Mit dem Preis für mutige Wissenschaft würdigt das Land Baden-Württemberg exzellente Forscherinnen und Forscher an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ausgetretene Wege verlassen und ihre Forschungsarbeit mit besonders viel Mut und Wagnis vorangetrieben haben. Die Auszeichnung ist mit 30.000 Euro dotiert und wird gemeinsam mit dem Landesforschungspreis am 10. Dezember 2018 in der Staatsgalerie Stuttgart verliehen.
In diesem Jahr wird Frau Prof. Dr. Dr. med. Sabine Gabrysch mit dem Preis für mutige Wissenschaft ausgezeichnet. Die Ärztin und Epidemiologin leitet seit 2014 die Sektion Epidemiologie und Biostatistik am Heidelberger Institut für Global Health.
„Mit beeindruckender Konsequenz und persönlichem Engagement setzt sie sich für diese inhaltlich und methodisch hochkomplexe Aufgabe ein und hat sich auch von Warnungen, dass dieser Weg eventuell ihrer wissenschaftlichen Karriere schaden könnte, nicht abschrecken lassen. Das ist die Einstellung, die uns spannende und aktuell nicht vorstellbare Forschungsfelder eröffnet,“ betonte Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
Rund zwei Milliarden Menschen leiden weltweit an Mangelernährung. Das hat verheerende Folgen für die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern. Die Gründe für Mangelernährung sind vielfältig. Maßnahmen zu ihrer Erforschung und Bekämpfung konzentrieren sich hingegen meist auf kurzfristige und punktuelle Lösungen. Sabine Gabrysch geht als Wissenschaftlerin einen anderen Weg. Am Heidelberger Institut für Global Health verfolgt sie das Ziel, langfristige Maßnahmen, welche die Ursachen der Mangelernährung nachhaltig angehen, wissenschaftlich zu untersuchen. Eine stichhaltige und aussagekräftige Evaluation komplexer, langfristiger Maßnahmen ist herausfordernd und verspricht keine schnellen wissenschaftlichen Ergebnisse und raschen Publikationen – was die Forscherin jedoch nicht abschreckte. 2013 initiierte sie das Forschungsprojekt „Food and Agricultural Approaches to Reducing Malnutrition“ (FAARM). Im Zentrum des Projekts steht eine große Interventionsstudie in Bangladesch. Ziel der Studie ist es herauszufinden, inwieweit in Kleingruppen organisierte Frauen durch den Betrieb von Hausgärten und Hühnerzucht sowie durch Schulungen zu Ernährung, Hygiene und Kinderpflege befähigt werden können, ihren eigenen und den Ernährungszustand ihrer Kinder zu verbessern. Dabei ist das FAARM-Projekt die bislang einzige nahrungsmittelbasierte Studie, die Frauen schon vor der Schwangerschaft einbezieht. Da Mangelernährung auf zahlreichen zusammenwirkenden Faktoren beruht, arbeitet Sabine Gabrysch in dem Projekt mit internationalen Wissenschaftlern interdisziplinär zusammen. „Seit Jahren engagiert sich die Preisträgerin für ein Thema, das uns alle angeht: die Mangelernährung in der Welt. Dazu braucht es neben herausragender wissenschaftlicher Fachkompetenz und persönlichem Einsatz auch viel Mut, Risikobereitschaft und Ausdauer,“ so Theresia Bauer abschließend.
Kontaktdaten der Preisträgerin:
Prof. Dr. Dr. med. Sabine Gabrysch
Heidelberger Institut für Global Health
Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg
sabine.gabrysch@uni-heidelberg.de