Ministerin Theresia Bauer: „Professor Cierpka hat das Konzept der Frühen Hilfen fest etabliert. Sein Einsatz für präventive Angebote und Kinderschutz hat vielen Kindern und Familien geholfen und unsere Gesellschaft insgesamt besser gemacht.“
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat in Vertretung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Bundesverdienstkreuz erster Klasse an Prof. Dr. Manfred Cierpka überreicht.
„Prof. Manfred Cierpka packt dort an, wo es notwendig ist. Er will verändern, was geändert werden sollte. Stillstand liegt ihm nicht. Mit seinen Projekten schärft er das Bewusstsein für Gewaltprävention und ermöglicht dadurch zahllosen Kindern einen gewaltfreien Alltag. Seine Ideen und sein Einsatz haben dazu beigetragen, Hilfsangebote zu Enttabuisieren. Denn die beste Hilfe nützt nichts, wenn sie nicht in Anspruch genommen wird“, sagte Ministerin Theresia Bauer am Donnerstag (28. September) bei der Verleihung in Heidelberg.
Ende der 1990er Jahre hat Cierpka das Projekt „Faustlos“ in Göttingen etabliert. Es handelt sich um ein Lernprogramm mit dem Ziel, sozial-emotionale Kompetenzen zu erlernen - ein wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention. Das Präventionsprogramm „Keiner fällt durchs Netz“, das Kinder und Familien stark für unsere Gesellschaft macht, startete 2007. Um allen Kindern von Beginn an eine Chance auf eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen, werden mit „Keiner fällt durchs Netz“ frühe Zugänge zu belasteten Familien geschaffen und Unterstützungsangebote für werdende Eltern und Familien mit Neugeborenen und Kleinkindern bereitgestellt.
Beide Angebote sind ein großer Erfolg und wurden breit etabliert. „Keiner fällt durchs Netz“ wurde im gesamten Saarland, in Hessen sowie in Heidelberg angesiedelt. „Faustlos“ wurde in Deutschland bundesweit an über 10.000 Einrichtungen etabliert und ist auch in der Schweiz, in Österreich, Belgien und Luxemburg fester Bestandteil der pädagogischen Konzepte an Schulen und Kindergärten.
Seit 1990 setzt Herr Prof. Cierpka wesentliche Impulse bei der Leitung der Lindauer Psychotherapiewochen. Dort liegt sein Fokus auf der Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Psychologen. Mit einer interdisziplinären Programmgestaltung setzt er sich für die Überwindung der Berufsgruppen- und auch der Ländergrenzen ein und verstärkt dadurch die internationale Zusammenarbeit.
Zusätzlich engagiert sich Prof. Cierpka im Beirat des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) aktiv und ist Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für Psychotherapie der Bundesärztekammer und der Bundespsychotherapeutenkammer.
Hinzu kommen weitere ehrenamtliche Leistungen im Interdisziplinären Qualitätszirkel Jugendhilfemedizin, für die Behandlung von Gewaltopfern oder in Projekten für werdende Eltern, etwa „Das Baby verstehen“ oder „Die Kieselschule“, ein musikalisches Curriculum zur psychosozialen Prävention für Grundschulen und Kindergärten.
Hintergrund zur Person
Manfred Cierpka wurde 1950 in Nürtingen geboren. Er studierte von 1971 bis 1976 als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes Medizin an der Universität Ulm. Nach seinem Praktischen Jahr in der Inneren Medizin, Chirurgie und Kinderheilkunde in Ulm machte er 1977 das medizinische Staatsexamen und promovierte.
Nach seiner Zeit als Assistenzarzt in der Abteilung Psychosomatik und der Psychiatrischen Ambulanz erwarb er nach der Facharztausbildung in Günzburg 1983 die Facharztanerkennung als Psychiater. Nach einer Psychoanalytischen Ausbildung am Psychoanalytischen Institut, Ulm und der Tätigkeit in der Abteilung Psychotherapie wurde er schließlich Oberarzt der Psychotherapeutischen Ambulanz.
Im Jahr 1989 habilitierte er sich im Fach Psychotherapie an der Universität Ulm zum Thema „Zur Diagnostik von Familien mit einem schizophrenen Jugendlichen“. 1990 folgte er einem Ruf nach Göttingen auf eine Professur für Psychosomatik und Psychotherapie mit Schwerpunkt Familientherapie, sieben Jahre später kam er wieder nach Baden-Württemberg zurück als Leiter der „Psycho-somatischen Kooperationsforschung und Familientherapie“ an der Universität Heidelberg.
Ab 1998 war er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Ärztlicher Direktor des Instituts für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie am Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universitätsklinik Heidelberg.