Forschung

Dokumentationsstelle für Rechtsextremismus im Landesarchiv liefert Fakten für öffentlichen Diskurs

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Archiv Symbolbild

Die Arbeit der Dokumentationsstelle für Rechtsextremismus, die im Landesarchiv Baden-Württemberg am Standort Generallandesarchiv Karlsruhe angesiedelt ist, macht wichtige Fortschritte. Dank der großzügigen Spende des Journalisten Anton Maegerle entsteht in Karlsruhe seit Juli 2020 eines der größten Archive zu rechtsextremistischen Dokumenten. Mit rund 2.500 Ordnern, einer umfangreichen Datenbank und einer großen Zahl von Publikationen und Zeitschriften aus dem rechten politischen Spektrum gilt dessen Sammlung als die größte Sammlung ihrer Art in Deutschland.

„Der Rechtsextremismus ist die größte Bedrohung für unsere offene Gesellschaft und Demokratie. Dabei geht es auch um Konsensverschiebungen im öffentlichen Diskurs und die Verrohung der Sprache. Um die Gesellschaft zusammenzuhalten braucht es einen wachen Blick und fundierte Argumente für den Diskurs über Gefährdungen unserer demokratischen Werte. Dazu leistet die Dokumentationsstelle einen wertvollen Beitrag, indem sie die beeindruckende Sammlung Anton Maegerles weiterführt, Informationen über rechtsextremistische Strukturen und Netzwerke sammelt und dieses Wissen der Zivilgesellschaft und Forschung zugänglich macht“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Freitag (25. Juni) in Stuttgart. In die Sammlung aufgegriffen würden auch neue Formen rechten Denkens und Agierens.

Im Januar 2021 war die Dokumentationsstelle in einer Auftakttagung mit renommierten Rechtsextremismus-Experten und -Expertinnen aus der ganzen Bundesrepublik erstmals an die Öffentlichkeit getreten. „Seitdem haben uns zahlreiche Anfragen aus der Forschung erreicht, die das große Interesse an der Nutzung der Dokumente belegen“, sagte Prof. Dr. Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg. Über die Bereitstellung der Unterlagen im Generallandesarchiv hinaus hat die Dokumentationsstelle als besonderen Service daher themenbezogene Dossiers bereitgestellt.

Aktuell erarbeitet die Dokumentationsstelle Publikationsformate, mit der sie über die laufende inhaltliche Erschließung der größten Sammlung zu rechts­extremen und rechtsterroristischen Personen, Organisationen und Gesinnungen in Deutschland kompakt informiert und die Ergebnisse in die Öffentlichkeit vermittelt. Eine erste Veröffentlichung wird sich inhaltlich mit dem verschwörungsmythischen Geflecht aus selbsternannten „Reichsbürgern“, Corona-Leugnern und vermeintlichen „Querdenkern“ befassen. Schwerpunkt des neuen, regelmäßig erscheinenden Informationsbulletins wird die Berichterstattung über rechtsextreme und rechtspopulistische Bestrebungen in Baden-Württemberg sein. Oberste Maxime ist Aufklärung durch fundierte Information. Diese Dienstleistung soll allen Gemeinden zugänglich gemacht werden. Im Oktober wird die Dokumentationsstelle weitere Arbeitsergebnisse präsentieren.

Die neue Einrichtung musste zunächst den rechtlichen Rahmen für die Benutzung der sensiblen Unterlagen festlegen. Die digitalen Datensätze aus der umfangreichen Sammlung Anton Maegerles werden in einer neuen IT-Architektur technisch gesichert.

Weiterführende Links:

Tagung „Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland“, 27.01.2021 (Tag 1)
Tagung „Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland“, 28.01.2021 (Tag 2)

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