegung. Das Besondere: Der Benutzer läuft tatsächlich durch die Planung - bewegt er sich, bewegt sich auch das Bild, das er sieht. Als erste Branche soll die Badplanung von der innovativen Technologie profitieren. Hier kann der Kunde sich bspw. in seine Badewanne setzen und sein eigenes Bad vom Blickwinkel der Badewanne aus betrachten, bevor dieses Bad gebaut wird.

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