Die europäische Forschungs- und Innovationsförderung steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Entwicklung: Horizont Europa hat die Halbzeit erreicht, die Vorbereitungen für das zehnte Rahmenprogramm (FP10) sind gestartet. Angesichts veränderter geopolitischer Rahmenbedingungen und immenser gesellschaftlicher Herausforderungen spielen Forschung und Innovation eine Schlüsselrolle in der Gestaltung der europäischen Zukunft.
Bei der Veranstaltung „New Beginnings – Die Zukunft der europäischen Forschungsförderung an den Hochschulen in Baden-Württemberg“ am 8. März haben Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Politik in Stuttgart diskutiert, wie sie die Beteiligung im Land bislang einschätzen. 320 Millionen Euro an europäischer Forschungsförderung wurden bereits von baden-württembergischen Hochschulen eingeworben – mehr als in jedem anderen Bundesland. Welche Impulse lassen sich nun für die Gestaltung des zehnten Rahmenprogramms setzen?
Folgende Fragen standen im Mittelpunkt des Programms im Haus der Wirtschaft:
- Wie kann die europäische Forschungsförderung den Zielen des Green Deal dienen?
- Wie trägt die Forschungsförderung zur strategischen Autonomie und technologischen Souveränität Europas bei? Und inwiefern fördert sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
- Wie lässt sich eine Balance herstellen zwischen der Ausrichtung an zentralen politischen Zielen und erkenntnisgetriebener Forschung?
An konkreten Beispielen hat die Veranstaltung gezeigt, wie mit Hilfe des Forschungsrahmenprogramms wichtige Initiativen vorangebracht werden – sei es in der exzellenten Grundlagenforschung oder bei der Lösung von Zukunftsaufgaben wie beim Kampf gegen den Klimawandel.
Um die Hochschulen in Baden-Württemberg in bedeutenden europäischen Forschungsvorhaben weiter zu stärken, legt das Land das zusätzliche Förderprogramm „BEGIN - Beteiligung in europäischen Großvorhaben und Initiativen“ auf. Die ersten Mittelzusagen erhielten die Universitäten Stuttgart, Tübingen und Ulm bei der Veranstaltung "New Beginnings".
Best Practice-Projekte
Das Clean Aviation Joint Undertaking (JU) ist Europas führendes Forschungs- und Innovationsprogramm mit dem Ziel, die Luftfahrt auf eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft auszurichten. Mit der Forschung wird die nächste Generation ultra-effizienter Flugzeuge mit neuartigen Energieträgern, Antrieben und Systemen vorbereitet. Wie im Single Basic Act von Horizon Europe gefordert soll sich das JU dabei auf ein breites Spektrum von Interessensgruppen stützen und dabei die Integration der Wertschöpfungsketten für Luftfahrtforschung und Innovation, einschließlich Wissenschaft, Forschungsorganisationen, Industrie und KMUs ausbauen und fördern.
Vor diesem Hintergrund hat die Universität Stuttgart an der Strategischen Forschungs- und Innovationsagenda des Clean Aviation JU mitgearbeitet und ist dem JU als Assoziiertes Mitglied beigetreten. Wie in der Geschäftsordnung des Clean Aviation JU vorgesehen haben sich die universitären Mitglieder des JU zu einem „Akademischen Mitgliederforum“ (AMF) zusammengeschlossen, in welchem die Universität Stuttgart seit Gründung mittlerweile in der zweiten Amtsperiode den Vorsitzenden stellt. Das AMF wählt das akademische Mitglied im Governing Board des JU und stimmt sich in einem fairen und offenen Austausch zu Inhalten und Positionen im Interesse der Universitäten ab, um den bestmöglichen technologischen Beitrag zur Erreichung der ambitionierten Ziele des Clean Aviation JU zu leisten.
Verantwortlich: Prof. Dr.-Ing. Andreas Strohmayer, Universität Stuttgart
Die drei Projekte BIOnTop, RECOVER und BioSupPack, gefördert durch das BBI (Bio-based Industries) Förderprogramm der EU im Rahmen von HORIZON 2020, sind zentrale Bestandteile des Engagements des Sustainable Packaging Institute (SPI) der Hochschule Albstadt-Sigmaringen in der Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen.
BIOnTop konzentriert sich auf die Entwicklung kosteneffizienter, biobasierter Kunststoffe mit verbesserten Barriereeigenschaften für sensible Lebensmittel, die gleichzeitig kreislauffähig sind. Ziel ist es, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern und gleichzeitig die Umweltauswirkungen zu minimieren, indem auf biobasierte Copolymere und Beschichtungen gesetzt wird.
RECOVER zielt darauf ab, durch den Einsatz von Mikroorganismen, Enzymen, Würmern und Insekten neue biotechnologische Lösungen für den Abbau von Kunststoffabfällen aus der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie zu entwickeln. Es soll ein Kreislaufsystem entstehen, das hochwertige Rohstoffe wie Chitin und Chitosan für die Herstellung von Biokunststoffen und anderen Anwendungen liefert.
BioSupPack befasst sich mit der Entwicklung von Verpackungslösungen auf Basis von Polyhydroxyalkanoaten (PHAs), die aus Biertreber und dem enzymatischen Recycling von PHA-Verpackungsabfällen gewonnen werden. Ziel ist die Schaffung umweltfreundlicher, starrer Verpackungen durch Integration von Plasma-Technologien, mit besonderem Fokus auf die Kreislaufwirtschaft und die Bewertung ökologischer sowie sozioökonomischer Nachhaltigkeit.
Die BBI Förderung ist für das SPI essentiell, da sie die notwendige finanzielle Unterstützung bietet, um innovative, nachhaltige Verpackungslösungen zu erforschen und zu entwickeln. Diese Projekte tragen nicht nur zur Reduzierung der Umweltbelastung bei, sondern fördern auch die Kreislaufwirtschaft und setzen neue Maßstäbe in der Verpackungsindustrie. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen Partnern ermöglicht die BBI Förderung den Austausch von Wissen und Technologien, was die Entwicklung effizienter, nachhaltiger Verpackungslösungen beschleunigt und die Wettbewerbsfähigkeit des SPI stärkt.
Projektverantwortlich für die Hochschule Albstadt-Sigmaringen: Prof. Dr. Markus Schmid
Die Vision vonEPICUR als Europäischer Universitätsallianz ist es, durch inter- und transdisziplinäre Bildung und Forschung zu einer sowohl institutionell als auch inhaltlich nachhaltigen, friedlichen und gesunden europäischen Zukunft beizutragen. Ziel ist die Bündelung der Stärken von 9 Universitäten und die Einbindung weiterer Hochschulallianzen und nicht-akademischer Netzwerke, um die europäischen Universitäten und damit den gesamten Europäischen Forschungsraum zukunftsorientiert zu gestalten.
EPICUR-Research, 2021 als forschungsorientiertes Kernprojekt von EPICUR gestartet, erarbeitet eine gemeinsame Forschungsagenda für alle Partneruniversitäten, um die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu verbessern und zu stärken. Hauptzielgruppe unserer Aktivitäten sind Early Career Researcher (ECR). Diese werden in ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung gestärkt, indem fachliche Bottom-up-Kooperationsprozesse initiiert und neue EPICUR-Netzwerke für Forschende in allen ihren Karrierephasen aufgebaut und Schlüsselqualifikationen gefördert werden. Ziel ist es, dass eine neue Art von Forschungsgemeinschaft gebildet wird, die disziplinäre Grenzen überschreitet, und bei der Universitäten innerhalb ihrer Kommunen ihre Tore für die Zivilgesellschaft öffnen.
Projektkoordinator EPICUR-Research: Michael Zacherle, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
aUPaEU
Aus der gemeinsamen Arbeit im Verbund sind bereits weitere Forschungsprojekte hervorgegangen, die sich ihrerseits erfolgreich um HEU-Mittel beworben, so etwa das Projekt aUPaEU, das sich der Frage nach digitalen Plattformen für den Austausch widmet.
Das Projekt aUPaEU basiert auf der Zusammenarbeit von fünf akademischen Einrichtungen aus zwei europäischen Hochschul-Allianzen (EPICUR und Unite!) und wird durch das Horizon Europe Rahmenprogramm gefördert. In Anlehnung an den griechischen Begriff der Agora zielt das Projekt darauf ab, digitale Plattformen für den Austausch von Dienstleistungen, Wissen und Erfahrungen zu errichten und Hochschulallianzen zur Verfügung zu stellen.
Agoras ermöglichen die Verwirklichung integrierter, gemeinsamer und langfristiger Transformationen in verschiedenen Bereichen, insbesondere: digitale Kapazitäten aufbauen, geteilte Infrastruktur und gemeinsame Nutzung von Ressourcen, attraktive Karrierepfade für Forschende, Kooperationen im Bereich Forschung & Innovation, Open Science, gesellschaftlicher Austausch und Gleichstellung.
Projektkoordinator aUPaEU: Jesús Alcober, Universitat Politècnica de Catalunya (UPC)
Deutscher Projektpartner: Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Ansprechpersonen: Michael Anger (Work Package Lead)
Michael Zacherle (Liaison Officer aUPaEU-EPICUR))
ENGAGE.EU und TransforMA sind zwei Projekte der Universität Mannheim, die auf europäischer wie regionaler Ebene Wissenstransfer in die Gesellschaft vorantreiben. Durch ähnliche Ziele entstehen Synergien, die gemeinsam weiterentwickelt und erfolgreich genutzt werden.
Die Europäische Universität ENGAGE.EU (gefördert durch Erasmus+) ist ein Zusammenschluss von neun führenden europäischen Universitäten mit wirtschafts- und sozialwissenschaftlichem Profil, die sich für den internationalen Austausch in den Bereichen Lernen und Lehre, Forschung und Innovation sowie gesellschaftlicher Transfer engagieren. Dies geschieht unter anderem durch den Aufbau der „ENGAGE.EU Labs for European co-creation teams“ mit lokalen, regionalen und europäischen Partnern. Die im Rahmen von ENGAGE.EU entwickelten innovativen Methoden, besonders in dem Bereich des gesellschaftlichen Transfers, dienen auch als Ideengeber für das Projekt TransforMA.
TransforMA ist ein auf fünf Jahre angelegtes Projekt (gefördert durch das BMBF), das auf den Aufbau von Transferstrukturen zwischen Hochschulen und Gesellschaft zielt. In Anlehnung an ENGAGE.EU integriert TransforMA bewährte ENGAGE.EU-Elemente von Campus-Community-Partnerschaften in seine Vorhaben. TransforMA legt seinen Fokus auf Herausforderungen in der Stadt Mannheim und der Region. ENGAGE.EU lebt von den europäischen und internationalen Verbindungen. Dadurch stärken sich beide Projekte gegenseitig und fördern den gemeinsamen Fortschritt.
Projektverantwortliche
ENGAGE.EU: Prof. Dr. Thomas Fetzer (Koordinator)
TransforMA : Julia Derkau, Prof. Dr. Hiram Kümper
Bauchspeicheldrüsenkrebs wird bald die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache in den westlichen Gesellschaften sein und hat die niedrigste Überlebensrate aller Krebsarten in Europa. Die größte Herausforderung bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die rechtzeitige Diagnose im Frühstadium.
PANCAID ist ein internationales Forschungskonsortium mit dem Ziel, einen minimal-invasiven Bluttest mit Hilfe der Flüssigbiopsie zur Früherkennung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und seiner Vorstufen zu entwickeln. Das Projekt, an dem 16 Partner + 1 assoziierter Partner aus 8 Ländern beteiligt sind, wurde für fünf Jahre finanziert, um die derzeitigen Methoden zur Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu revolutionieren und die Ergebnisse für die Patienten zu verbessern.
Aufgrund der Seltenheit von Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten im Frühstadium und der entsprechenden Biobankproben kann diese Arbeit nicht von einer einzelnen Einrichtung durchgeführt werden, sondern nur im Rahmen eines EU-weiten Konsortiums.
Wissenschaftlicher Koordinator: Prof. Dr. Klaus Pantel (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf)
Co-Koordinator: Prof. Dr. Matthias Löhr (Karolinska Institut, Stockholm)
Team Leader Universitätsklinikum Heidelberg: PD Dr. Natalia Giese & PD Dr. Dr. Susanne Roth
Je früher Lungenkrebs diagnostiziert wird, desto besser sind die Heilungschancen. Doch nicht alle Menschen der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) mit einem erhöhten Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, werden durch Angebote zur Früherkennung gleich gut und ausreichend erreicht. Mit insgesamt 10 Millionen Euro fördert die EU nun im Rahmen des Gesundheitsprogramms EU4Health ein Projekt, das das Vorsorge-Screening für alle Risikogruppen unabhängig von gesellschaftlichen Ungleichheiten verbessern soll. Wissenschaftlich geleitet wird das auf drei Jahre angelegte Programm in Heidelberg von Professor Dr. Hans-Ulrich Kauczor und seinem Team an der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD).
An SOLACE beteiligen sich 33 Einrichtungen mit Vertretern von Forschungseinrichtungen, Universitätskliniken, nationalen Gesundheitsbehörden, Patientenorganisationen und Verbände der Gesundheitsberufe. Projektkoordination erfolgt durch das European Institute für Biomedical Imaging Research (EIBIR) in Wien.
Projektverantwortlicher
Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor
Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Universitätsklinikum Heidelberg
Das Projekt “Programmable Systems for Intelligence in Automobiles - PRYSTINE“ (2019-2021, 59 Partner), gefördert im Rahmen der ECSEL-Initiative (Electronic Components and Systems for European Leadership Joint Undertaking), diente der Entwicklung einer fehlertoleranten 360°-Rundumwahrnehmung basierend auf Radar und Lidar für das hochautomatisierte Fahren. Das Teilvorhaben der Hochschule Offenburg fokussierte sich auf die Entwicklung eines zukunftsfähigen RF-CMOS basierten Radarsystems, das sich durch hohe Robustheit und Fehlertoleranz bei gleichzeitiger Reduktion der Kosten, Chipfläche und Leistungsaufnahme auszeichnet. Die Hochschule Offenburg war hierbei sowohl an der Spezifizierung und am Entwurf einer Systemarchitektur des neuartigen RF-CMOS basierten Radarchips als auch an der Untersuchung und Validierung des im Projekt realisierten Radarsystems beteiligt.
Aus dem Projekt PRYSTINE hat sich ein Nachfolgeprojekt entwickelt, das demnächst startet und an dem die Hochschule Offenburg ebenfalls beteiligt ist: „EdgeAI-Trust“ (2024-2027, 53 Partner) zielt darauf ab, eine domänenunabhängige Architektur für dezentralisierte Edge AI zu entwickeln. Das Projekt wird im Rahmen des KDT-JU (Key Digital Technologies Joint Undertaking) gefördert.
ECSEL (2008-2024) und KDT-JU (seit 2021) sind institutionalisierte, öffentlich-private Partnerschaften, die Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsaktivitäten fördern. Sie waren bzw. werden finanziert aus Beiträgen des EU-Forschungsrahmenprogramms, von EU-Mitgliedsstaaten und EU Horizon assoziierten Ländern sowie Industrieverbänden. Hochschulen erhalten in diesen Programmen eine Anteilsfinanzierung.
Projektverantwortliche: Prof. Dr.-Ing. Marlene Harter
Principal Investigators (PIs) Martin B. Plenio and Fedor Jelezko are actively engaged in a comprehensive research program exploring the intersection of quantum technologies and the life sciences. This initiative was kickstarted with the aid of an ERC Synergy Grant BioQ, which commenced in 2012. The project yielded diverse outcomes that significantly influenced their subsequent research endeavors.
Primarily, the BioQ project facilitated their successful application for a dedicated research building under the §91b program in 2014 which allowed them to establish the Center for QuantumBioscienc es (ZQB) where now more than 100 researchers from Physics, Chemistry and Medicine are collaborating. Additionally, the research led to the discovery of methods for nuclear spin hyperpolarization with applications in medical imaging, spawning a new research direction. Notably, this discovery culminated in the establishment of a spin-out company, NVision Imaging Technologies, currently at the forefront of commercializing hyperpolarization technologies and employing a workforce of approximately 70.
Another significant outcome of the BioQ research was the identification and implementation of a groundbreaking measurement technique using color centers in diamond, named QDyne. This technique allows for the measurement of nuclear magnetic signals with the resolution of large NMR devices but at sample sizes reaching the micron- and nanoscale. Coupled with hyperpolarization techniques, QDyne holds the potential to eventually enable single-cell NMR.
At the academic level, Plenio and Jelezko continue their research on hyperpolarization and micron-scale NMR through a second ERC Synergy grant, HyperQ, initiated in 2019. Notably, their recent advancements in the QDyne technique have unveiled a new perspective—the high-resolution detection of microwave radiation using ensembles of NV centers in diamond. This perspective has paved the way for the present EIC Pathfinder Open Call project QuMicro.
BioQ: https://cordis.europa.eu/project/id/319130
HyperQ: https://cordis.europa.eu/project/id/856432
QuMicro: https://www.uhasselt.be/en/instituten-en/imo-imomec/research-domains/quantum-science-technology/projects/qumicro
ZQB: https://www.uni-ulm.de/en/nawi/center-of-quantum-bioscience/
Nvision: https://www.nvision-imaging.com
Verantwortliche: Prof. Dr. Fedor Jelezko, Prof. Dr. Martin Plenio
urbisphere – coupling dynamic cities and climate
Der ERC Synergy Grant „urbisphere“ (2020 - 2027) hat zum Ziel die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Stadtentwicklung zu erfassen. Der Klimawandel verändert die Städte, aber auch Städte und ihre Einwohner verändern das Klima. In „urbisphere“ geht es daher um ein besseres Verständnis sowie eine bessere Vorhersage und Projektion dieser Wechselwirkungen und Kopplungsprozesse zwischen Klimawandel und urbaner Transformation.
Wir arbeiten in vier Teams aus verschiedenen Disziplinen (Klimamodellierung, Stadtplanung, Erdbeobachtung, Umweltmeteorologie) in mehreren Fallstädten und führen so unsere Expertise systematisch zusammen. Fallbeispielstädte sind u.a. Berlin, Stuttgart, Freiburg und Paris sowie ausgewählte Städte im globalen Süden. Durch Beobachtungen, Erhebungen und Modellierungen wollen wir aus den Fallbeispielen generalisierte Aussagen zu Rückkopplungen zwischen der physischen und sozialen Struktur von Städten, städtischer Dynamik, städtischer Transformation und dem Klimasystem ableiten. Ziel ist es systematisch Wissen aus unterschiedlichen disziplinären Zugängen zusammen zu führen und dadurch diese komplexen Wechselwirkungen besser zu verstehen, vereinfacht abzubilden und zukünftig auch in Wetter- und Klimamodellen zu berücksichtigen. Beispielsweise beschreiben wir die Kopplung zwischen städtischer Dynamik und dem Klimasystem mit Modulen, die wir in bestehende Klima-Modellierungssysteme einbetten.
Dadurch wird es möglich abzuschätzen, wie sich z.B. der Klimawandel auf die Gesundheit und Mobilität von Menschen in urbanen Räumen auswirkt. Zudem kann ermittelt werden, ob und inwiefern besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen auch besonders exponiert gegenüber ausgewählten Klimagefahren – wie Hitzestress - sind. Darauf aufbauend können Anpassungskapazitäten ermittelt und Anpassungsstrategien konzipiert werden. Bei diesen Themen untersuchen wir auch Strukturen und Prozesse auf verschiedenen Skalen, von einzelnen Innenraum-Messungen, über Stadtteile und Städte bis zu größeren Stadt-Umlandregionen. Folglich kommt auch der Kopplung unterschiedlicher Datensätze eine wichtige Funktion zu.
Kontakt:
Prof. Dr. Jörn Birkmann, Universität Stuttgart, IREUS, joern.birkmann@ireus.uni-stuttgart.de
Prof. Dr. Andreas Christen, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Umweltmeteorologie, andreas.christen@meteo.uni-freiburg.de