Beim Zukunftsworkshop „Hochschulen in der digitalen Welt“ am 8. Juli 2022 in Mannheim bearbeiteten rund 150 Personen aller Statusgruppen der Hochschulen (Hochschulleitungen, Lehrende, Forschende, Studierende und Verwaltungsmitarbeitende) aktuelle Digitalisierungsthemen in den Bereichen Lehre, Forschung und Administration sowie in Querschnittsthemen. Im Rahmen von 22 World Café-Tischen formulierten sie rund 160 Anregungen, Vorschläge und Empfehlungen. Die Ergebnisse des Zukunftsworkshops wurden in einer Ergebnisdokumentation zusammengefasst. Diese Broschüre trägt zum weiteren Informationsaustausch mit den Hochschulen bei und bildet die thematische Grundlage für den Dialogprozess.
Basierend auf 160 Anregungen aus dem Zukunftsworkshop sind kooperative und hochschulartenübergreifende Maßnahmen ausgearbeitet worden – mit dem Ziel, die Digitalisierung ganzheitlich voranzutreiben. Neben diversen Hochschulakteurinnen und -akteuren waren etablierte Hochschulnetzwerke am Dialog beteiligt.
Maßnahmenpaket „Hochschulen in der digitalen Welt“
In enger Zusammenarbeit mit den Hochschulen ist so ein Maßnahmenpaket entstanden, das den digitalen Wandel in Lehre, Forschung und Administration ganzheitlich voranbringen soll. Dabei werden die drängendsten Digitalisierungs-Themen der Hochschulen aufgegriffen.
Acht dieser Vorhaben sind 2024 gestartet. Das Fördervolumen beträgt insgesamt rund 5 Millionen Euro. Gefördert werden zunächst sechs Projekte zur Digitalen Lehre, ein Projekt zur Digitalen Forschungsinfrastruktur und ein Projekt im Bereich Verwaltungsmodernisierung.
Vier weitere Vorhaben mit einem Gesamtfördervolumen von rund 4,4 Millionen Euro konnten 2025 starten. Neben einem kleineren Pilotprojekt im Bereich Forschungsdatenmanagement werden 3 größere Vorhaben im Bereich Verwaltungsmodernisierung gefördert. Damit wird ein sichtbarer Schwerpunkt auf die Verwaltungsdigitalisierung gelegt.
Das Wissenschaftsministerium fördert damit aktuell die Umsetzung von insgesamt 12 Vorhaben im Rahmen des Dialogprozesses mit rund 9,4 Mio. Euro.
Parallel sind Anregungen und Vorschläge aus dem Zukunftsworkshop 2022 erfolgreich in bereits bestehende (Dialog-)Strukturen wie die zur Ausarbeitung der HPC-Landesstrategie und der Forschungsdatenstrategie eingespeist worden.
Das Maßnahmenpaket „Hochschulen in der digitalen Welt“ im Überblick
Im Programm "Fellowships für Lehrinnovationen und Unterstützungsangebote in der digitalen Hochschullehre II" möchten das Wissenschaftsministerium und der Stifterverband e.V. Anreize für die (Weiter-) Entwicklung und Erprobung digital gestützter Lehr- und Prüfungsformate, bzw. Unterstützungsangebote schaffen. Die Themen sind so vielfältig wie die Lehre selbst: Von Chatbots in der Lehre über Virtual Reality-Notfalltrainings in der Kindermedizin bis hin zu Sicherheitseinweisungen zur Sensibilisierung von potenziellen Gefahren.
Im Rahmen von bwOpenCast soll ein zentraler Dienst zur Speicherung, Verarbeitung und Bereitstellung von Vorlesungsaufzeichnungen und anderen Videoformaten entwickelt werden. Solche Aufzeichnungen sind auch nach der Corona-Pandemie wichtig für ein flexibles und inklusives Studium. Die Federführung liegt bei der Uni Stuttgart.
Ziel des Projekts ist der Aufbau eines neuen Landesdienstes bwJupyter für die Lehre, der allen Hochschulen im Land die Möglichkeit bietet, Softwarecode einfach in die Lehre einzubinden. Die Federführung liegt hier beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT). JupyterHub hat sich international als Tool für Datenanalyse, KI-Anwendungen und Skriptsprachen etabliert. Es ermöglicht Studierenden die Entwicklung von digitalen Kompetenzen, zeit- und ortsunabhängig und unabhängig von der eigenen Hardwareausstattung. Es eignet sich besonders gut, um mit anderen Teams zu kooperieren, Software nachhaltig zu dokumentieren oder Lehrprojekte zu initiieren.
Ziel dieses zentralen Projekts ist die Einrichtung einer landesweiten intermediären Rechtsinformationsstelle für die digitale Lehre. Als Serviceeinrichtung arbeitet diese Stelle den hochschulischen Fachabteilungen aller Landeshochschulen zu und entlastet diese unmittelbar. Hinzu kommen der Aufbau einer umfassenden Wissensdatenbank sowie die Herausgabe eines Newsletters. Die Universität Heidelberg ist federführend. Die zentrale Servicestelle bwDigiRecht ist bei der Geschäftsstelle des Hochschulnetzwerks Digitalisierung der Lehre Baden-Württemberg (HND-BW) am KIT angesiedelt.
Über bwGPT sollen zunächst 15 Hochschulen Zugriff auf einen datenschutzrechtlich abgesicherten, GPT4-basierten Chatbot erhalten. Lehrende und Studierende der Pilothochschulen können somit den Einsatz von KI als Arbeitswerkzeug in Lehrveranstaltungen erproben. Die Projektleitung liegt beim Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Hochschule Aalen.
Ziel ist es für die in den Hochschulen am meisten genutzten Lernmanagementsysteme Moodle und ILIAS die Möglichkeit zu schaffen, Lehrmaterialien direkt online freizugeben und auf zentrale Publikationsplattformen zu überführen. bwOER-CONNECT vereinfacht somit den Austausch offener Bildungsressourcen. Federführung hat die Uni Tübingen.
GitLab unterstützt Forschungsteams dabei, ihre Software zu entwickeln und Projekte zu koordinieren. Der Aufbau des Landesdienstes erfolgt unter der Federführung der Universität Heidelberg. Hauptaufgabe der webbasierten Versionsverwaltung ist es, alle Änderungen an Dateien und ihrem Quellcode zu speichern und zu dokumentieren, sodass diese jederzeit nachvollzogen werden können. Mit diesen Funktionalitäten kann der Dienst auch für die Verwaltung, Versionierung und Publikation von Forschungsdaten genutzt und gewinnbringend in der Lehre eingesetzt werden.
Im Projekt „Prozessorientierter Aktenplan“ wird eine für alle Hochschulen in Baden-Württemberg passende prozessorientierte Muster-Ablagesystematik erarbeitet. Dabei entsteht ein Referenzaktenplan, der als anpassbare Vorlage in die Dokumentenmanagement-Systeme der Hochschulen eingelesen werden kann. Die elektronische Aktenführung und eine moderne durchgängig digitale Vorgangsbearbeitung werden dadurch möglich. Das Projekt schafft somit - unter Federführung der Universität Konstanz - eine wichtige Grundlage für weitere Digitalisierungsvorhaben.
Ziel des Projekts KI-Transfer ist es, zu erfassen, in welchen Bereichen der Hochschulverwaltung unterstützende KI-Anwendungen bereits jetzt einen sinnvollen Mehrwert liefern. Im Projekt werden daher die Möglichkeiten und Erkenntnisse zum Einsatz von KI in der Hochschulverwaltung unter allen einschlägigen Aspekten (u. a. ethisch, rechtlich, kultureller Wandel) betrachtet, zusammengeführt und allen baden-württembergischen Hochschulen zur Verfügung gestellt. Unter Federführung der Universität Mannheim werden gezielt bereits verfügbare KI-Anwendungen auf Einsatzszenarien in der Hochschulverwaltung getestet und mehrere Systeme (u. a. Chatbot-System, Smart-Assistent zur Informationsverarbeitung, Online-Studienorientierungstool) pilotiert.
Das Projekt trägt maßgeblich dazu bei, den digitalen Wandel administrativer Prozesse an Hochschulen zu harmonisieren und gestaltbarer zu machen. Hierfür werden konkrete Vorgehensmodelle für die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen in Form einer Handreichung entwickelt. Zudem wird ein standardisierter Methodenbaukasten erarbeitet, der verschiedene methodische Werkzeuge enthält (z. B. Leitfäden, Checklisten, Best-Practice-Beispiele, Schulungsmaterial). In der Praxis sind diese einfach anzupassen und unterstützen die Hochschulen effektiv bei der Planung und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. Das Vorhaben unter Federführung der Universität Konstanz fördert auch den Austausch zwischen den Hochschulen und den Wissenstransfer, indem es Erfahrungen aus bereits umgesetzten oder laufenden Digitalisierungsprojekten nutzt und auf diese Weise eine gemeinsame Weiterentwicklung ermöglicht.
Ziel des Projektes ist es, die Digitalisierung der Hochschuladministration durch eine bedarfsorientierte (Weiter-) Qualifizierung des Hochschulpersonals im Qualitäts- und Prozessmanagement voranzutreiben. Hierfür werden acht ProzessmanagerInnen über Baden-Württemberg verteilt eingesetzt, die das zielgruppenorientierte Qualitätsentwicklungsprogramm für ihr jeweiliges Cluster erarbeiten und umsetzen. Sie schulen MultiplikatorInnen dabei, ihre Prozesse zu analysieren, zu optimieren und zu digitalisieren. Die MultiplikatorInnen geben ihr Wissen anschließend intern in ihren Hochschulen weiter. Unter Federführung der Hochschule Ravensburg-Weingarten und der Universität Ulm wird dadurch ein landesweites Qualifizierungsprogramm entwickelt, das zu einem kulturellen Wandel hin zu einer digitalen Arbeitskultur mit optimierten digitalen Prozessen führen soll.
Ziel des Projektes ist es, im Rahmen des Zertifikatskurses Forschungsdatenmanagement (Certificate of Advanced Studies, CAS) Datenfachkräfte zu „Data Stewards“ auszubilden. Der Kurs soll als hybrider, modular aufgebauter Blended Learning Kurs angeboten werden. Data Stewards werden angesichts der wachsenden Bedeutung des Forschungsdatenmanagements an Hochschulen dringend benötigt. Es handelt sich um ein strategisches Pilotprojekt im Rahmen des Umsetzungskonzepts der Forschungsdatenstrategie des Landes Baden-Württemberg, die von der Landesinitiative Forschungsdaten (bwFDM) vorangetrieben wird. Die Federführung liegt bei der Universität Konstanz.