Kunst und Kultur

Kleinkunstpreis Baden-Württemberg im Theaterhaus Stuttgart verliehen

Gruppenbild der Preisträger des Kleinkunstpreises 2016, Quelle: Lotto BW
Symbolbild: Günter Fortmeier, Preisträger des Kleinkunstpreises 2016, (Bild: © Lotto BW)
Unduzo, Preisträger des Kleinkunstpreises 2016, Quelle: Lotto BW
Lumpenpack, Förderpreis Kleinkunstpreis 2016, Quelle: Lotto BW
Schlagzeugmafia, Förderpreis Kleinkunstpreis 2016, Quelle: Lotto BW
Matthias Weiss, Förderpreis Kleinkunstpreis 2016, Quelle: Lotto BW

Christof Stählin erhält posthum Ehrenpreis im Jubiläumsjahr des Wettbewerbs

Kunststaatssekretär Jürgen Walter MdL und Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk überreichten am Dienstag (19. April) im Theaterhaus Stuttgart den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2016. Die Preise im 30. Jubiläumsjahr des Wettbewerbs gingen an Günter Fortmeier aus Oberried und die A-cappella¬Formation Unduzo aus Freiburg. Den Ehrenpreis erhielt posthum der Liedermacher und Schriftsteller Christof Stählin. 

Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg genießt einen besonderen Status, denn er wird als einziger Wettbewerb in Deutschland von einer Landesregierung als Staatspreis ausgelobt. Jürgen Walter MdL, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, betonte: „Der baden-württembergische Kleinkunstpreis steht für künstlerische Qualität. Zahlreiche namhafte Künstlerinnen und Künstler konnten in den letzten 30 Jahren ausgezeichnet werden – und das Potenzial im Land ist groß. Indem die Kleinkunst aktuell auf Themen und Debatten reagieren kann, ist sie nicht nur gute Unterhaltung, sondern belebt den gesellschaftlichen Diskurs. Damit hat sie auch weiterhin ihren unverzichtbaren Platz in der Kunstförderung des Landes.“ Lotto-Chefin Marion Caspers-Merk hob hervor: „Für viele junge Künstler ist der Kleinkunstpreis auch ein Karriere-Sprungbrett. Dank ihm erreichen die Gewinner neue Publikumskreise und können ihren Bekanntheitsgrad weiter steigern. Lotto wird die Kleinkunst auch in Zukunft tatkräftig unterstützen, denn sie ist nah an dem, was die Menschen bewegt.“

Hauptpreise für Günter Fortmeier und Unduzo

Günter Fortmeier aus Oberried im Südschwarzwald überzeugte die Jury mit der ganzen Bandbreite seines komödiantischen Könnens: Als exzellenter Pantomime, Schattenspieler und Bauchredner mache er Kleinkunst mit einfachsten Mitteln. Verblüffend und faszinierend zugleich erschaffe er mit dem vollendeten Spiel seiner Hände lebendige Figuren und ganze Welten. Feinsinnig bis in die Fingerspitzen begeistere seine einzigartige Handcomedy, die Striptease-Nummer zu Gainsbourg-Musik sei gar zum Niederknien. Unduzo aus Freiburg punktete als „die junge Antwort auf die A-cappella-Tradition“. Gespickt mit Musical-Elementen, Beatboxing und Wortwitz liefere das fünfköpfige Vokalensemble eine freche, selbstbewusste Performance. Als herausragend wurden die Geräuschkulissen der studierten Musiker und die Orchestrierung zu den Songs gewürdigt. Die Hauptpreise zu je 5.000 Euro werden zu gleichen Teilen vom Land Baden-Württemberg und der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg finanziert. 

Förderpreise für Matthias Weiss, Die Schlagzeugmafia und Das Lumpenpack

„Der Herr am Klavier distinguiert in bester Kreisler- und Wecker-Tradition,“ meinte die Jury und zeichnete Matthias Weiss mit einem Förderpreis aus. Der Liedermacher aus Schorndorf präsentiert „leichte Lieder vom Ernst des Lebens“, die meist gar nicht so böse klingen, wie sie gemeint sind. Sein feines und bisweilen melancholisches Klavierkabarett besticht mit bissigen Texten und scharfsinnigem schwarzen Humor. „Beat-Entertainment“ nennt Die Schlagzeugmafia aus Mannheim ihre virtuose Perkussion. Fünf ehemalige Studenten der Popakademie durchbrechen die Rhythmik ihrer Drums mit humorvollen pantomimischen Szenen. Voller Körpereinsatz gepaart mit perfekt gesetzter Lichtregie und professioneller Choreografie schaffe echte Showatmosphäre, urteilte die Jury und vergab einen Förderpreis für dieses ungewöhnliche Kleinkunstformat. Ebenfalls mit einem Förderpreis ausgezeichnet wurde Das Lumpenpack alias Max Kennel und Jonas Meyer aus Stuttgart. Mit einer beachtlichen Bühnenerfahrung aus ihrer Poetry Slam-Vergangenheit serviere das musikalische Duo erfrischende Stand-Up Comedy mit einer gehörigen Portion Selbstironie, so die Jury. Die Betulichkeiten ihrer Generation nehmen die beiden Mittzwanziger schonungslos aufs Korn: Salat mitbringen? Schuhe ausziehen? Lieber steil gehen!

Ehrenpreis für Christof Stählin

Der mit 5.000 Euro dotierte Ehrenpreis ging posthum an den im September 2015 verstorbenen Künstler Christof Stählin. Der seit vielen Jahren in Hechingen (Zollernalbkreis) beheimatete Künstler galt als Liedermacher der ersten Stunde neben Hannes Wader und Reinhard Mey. Der Preis wurde 2016 zum siebten Mal verliehen. Er wird von Lotto Baden-Württemberg gestiftet. Mit ihm sollen Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich um die Kleinkunst im Land verdient gemacht haben. Christof Stählin habe nie die laute Performance für großes Publikum gesucht, so die Jury. Vielmehr habe er die Wirklichkeit mit den Worten des Poeten eingefangen und als Liedermacher auf stille Weise musikalisch übersetzt. Sein Publikum und seine Schüler hätten gerade dies geschätzt, darin liege auch das große Verdienst von Stählin für die Kleinkunst. Mit ihm sei das Wortkabarett zwar an Jahren gewachsen. Gleichzeitig begeistere sich junges Publikum heute für Poetry Slam und deutsche Liedtexte. Zu Stählins Schülern an seiner berühmten Sago-Akademie zählten u.a. Judith Holofernes, Frontfrau der Band „Wir sind Helden“, der Kabarettist Eckart von Hirschhausen und auch der Laudator des Abends, der Musiker und Kabarettist Martin Betz. „Fremdenführer in den Schluchten des Alltags, das ist sein Beruf gewesen – und sein Auftrag an uns: das Offensichtliche nicht zu übersehen,“ betonte Betz am Dienstag im Theaterhaus.

30 Jahre Kleinkunstpreis Baden-Württemberg

Der Kleinkunstpreis Baden-Württemberg ist der höchstdotierte und einzige Landespreis für Kleinkunst in Deutschland. Nicht wenige der ausgezeichneten Künstler, unter ihnen Rolf Miller, Bülent Ceylan und Florian Schröder, konnten den Preis als Sprungbrett in eine nationale Karriere nutzen. Zu den Gewinnern des erstmals 1986 vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport ausgelobten Preises zählen auch die Füenf, Christoph Sieber, Eure Mütter, Martina Brandl, Topas, Bernd Kohlhepp und Christine Prayon. In 30 Jahren ging die Auszeichnung insgesamt an 136 Preisträger aller Kleinkunstgenres. Betreut wird der Kleinkunstpreis für das Land durch die Akademie Schloss Rotenfels bei Gaggenau. Die Staatliche Toto-Lotto GmbH unterstützt die Kleinkunstpreisträger seit Jahren mit landesweiten Auftritten bei Festivals oder auf renommierten Kleinkunstbühnen. 

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