Kunst und Kultur

Förderprogramm „Digitale Wege ins Museum“: Bilanz und Perspektive

Haus der Geschichte

Chatbots, Serious Games, virtuelle Zeitreisen, digitale Expotheken, interaktive Datenbanken: Über 20 digitale Vermittlungsprojekte werden in den Landes­museen und im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) über das deutschlandweit einzigartige Förderprogramm „Digitale Wege ins Museum“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst umgesetzt. Für die Realisierung ihrer Ideen erhielten die Museen in zwei Förderrunden insgesamt rund 4 Millionen Euro.

„Mit unserem Förderprogramm ´Digitale Wege ins Museum` konnten wir den Landesmuseen bei ihrem digitalen Wandel entscheidende Impulse geben. Es sind nicht nur hervorragende Projekte entstanden, wie Games, digitale Expotheken, Chatbots oder interaktive Datenbanken – Angebote, die in diesem Jahr noch größere Bedeutung und Dringlichkeit erlangt haben. Es ist darüber hinaus gelungen, in wenigen Jahren ein digitales Denken in den Häusern zu etablieren. Fest verankern werden wir diese gewonnene digitale Kompetenz durch die 20 neu geschaffenen Stellen für Digitalmanager*innen in den Landes­museen“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski am Donnerstag (3. Dezember) anlässlich der Online-Abschlusstagung zum Förderprogramm „Digitale Wege ins Museum“ des Kunstministeriums, die von der MFG Baden-Württemberg veranstaltet wurde. Die Landesmuseen und das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien präsentierten dabei ihre Projektergebnisse und teilten ihre Erfahrungen.

Innovatives Förderkonzept mit deutschlandweitem Vorbildcharakter

Neuartig an der Förderlinie ist auch, dass die Landesmuseen von der Antragstellung bis zur Realisierung von Digitalexpertinnen und -experten begleitet werden. Dies geschieht in Form von Workshops, Schulungen und regelmäßigen Austauschtreffen. „Bei diesem partnerschaftlichen Ansatz wird das Ministerium maßgeblich von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg unterstützt, der ich an dieser Stelle herzlich danke. Mit diesem innovativen, partnerschaftlichen Förderkonzept ist es uns gelungen, in der deutschen Museumszene eine Vorreiterrolle zu übernehmen“, sagte Olschowski.

Digitalmanager in Museen: Langfristige Etablierung digitaler Kompetenz

Auch bei der Schaffung fester Stellen für Digitalmanagement in Kulturinstitutionen ist Baden-Württemberg deutschlandweit den anderen Ländern voraus. Nachdem „Digitale Wege ins Museum“ bei den Landesmuseen eine digitale Wende eingeleitet hat, ist es gelungen, das digitale Knowhow, das an den Museen erarbeitet wurde, in den Häusern zu halten: 2020 wurden 20 feste Stellen für Digitalexpertinnen und -experten in den Landesmuseen geschaffen, wodurch digitale Kompetenz langfristig in den Landesmuseen verankert wird.

„Mit den Digitalmanagerinnen und Digitalmanagern nehmen wir die Idee des Förderprogramms ´Digitale Wege ins Museum` aus seiner kurzfristigen projektbezogenen Dynamik und etablieren digitale Kompetenz langfristig im Museumsbetrieb. In der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit unseren neuen Digitalexpertinnen und -experten werden wir unsere Museen auch zukünftig auf ihren digitalen Wegen begleiten“, kündigte Olschowski an.

Die Stellen werden eingerichtet im Landesmuseum Württemberg, im Badischen Landesmuseum, in der Staatsgalerie Stuttgart, der Kunsthalle Baden-Baden und Karlsruhe, den Naturkundemuseen in Karlsruhe und Stuttgart, dem Haus der Geschichte und dem Archäologischen Landesmuseum in Konstanz. Digitalmanager sind auch im gemeinsam von Land und Stadt getragenen Linden-Museum in Stuttgart, dem Technoseum in Mannheim und dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe vorgesehen. Die Stellen werden aktuell besetzt.

Handlungsempfehlungen „Dialog | Kulturpolitik für die Zukunft“

Vor wenigen Wochen wurde die Publikation zum zweijährigen „Dialog | Kulturpolitik für die Zukunft“ des Kunstministeriums der Öffentlichkeit präsentiert. Im Forum „Digitale Welten“ wurden die zukünftigen Herausforderungen für die Kulturpolitik in diesem Bereich diskutiert und in einem Beteiligungsprozess gemeinsam mit der Kulturszene Baden-Württembergs ganz konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. „Es zeigt sich, dass unser Programm in vielerlei Hinsicht dem entspricht, was wir im Dialog erarbeitet haben“, so Olschowski.

So war eine Forderung im Dialog, die Rolle der Besucher neu zu fassen – vom Betrachter zum User zum Partner. „In den Digitale Wege ins Museum-Projekten wird diese neue Haltung der Museen gegenüber den Besucherinnen und Besuchern spürbar. Bei vielen Projekten wurden Besucherinnen und Besucher bereits in die Entwicklung einbezogen, beispielsweise beim museum x des Badischen Landesmuseums oder bei Testingphasen bei NatureWorld im Staatlichen Naturkundemuseum Stuttgart.

Außerdem wurde im Rahmen des Dialogs deutlich, dass eine digitale Öffnung nur mit einer Öffnung der Datenbestände möglich ist. „Digitale Wege ins Museum“ hat verschiedene Museen dazu veranlasst, ihre Datenbestände umfassend zugänglich zu machen. So können im Projekt „Art of“ der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe die Besucher kreativ und spielerisch mit Museumsinhalten umgehen. In der vor wenigen Tagen vorgestellten „Sammlung digital“ des Linden-Museums Stuttgart werden 2.000 Objekte, teilweise mit kolonialem Hintergrund, weltweit zugänglich gemacht. So ist u.a. auch ein Austausch über die Museumsbestände mit den Herkunftsgesellschaften möglich. „Wir stellen uns auf digitalem Wege unserer historischen Verantwortung, der Auseinandersetzung mit unserem kolonialen Erbe“, betonte Olschowski.

Weitere Informationen

Digitalisierung und die stärkere Öffnung der Museen besonders für die junge Generation ist eines der Hauptanliegen des Ministeriums für Wissenschaft Forschung und Kunst. Vor diesem Hintergrund wurde 2017 im Rahmen der Digitalisierungs­strategie des Landes Baden-Württemberg digital@bw die Förderlinie „Digitale Wege ins Museum“ aufgelegt, ein deutschlandweit einzigartiges Programm, mit dem die Landesmuseen bei der Gestaltung ihrer digitalen Zukunft begleitet werden. Nach dem großen Erfolg der ersten Förderrunde (2017-2019) folgte 2018 mit „Digitale Wege ins Museum 2“ eine konzeptuell erweiterte Fortführung des Programms, das Ende 2020 abgeschlossen sein wird.

Ziel von „Digitale Wege ins Museum“ ist es, die Landesmuseen dabei zu unterstützen, neue digitale Partizipations- und Erlebnismöglichkeiten zu schaffen, Bildungsinhalte zeitgemäß zu vermitteln und umfassende digitale Strategien zu entwickeln.

Überblick zu den Projekten im Rahmen des Förderprogramms "Digitale Wege ins Museum“

Beständiges Förderengagement für Digitalität:

  • Open up! Museum, Museum 2.0
    Bereits 2015 hat die vom Land finanzierte Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) das Weiterbildungsprogramm „Open up! Museum“ für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter baden-württembergischer Museen aufgelegt, das Workshops und Webinare zu digitalen Strategien, Vermittlungsmethoden und Geschäftsmodellen beinhaltete. Zum Projektabschluss veröffentlichte die MFG im Jahr 2016 den bis heute bundesweit nachgefragten Leitfaden „Open up! Museum“ mit Empfehlungen für einen erfolgreichen Einsatz digitaler Medien und neuer Technologien im Museumsalltag.

    Aufgrund des großen Erfolges von „Open up! Museum“ legte die MFG das Coachingprogramm „Museum 2.0“ auf, bei dem sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Museen von der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg bei der Erarbeitung digitaler Strategien unterstützt wurden.
     
  • Digitale Wege ins Museum
    Als wichtigstes Förderprogramm im Bereich Digitalität hat das MWK im Jahr 2017 „Digitale Wege ins Museum“ ausgeschrieben, bei dem die Landesmuseen und das ZKM mit insgesamt rd. 4 Mio. Euro bei der Realisierung digitaler Projekte im Bereich Vermittlung und Strategieentwicklung unterstützt wurden.
     
  • Museum im Wandel I und II – nicht-staatliche Museen
    Auch die nicht-staatlichen Museen stehen im Fokus der digitalen Förderung des Ministeriums. Mit dem Förderprogramm „Museum im Wandel I“ hat das Ministerium mit insgesamt 160.000 Euro vier ausgewählte nicht-staatliche Museen bei der Entwicklung und Realisierung publikumsnaher digitaler Angebote unterstützt: das Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee, das Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau, das Museum Haus Löwenberg Gengenbach und das Franziskanermuseum Villingen-Schwenningen. Vorausgegangen war auch hier ein von der MFG betreutes Coaching-Programm zur Projektentwicklung.

    Aktuell läuft das Programm „Museum im Wandel II“ für nichtstaatliche Museen, das aus Mitteln des Medienimpulsprogramms finanziert wird. Die MFG unterstützt die Museen dabei, innerhalb eines Jahres mit Hilfe von Innovationsmethoden Ideen zu entwickeln und prototypisch umzusetzen, neue Formen der Zusammenarbeit auszuprobieren und nachhaltige Mehrwerte für die Museen zu generieren. Gefördert werden das Museum Ritter Waldenbuch, die Forscherfabrik Schorndorf, das Freilichtmuseum Beuren und das Museum Humpis-Quartier Ravensburg.

    Das Programm läuft laut MFG gut und Corona-bedingt online. Für den Mai 2021 ist eine Abschlussveranstaltung geplant.
     
  • NetMuseum – Landesstelle für Museumsbetreuung
    2019 investierte das Ministerium darüber hinaus über 100.000 Euro in die von der Landesstelle für Museumsbetreuung entwickelte App NetMuseum, über die 1.300 Museen in Baden-Württemberg mit ihren Programmen abrufbar sind.

Pressemitteilung als PDF
Anlage zur Pressemitteilung: Übersicht Projekte

 

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