Innovative Deckenkonstruktionen aus Lehm, Recycling von hochbeanspruchten Kunststoffen auf Sportanlagen oder Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff – das Wissenschaftsministerium fördert ab 2024 in einem neuen Programm sechs Projekte an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW), die sich mit angewandter Nachhaltigkeitsforschung beschäftigen. Im Fokus steht damit die praktische Umsetzbarkeit der Forschungsergebnisse.
Forschungsschwerpunkt: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Das Förderprogramm zielt darauf ab, Verbundforschungsvorhaben in den Bereichen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die sechs Verbundprojekte arbeiten in den nächsten vier Jahren zu Themen wie dem Einsatz von Digitalisierung in Bioprozessen, der Biodiversität, der Wasserstofflogistik, innovativen Deckenkonstruktionen aus Lehm im Bausektor, dem Recycling von Seltenerdmagneten oder zur nachhaltigen Schließung von Kunststoffkreisläufen.
Die geförderten Projekte
In dem zweistufigen, wissenschaftsbasierten Wettbewerbsverfahren waren die Hochschulen Furtwangen, Reutlingen und Nürtingen-Geislingen mit ihren Forschungskonzepten ebenso erfolgreich wie die Hochschulen Aalen (mit zwei Projekten) und Biberach.
BiodivRegio (Hochschule Nürtingen-Geislingen) verfolgt das Ziel, umweltfreundliche und regionale Lebensmittel verwertbarer und marktfähiger zu machen. Zudem zielt das Vorhaben darauf ab, die Biodiversität in der Landwirtschaft zu fördern.
Die beteiligten Hochschulen sind: DHBW Mannheim, Universität Hohenheim
H2FLEX (Hochschule Reutlingen) nimmt mit seinem Forschungsschwerpunkt den Energiesektor in den Fokus. Allen voran geht es darum, Wasserstoff dort zu erzeugen und nutzbar zu machen, wo zentrale Versorgungswege nicht verfügbar sind. Dies betrifft insbesondere den ländlichen Raum. Daher erarbeitet das Projekt ein praktikables Konzept für die Speicherung, Verteilung und Nutzung von grünem Wasserstoff.
Die beteiligten Hochschulen sind: Hochschule Esslingen, Technische Hochschule Ulm
Der Bausektor steht bei InDeckLe (Hochschule Biberach) im Mittelpunkt der Forschung. Um die CO2-Emissionen im Baubereich zu reduzieren, erprobt InDeckLe natürliche Rohstoffe wie Holz und Lehm, die mit Stahl und Beton für Deckenkonstruktionen eingesetzt werden sollen.
Die beteiligten Hochschulen sind: Hochschule für Technik Stuttgart
PRESERVE (Hochschule Aalen) konzentriert seine Forschung auf die Integration seltener Rohstoffe in die Kreislaufwirtschaft. Speziell werden recycelte Seltenerdmagneten und Li-Ionen-Batterien in Bezug auf ihre Einsatzmöglichkeiten und Alterungseigenschaften bewertet, um sie in die bestmögliche Anwendung zu bringen. Dies schont seltene Ressourcen und fördert die Unabhängigkeit von Lieferketten.
Die beteiligten Hochschulen sind: Hochschule Pforzheim, Universität Stuttgart, Karlsruher Institut für Technologie
Auch RewitAI (Hochschule Aalen) arbeitet daran, Kunststoffkreisläufe zu schließen und Recycling in der Kunststoffbranche voranzutreiben. Der Forschungsschwerpunkt liegt auf hoch beanspruchten Kunststoffen in Außensportanlagen. RewitAI erforscht sowohl den Rückbau der bisher verwendeten Kunststoffe als auch Alternativen aus Bio- und Recyclingkunststoffen.
Die beteiligten Hochschulen sind: Hochschule Pforzheim, Hochschule Furtwangen
MoDe_ProBio (Hochschule Furtwangen) zielt mit seinem Verbundforschungsvorhaben darauf ab, biologische Roh- und Abfallstoffe in marktfähige Produkte umzuwandeln. Das Projekt erprobt die Methode des „Digitalen Zwillings“, um Bioprozesse umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten. Diese Methode ließe sich auf weitere Verfahren der Bioökonomie übertragen.
Die beteiligten Hochschulen sind: Hochschule Offenburg, Hochschule Biberach, Hochschule Heilbronn
Da die Vorhaben wirkungsvolle Beiträge zu den Nachhaltigkeitszielen des European Green Deal erwarten lassen, bedient die Förderung hochaktuelle Fragestellungen der Transformation. Eine besondere Stärke des Programms liegt in der engen Zusammenarbeit von Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Der Transfer von Ideen, Technologien und Köpfen ermöglicht den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, anschlussfähige und hochrelevante Themen zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse direkt in die Anwendung zu bringen.
Während der Projektumsetzung werden die Forschungsverbünde durch das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) angegliederte Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) in Form einer individuellen Begleitung sowie einem projektübergreifenden Austausch unterstützt.
Die PAN HAW BW-Programm ist mit Blick auf eine Laufzeit von vier Jahren und einer Förderung von bis zu 2,4 Mio. Euro pro Verbund aus EFRE- und Landesmitteln in der HAW-Forschungsförderung der Länder ein herausragendes Programm und veranschaulicht beispielhaft, dass die HAW-Forschung ein besonderes Anliegen des Wissenschaftsministeriums ist.
Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE)
Die PAN HAW BW-Förderung umfasst ein Mittelvolumen von insgesamt 14,4 Millionen Euro, welches sich aus 8,6 Millionen Euro Landesmitteln und 5,8 EFRE-Mitteln zusammensetzt. Der EFRE dient Baden-Württemberg als wichtiges Instrument zur Umsetzung notwendiger Transformationen und ermöglicht die Umsetzung neuer Lösungsansätze. Das Land fokussiert in der EFRE-Förderperiode 2021-2027 dabei die Förderung unter anderem von Forschung, Entwicklung, Innovation, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft und möchte somit zur Umsetzung zentraler Ziele der Europäischen Union und des Landes beitragen.