Finanzstaatssekretärin Gisela Splett legte am Dienstag (24. Juli) den Grundstein für das Center for Visual Computing of Collectives (VCC) der Universität Konstanz.
„Mit dem VCC baut das Land ein neues interdisziplinäres Spitzenforschungszentrum mit einer ausgeklügelten Infrastruktur an der Universität Konstanz“, sagte Splett bei der Grundsteinlegung. Ausgewiesene Expertinnen und Experten aus den Fachgebieten Biologie und Informatik würden hier künftig eng zusammenarbeiten. „Schwerpunkt der Forschung ist das natürliche Verhalten von Tieren im Kollektiv“, so Splett.
„Mit diesem Neubau entsteht eine der modernsten Einrichtungen weltweit zur Erforschung von Gruppenverhalten. Der zu Grunde liegende Big-Data-Ansatz, der hier erstmalig in dieser Dimension in der Verhaltensbiologie zum Einsatz kommen wird, hat das Potenzial, uns vollkommen neue Erkenntnisse über die besondere Logik zu verschaffen, die komplexen, interagierenden Systemen zu Grunde liegt. Diese Thematik spielt auch in unserem menschlichen Alltag eine wichtige Rolle: Im Verkehr, in der Logistik oder bei dicht gedrängten Menschenmengen auf Großveranstaltungen,“ betonte der Amtschef im Wissenschaftsministerium Ulrich Steinbach.
Das neue VCC wird auf rund 3.200 Quadratmeter Fläche die Erforschung von Schwarmverhalten und Gruppenbewegungen in Tiergemeinschaften mit neuen Ansätzen ermöglichen. In den Speziallaboren soll die Bewegung aller Individuen eines Schwarms verfolgt werden. Dabei wird versucht, das Umfeld so naturnah wie möglich zu halten. So soll Vogelschwärmen im sogenannten Imaging-Hangar eine natürliche Landschaft vermittelt werden. Fische werden in Bodenseewasser, also ihrem natürlichen Umfeld, gehalten. Die Daten, die bei der Bewegungsanalyse der Schwärme entstehen, werden in einem weiteren Speziallabor mit modernster Technik visualisiert und ausgewertet. Aus der Erforschung des Schwarmverhaltens ergeben sich beispielsweise Ansätze zur Prävention landwirtschaftlicher Schädlingsplagen, Erkenntnisse zur Ausbreitung von Krankheitswellen und Grundlagen für die Steuerung autonomer Roboter.
Der energieeffiziente Neubau entsteht an der Nordseite des Campusareals der Universität Konstanz. Das Gebäude wird mit Nahwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung versorgt. Wo notwendig wird das Forschungszentrum mit Bodenseewasser gekühlt, das auch für die Fische benötigt wird.
Insgesamt werden für den Neubau 25,1 Millionen Euro investiert. Hinzu kommt eine Risikovorsorge in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro. Der Bund hat das Bauprojekt in sein Programm zur Förderung überregionaler Forschungsgebäude aufgenommen und beteiligt sich mit 50 Prozent. Jeweils 25 Prozent investieren die Universität Konstanz und das Land Baden-Württemberg in den Neubau. Das Amt Konstanz vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg soll das Bauprojekt bis zum Jahreswechsel 2020 / 2021 umsetzen.