Gesundheitsfachberufe

Ausbau der Studien-anfängerplätze für Pflege, Therapie und Hebammen-wesen

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Mit Hilfe einer Schwester führt eine 80-jährige Frau ein Glas Wasser zum Mund und trinkt.

Die Menschen im Südwesten werden immer älter und bleiben länger aktiv – nicht zuletzt dank immenser Fortschritte in der medizinischen Diagnostik und Therapie. Gleichzeitig nehmen aber auch Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) und chronische Erkrankungen zu. Mit neuen Behandlungsmethoden – von der Geburt bis ins Alter – steigen die Anforderungen an Fachkräfte in Pflege und Therapie. Denn auch bei der Versorgung von Frühchen und Neugeborenen bieten sich immer mehr Möglichkeiten.

Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, fördert die Landesregierung Studienanfängerplätze in den Bereichen Pflege, Therapie und Hebammenwissenschaft. „Wir wollen den Menschen in Baden-Württemberg eine optimale medizinische Versorgung bieten. Daher bilden wir heute die Fachkräfte von morgen aus“, sagt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. „Ein Teil der Fachkräfte im Gesundheitsbereich muss akademisch ausgebildet werden. Wir tragen damit den gestiegenen Anforderungen im Berufsfeld Rechnung.“

Studienanfängerplätze in der Hebammenwissenschaft

Mit der Schaffung weiterer Bachelor-Studienanfängerplätze zum Wintersemester 2021/22 hat Baden-Württemberg bereits vor der gesetzlich vorgegebenen Frist am 1. Januar 2023 die Vollakademisierung der Hebammenausbildung erreicht. Das Hebammenreformgesetz bestimmt, dass die Ausbildung ab diesem Zeitpunkt nur noch an Hochschulen erfolgen darf. Mit dem Ausbau stehen insgesamt 315 Studienplätze im Bachelor- und 30 Studienplätze im Master-Studium zur Verfügung. Die Studiengänge sind an den folgenden Hochschulen eingerichtet: 

  • Medizinische Fakultät der Universität Tübingen
  • Medizinische Fakultät der Universität Freiburg
  • Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) – Standorte Stuttgart, Karlsruhe und Heidenheim (Vorlesungsstandort Ulm)
  • Hochschule Furtwangen

Hebammenwissenschaft: Professionalisierung und Entwicklung der Forschungslandschaft

Zur Akademisierung der Hebammenausbildung gehörte auch der Aufbau eines Masterstudiengangs an der Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen zum Sommersemester 2022. Zur Weiterentwicklung der Hebammenwissenschaft sind Masterstudiengänge notwendig – auch als Voraussetzung für Führungspositionen.

Der Beruf der Hebamme hat somit eine weitere Professionalisierung erfahren: Akademisierung bedeutet aber nicht nur hochschulische Ausbildung, sondern auch den Aufbau einer Forschungslandschaft. Hebammen werden zukünftig auch promovieren und habilitieren können, um Professuren zu besetzen und Forschungsvorhaben zu leiten.

Ausbau der Pflege in Zahlen

Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Versorgungslücke in der Pflege wächst. Der Pflegereport der Bertelsmann Stiftung prognostiziert, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent steigen wird. Zugleich nimmt die Zahl der Pflegekräfte ab. Somit würden fast 500.000 Vollzeitkräfte in der Pflege fehlen, wenn sich derzeitige Trends fortsetzen. Um dieser Situation zu begegnen, ist in Teilbereichen eine stärker wissenschafts-, theorie- und evidenzbasierte Ausbildung erforderlich.

Mit dem Programm „Akademisierung der Gesundheitsfachberufe“ sind Studienkapazitäten in den Bereichen Pflege-, Therapie- und Hebammenwissenschaften bereits seit dem Wintersemester 2015/16 deutlich ausgebaut worden.
Insgesamt 775 Studienanfängerplätze wurden in neuen und bestehenden Studiengängen gefördert:

  • Davon fallen 575 Studienanfängerplätze in den Bereich der Pflege und Interprofessionellen Gesundheitsversorgung.
     
  • Im Bereich Physiotherapie/Therapiewissenschaften wurden insgesamt 95 Studienanfängerplätze gefördert.

Das Land orientiert sich damit an den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu hochschulischen Qualifikationen für das Gesundheitswesen.

Das Studium der Pflegewissenschaften wurde bislang als primärqualifizierender Modellstudiengang nach dem Krankenpflegegesetz an zwei Standorten im Land angeboten – an der Universität Tübingen/Hochschule Esslingen mit 60 Studienanfängerplätze (Gesundheitscampus) und an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd mit 35 Studienanfängerplätzen.

Empfehlungen des Wissenschaftsrats

DerWissenschaftsrat  – das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland – empfiehlt derzeit weiterhin eine Akademisierungsquote von 10 bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs in den Bereichen Pflege und Therapie. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass ein typisches multidisziplinäres Team im Gesundheitswesen fünf bis zehn Personen umfasst. Davon sollte eine Person über eine Hochschulausbildung verfügen.

Weiterer Ausbau angestrebt

Für die weitere Akademisierung der Gesundheitsfachberufe, insbesondere in Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, wurden im Zuge des Hochschulfinanzierungsvertrags II Mittel eingestellt. Diese stehen unter Haushaltsvorbehalt. Das Wissenschaftsministerium wird sich dafür einsetzen, dass die Mittel für den weiteren Ausbau in diesem Bereich eingesetzt werden können.