Kunst und Kultur

Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Kultur ist der Kitt!

Für das Modellprogramm haben sich Kunst- und Kultureinrichtungen aus ganz Baden-Württemberg gleich bei der ersten Ausschreibungsrunde mit über 100 Anträgen beworben! Mit rund einer Million Euro werden 2018 insgesamt 11 Vorzeige-Projekte gefördert, die verstärkt die Zivilgesellschaft beteiligen und auf künstlerische Weise den aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen begegnen.

Förderungen gehen nach Burladingen-Melchingen, Esslingen, Heidelberg, Heilbronn, Mannheim, Stuttgart, Trossingen und Waiblingen.

„Kunst“, sagt Bauer, „kennt den Umgang mit Vielfalt. Sie bietet Spielräume, um Neues, Innovatives auch im Umgang miteinander zu erproben. Sie hat das Potenzial, Brücken zu schlagen und Menschen zusammenzubringen.“

Kunst und Kultur haben für den Zusammenhalt der Gesellschaft eine grundlegende Funktion: Sie sind das Bindemittel – der Kitt – für eine Gesellschaft, denn mit ihren Angeboten fördern sie Kreativität, Empathie und Toleranz, sie regen zu kritischem Denken und zur Selbstreflexion an. Um diese besondere Kraft der Kunst- und Kultureinrichtungen zu stärken, habe das Wissenschaftsministerium das Sonderprogramm „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ ins Leben gerufen, erklärt Bauer. 

Das große Interesse der Kunst- und Kultureinrichtungen an dem Sonderprogramm „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ verdeutlicht, dass von den Kunst– und Kultureinrichtungen selbst ein starker Impuls ausgeht, den aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen zu begegnen.

Mit neuen Kooperationen die Gemeinschaft stärken

Wie das konkret aussehen kann, zeigen ausgewählte Projekte:

  • Mit dem Projekt „Theater jenseits der Bühne“ der Stiftung Theater Lindenhof aus Melchingen wird die Bühne in die Kneipe verlagert. Klassenzimmerstücke werden nicht für Gymnasiasten, sondern für Schülerinnen und Schüler der Lehrberufe in Zusammenarbeit mit der IHK angeboten. Theater soll hier bewusst die klassischen Grenzen verlassen und sich dort zeigen, wo Diskussionen um Demokratie und Respekt für das Verschiedene neue Perspektiven aufwerfen können.
  • Neues soziales Engagement wird mit dem Projekt „Concerto Mobile“ des Stuttgarter Kammerorchesters deutlich, die an „sozialen Brennpunkten“ musizieren und gleichzeitig als Orchester soziales Engagement und Verantwortung als Teil ihrer künftigen strategischen Ausrichtung sehen. Gemeinsam mit der Caritas und der Evangelischen Gesellschaft organisieren sie in Stuttgart Open-Air-Konzerte für Menschen, die sonst kaum Teilhabe an dieser Form der Kultur haben.
  • Einige Projekte sind ausdrücklich partizipativ angelegt. Das Kulturhaus Schwanen aus Waiblingen entwickelt mit „Sprünge für das Leben“ kulturelle Bildungsprojekte, die bei den kooperierenden Schulen als Wahlpflichtfach oder AG-Angebot integriert werden. Zielgruppe sind Kinder und auch Erwachsene im Alter von 11 bis 30 Jahren, die von Künstlern angeleitet, gemeinsame Theateraufführungen erarbeiten. Ziel des Projekts ist es, besonders heterogene Gruppen zu schaffen und durch künstlerische Formate das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
  • Den Blick auf das Andere, auf das vermeintlich Fremde zu werfen, ist auch der Fokus der Orientalischen Musikakademie in Mannheim. Gemeinsam mit der „Creative Factory“ des Gemeinschaftszentrum Jungbusch gründen sie mit dem Projekt „Verbundenheit“ ein Theatersensemble und ein interkulturelles Jugendorchester. Kinder- und Jugendliche arbeiten mit Studierenden der Musikhochschule Mannheim zusammen und verbinden türkische und arabische Musik mit westlichen Musiktraditionen. Junge Schauspieler realisieren ein Theaterprojekt, dass Themen wie „Fremde und Heimat“ und „Ausgrenzung und Teilhabe“ szenisch darstellt. Gemeinsam entsteht so eine Musiktheater-Produktion zum Thema „Verbundenheit“, die von den Jugendlichen im dialogischen Prozess selbst gestaltet wird.

Hintergrund zum Sonderprogramm „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“

Ziel des Sonderprogramms ist es, mit dialogorientierten und partizipativen Formaten zu arbeiten und zu forschen. Die Projekte sollen neue Kooperationsformen, auch jenseits der etablierten Kulturräume erproben.

Gefördert werden Projekte von Kunst- und Kulturinstitutionen zu den Themen gesellschaftlicher Wandel und gesellschaftlicher Zusammenhalt auf der Grundlage einer verbindlichen, längerfristig angelegten Kooperation mit Akteuren aus der Amateurkunst, der freien Szene, Hochschulen, Soziales, Bildung (u.a. Schulen), Religion, Sport, Wirtschaft oder Verwaltung.

Eine zweite Ausschreibungsrunde ist für das Frühjahr 2019 geplant.

Antragsberechtigt sind professionelle Institutionen und Ensembles aus Kunst und Kultur, von Kunst- und Musikhochschulen und den drei Akademien des Landes. Die Antragssumme beträgt mindestens 50.000 Euro und maximal 200.000 Euro für eine Projektlaufzeit von bis zu 2 Jahren. Der Kosten- und Finanzierungsplan muss mindestens einen Anteil von 20 Prozent Eigen- oder Drittmittel bei der Antragsstellung vorweisen.

Die Projektförderung setzt die verbindliche Teilnahme an einer Arbeitskonferenz sowie einer Abschlusskonferenz voraus, um sich über inhaltliche und methodische Fragestellungen austauschen und um eine Dokumentation und Auswertung der Projekte vorzunehmen (Evaluation).

Förderprojekte „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“

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