Studium

Wissenschaftsministerium und Universitäten verabschieden Memorandum zur Verbesserung der Studienbedingungen

Das Wissenschaftsministerium und die Universitäten des Landes haben die Ergebnisse der Workshops zur Bologna-Reform und deren Umsetzung im Land in einem Ergebnis-Memorandum zusammengefasst. In insgesamt vier Workshops hatten Studierende, Hochschulvertreter und Experten auf Anregung des Wissenschaftsministeriums Aspekte der Bologna-Reform erörtert. “Die Bologna-Reform hat erstmals einen europäischen Hochschulraum mit vergleichbaren Abschlüssen geschaffen. Dies war ein wichtiger Schritt. Es wurde jedoch auch klar, dass wir die Umsetzung der Reform flexibler gestalten müssen. Daher hat die Landesregierung vor einem Jahr einen Bologna-Kongress veranstaltet. Er war der Startschuss für einen intensiven Dialog, dessen Ergebnisse wir in einem Memorandum festhalten“, sagten Minister Frankenberg und Professor Dr. Horst Hippler, der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Universitäten und Präsident des KIT. Der Kongress habe einen Kommunikationsprozess an und mit den Universitäten angestoßen, der in regionalen Workshops weitergeführt worden sei und noch immer anhalte. „Die Workshops haben die Diskussion um die gestufte Studienstruktur versachlicht und Missverständnisse ausgeräumt. Das gegenseitige Verständnis und Vertrauen ist gestiegen. Darüber hinaus ist den Universitäten bewusst geworden, mit welchen Herausforderungen sich ihre Studierenden auseinandersetzen. Ich begrüße es ausdrücklich, dass die Universitäten den Dialog zu Bologna weiterführen möchten“, so der Minister. Der LRK-Vorsitzende und KIT-Präsident Professor Horst Hippler betonte die Notwendigkeit, den Bologna-Prozess durch flankierende Maßnahmen zu unterstützen. Dies gelte insbesondere für den naturwissenschaftlich-technischen Bereich, in dem trotz der hervorragenden Berufsaussichten die Anfängerzahlen zu niedrig und die Studienabbrecherquoten zu hoch seien.

Um die Studienanfänger auf das notwendige Niveau für die anspruchsvollen Studiengänge zu bringen, hätten die Universität Stuttgart und das Karlsruher Institut für Technologie ein gemeinsames MINT-Kolleg gegründet. „Unsere Studienanfänger kommen mit immer unterschiedlicheren Vorkenntnissen an die Universität. Wir wollen mit dem MINT-Kolleg bewirken, dass die jungen Leute ihre Begabung für diese Fächer entwickeln können, auch wenn das Vorwissen an der ein oder anderen Stelle noch fehlt.“ Das Propädeutikum werde einerseits eine bessere Orientierung bieten, andererseits auch das fachliche Grundlagenwissen vervollständigen und so zum erfolgreichen Studienabschluss beitragen. Horst Hippler betonte: „Wir brauchen mehr junge Talente in unseren Studiengängen. Hier setzen wir verstärkt auf diejenigen, die wir trotz Begabung noch nicht in genügender Zahl erreicht haben: junge Frauen und internationale Studierende. Der Bologna-Prozess wird helfen, uns gerade hier zu verbessern.“

Universitäten haben zahlreiche Verbesserungen bereits umgesetzt

Zahlreiche Verbesserungen haben die Universitäten nach Frankenbergs Worten im Laufe des letzten Jahres bereits umgesetzt. Meist sei die Prüfungsbelastung reduziert und die zeitliche Abfolge der Prüfungen mehr an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst worden. Die Universitäten hätten die einzelnen Lehreinheiten (Module) in den Studiengängen vergrößert, auch habe sich dadurch die Zahl der Prüfungen verringert. Um die Mobilität der Studierenden zu erhöhen, regelten Vorgaben in den Studienordnungen nun Mobilitätsfenster und Anrechnungsmöglichkeiten.

„An der Universität Tübingen enthalten die Bachelorstudiengänge künftig ein Flexibilitätsfenster. Es bietet den Studierenden die Möglichkeit zur individuellen fachlichen Profilbildung und trägt dazu bei, die beruflichen Perspektiven von Bache­lorabsolventen zu verbessern", erklärte die Prorektorin für Studierende, Studium und Lehre der Universität Tübingen, Professor Dr. Stefanie Gropper.

„Nach der mit hohem Aufwand betriebenen Entwicklung und Einrichtung der Bachelor- und Masterstudiengänge konzentrieren sich die Hochschulen nun auf die systematische und kreative Weiterentwicklung ihrer Studienprogramme“, sagte der Prorektor für Studium und Lehre der Universität Mannheim, Professor Dr. Hermann Ebner. Im Zuge der Auswertung der inzwischen gesammelten Erfahrungen sei eine Art ‚Bologna-Ideen-Werkstatt‘ entstanden. Viele der erarbeiteten Lösungsvorschläge hätten bereits Eingang in die Studiengangskonzepte, Prüfungsordnungen und Studienempfehlungen der Hochschulen gefunden.
Memorandum fasst Ergebnisse der Bologna  Workshops  zusammen

Frankenberg: „Das Memorandum fasst wichtige Ergebnisse der regionalen Dialoge zusammen. In der Struktur der Studiengänge sollen die individuellen Bedürfnisse der immer heterogener zusammengesetzten Studierendenschaft stärker berücksichtigt werden. Die richtige Antwort ist es, verstärkt Teilzeitangebote zu entwickeln und die Möglichkeiten zur Anrechnung und Anerkennung von Leistungen stärker zu nutzen. Das Profil der Hochschularten soll sich durch Bologna nicht verändern, ein Wechsel zwischen mehr theorie- und mehr anwendungsorientierten Hochschulen muss aber möglich bleiben. Gleichzeitig sollen die Studiengänge eine hinreichende wissenschaftliche Breite und Tiefe als Grundlage für Forschung und Beruf aufweisen. Hierzu wollen die Universitäten mit Hilfe der Fachgesellschaften Kerncurricula abstimmen und Studierende in die Gestaltung der Studiengänge einbinden.“

Beim Übergang vom Bachelor zu Master lehnten Universitäten und Ministerium pauschale Übergangsquoten ab, betonte Frankenberg. Derzeit stünden ausreichend Masterstudienplätze an den Universitäten des Landes zur Verfügung. Die Universitäten würden ihre Zulassungsordnungen für Masterstudiengänge auf zu rigide Anforderungen überprüfen und anpassen. Wegen der hohen Studienanfängerzahlen und Auswirkungen des Abiturjahrgangs 2012 werde im Anschluss an das Programm „Hochschule 2012“ voraussichtlich ab 2014 ein Programm zum Ausbau von Masterstudienplätzen erforderlich. Um Auslandssemester und Hochschulwechsel zu erleichtern, sollten innerhalb des Bachelorstudiums Auslandsaufenthalte als Studienphase oder als Praktikum vorgesehen und die Anerkennung und Anrechnung von nicht an der aktuellen Hochschule erworbenen Kompetenzen erleichtert werden, so der Minister.

Ministerium hat Förderprogramme zur Optimierung der Bologna-Umsetzung geschaffen

Mit den Programmen für Studienmodelle individueller Geschwindigkeit, dem Qualitätssicherungsprogramm und Kooperationsmodellen in der Lehrerbildung fördere das Wissenschaftsministerium die Optimierung der Umsetzung der Bologna-Reform mit insgesamt rund 20 Millionen Euro, sagte Frankenberg. Die Mittel sollten unter anderem zur Verbesserung der Qualität der Hochschullehre in der Breite eingesetzt werden. Pilotprojekte für individuellere Studienmodelle würden an fünf Universitäten, sechs Hochschulen für angewandte Wissenschaften und einer Musikhochschule unterstützt.

Wissenschaftliche Forschung bestätigt Erfolg der Bologna-Reform

Studien belegten den Erfolg der Bologna-Reform, so der Minister. So habe die AG Hochschulforschung der Universität Konstanz ermittelt, dass der Zeitaufwand für die Studierenden im gestuften Studiensystem nicht gestiegen sei. Auch die Studienqualität sei stabil geblieben. Das Niveau der Bachelor-Studiengänge läge entsprechend hoch. Darüber hinaus lasse sich eine Studienphase oder ein Praktikum im Ausland nun gut in das Bachelor-Studium integrieren - auch wegen des Engagements der Universitäten und ihrer Fachbereiche.

Eine Studie der Universität Kassel habe ergeben, dass Bachelorabsolventen von Universitäten und Fachhochschulen nach durchschnittlich 2,9 Monaten Suchdauer eine Anstellung fänden. Nur zwei Prozent der Universitäts-Bachelor und vier Prozent der Fachhochschul-Bachelor seien arbeitslos gemeldet. Die Berufszufriedenheit der Absolventen läge zwischen 80 und 90 Prozent.

Eine bundesweite Hochschulumfrage der IHK habe ergeben, dass drei Viertel der Landesunternehmen ihre Erwartungen an die Bachelorabsolventen als erfüllt ansähen. Bundesweit seien dies nur weniger als zwei Drittel der Unternehmen.

Hinweis an die Redaktionen:

Nach dem Bologna-Kongress am 8. März 2010 hat das Wissenschaftsministerium den Dialog mit Studierenden, Universitätsvertretern und Experten in regionalen Bologna Workshops der Universitäten mit Themenschwerpunkten fortgesetzt. In Karlsruhe (2. Juli 2010) wurde über den Übergang von Bachelor zu Master diskutiert, in Mannheim (5. November 2010) ging es um Mobilität, Anerkennung und Internationalität. Thema in Heidelberg (9. November 2010) waren Breite, Inhalt und Struktur von Studiengängen und in Tübingen (28. Januar 2011) befassten sich die Teilnehmenden mit Modularisierung und Prüfungsorganisation.

Das Memorandum ist abrufbar im Internet unter http://mwk.baden-wuerttemberg.de/studium/bachelor-und-master/

Quelle:

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
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