Kunst und Kultur

Benin-Bronzen: Deutschland sollte starkes Signal setzen

Benin-Bronzen

Aktuell wird intensiv über den Umgang mit den als Raubgut der Kolonialzeit geltenden Benin-Bronzen diskutiert. Diese gehören zum Bestand vieler Museen in Deutschland. Auch Baden-Württemberg ist im Besitz von Benin-Bronzen – die Sammlung des Linden-Museums umfasst 64 Bronzen aus dem Königreich Benin. Ein Großteil der Bronzen wurde um 1900 von Felix von Luschan aus Berlin angekauft und durch den Unternehmer und Mäzen Carl Heinrich Eduard Knorr finanziert. Insgesamt zählt das Linden-Museum 76 Objekte aus dem Königreich Benin, dem heutigen Bundesstaat Edo in Nigeria. Gestohlen wurden die Objekte im Jahr 1897 durch britische Truppen. Nun hat sich auch das Auswärtige Amt positioniert und für Restitutionen ausgesprochen. 

„Wir haben uns in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren intensiv mit der kolonialen Vergangenheit und dem schwierigen Erbe in unseren Museen und Einrichtungen auseinandergesetzt. Das Land stellt sich der historischen Verant­wortung. Ich begrüße es daher sehr, dass Bewegung in die Frage des Umgangs mit den Benin-Bronzen kommt. Das Linden-Museum ist mit seiner Direktorin Professorin Inés de Castro im Benin-Dialog der europäischen Museen engagiert; dort wurde eine Basis für künftige Verabredungen erarbeitet. Es ist gut und richtig, dass die Museen einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen erarbeiten. Wichtig ist mir, dass es ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen von Bund und Ländern gibt. Wir können von Deutschland aus ein starkes Signal setzen. Das sollten wir auch tun“, sagte die baden-württem­bergische Kunstministerin Theresia Bauer am Freitag (26. März) in Stuttgart.

„Das Linden-Museum beteiligt sich seit vielen Jahren an den intensiven Gesprächen und Abstimmungen innerhalb der Benin Dialogue Group, dem europäischen Zusammenschluss von Museen mit großen Benin-Sammlungen. Ich freue mich über den Vorstoß aus dem Auswärtigen Amt, das diesen langjährigen Dialogprozess nun mit voranbringt“, sagte die Museumsdirektorin, Professorin Inés de Castro. 

Wie alle Beteiligten der Benin-Group stellt das Linden-Museum Transparenz über seine Sammlungen her und beteiligt die Herkunftsgesellschaften – wie auch in anderen Bereichen der Museumsarbeit  – bei der Aufarbeitung und Präsentation der Sammlungen des Museums. „Der partnerschaftliche Austausch und der gemeinsame Blick auf die Objekte ist uns wichtig. Die Texte zur Präsentation der Benin-Objekte wurden in unserer neuen Dauerausstellung ´Wo ist Afrika?´ von Vertreterinnen und Vertreter des Benin-Königshauses verfasst“, so de Castro.

Im März 2019 hatte Baden-Württemberg Bibel und Peitsche des Nationalhelden Hendrik Witbooi aus dem Stuttgarter Linden-Museum an Namibia zurückgegeben und zugleich mit der Namibia-Initiative des Landes eine intensive Partnerschaft mit Namibia über mehrere Institutionen – Museen, Archive, Hochschulen – hinweg gestartet.

Angaben zu den Objekten im Bild (v.l.n.r.):

  • Platte zur Verzierung von Stützpfosten, Darstellung eines Armeekommandanten, Benin, Edo, Nigeria 16. Jhrd., Inv. Nr. 5401
    Felix von Luschan (Berlin) erwarb eine große Anzahl königlicher Objekte aus dem Königreich Benin und verkaufte Teile der Sammlung an andere Museum. Die Objekte für Stuttgart wurden von Karl Knorr (Heilbronn) bezahlt und gelangten 1899 in die Sammlung des Linden-Museums.
  • Schlangenkopf-Skulptur, Edo, Nigeria um 1879, Inv. Nr. 5409
    Felix von Luschan (Berlin) erwarb eine große Anzahl königlicher Objekte aus dem Königreich Benin und verkaufte Teile der Sammlung an andere Museum. Die Objekte für Stuttgart wurden von Karl Knorr (Heilbronn) bezahlt und gelangten 1899 in die Sammlung des Linden-Museums.
  • Kopf zum Gedenken an einen König, Benin, Edo, Nigeria um 1830, Inv. Nr. 5379
    Das Objekt kam 1899 in die Sammlung des Linden-Museums. Vorbesitzer war Felix von Luschan (Berlin), der eine große Anzahl königlicher Objekte aus dem Königreich Benin erwarb und an andere Museen verkaufte. Die Objekte für Stuttgart wurden von Karl Knorr (Heilbronn) bezahlt.

Fotos: Dominik Drasdow, Copyright: Linden-Museum Stuttgart

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