Noch immer gibt es im Land zu wenig Professorinnen. Mit dem Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm fördert das Wissenschaftsministerium die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Wissenschaft. Es hat das Ziel, die Anzahl von Professorinnen im Land zu erhöhen. Zehn weiteren Wissenschaftlerinnen wird von Sommer 2020 an die Beschäftigung an den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Stuttgart, Tübingen und Ulm ermöglicht. Eine Wissenschaftlerin der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wird assoziiert.
„Die Verbesserung der Perspektiven von Frauen in der Wissenschaft ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung. Das Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm ist ein wirkungsvolles Förderinstrument, das Frauen eine materielle Basis bietet, sich auf dem Weg zur Professur weiter zu qualifizieren. Mit dem Programm eröffnen wir hervorragend qualifizierten Frauen beste Karriereaussichten in Wissenschaft und Forschung“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Freitag (10. Juli) in Stuttgart.
Die Wissenschaftlerinnen durchliefen ein strenges Auswahlverfahren. Von den 42 Bewerberinnen konnte sich etwa ein Viertel erfolgreich durchsetzen. Folgende Stipendiatinnen überzeugten die Jury durch ihre hervorragenden Forschungskonzepte:
- Dr. Montaha Anjass (Anorganische Chemie), Universität Ulm
- Dr. Christina Artemenko (Psychologie), Universität Tübingen
- Dr. Tanja Blascheck (Informatik), Universität Stuttgart
- Dr. Katharina Ernst (Pharmakologie und Toxikologie), Universität Ulm
- Dr. Melanie Fischer (Psychologie), Universität Heidelberg
- Dr. Carola Fricke (Humangeographie, Raumplanung), Universität Freiburg
- Dr. Linnea Hesse (Botanik und Bionik), Universität Freiburg
- Dr. Antje Missbach (Kultur- und Sozialanthropologie/Ethnologie), Universität Freiburg
- Dr. Jana Riegger (Experimentelle Orthopädie), Universität Ulm
- Dr. Claudia Totzeck (Mathematik), Universität Mannheim
Unter den Bewerberinnen konnte sich Dr. Stefanie Köb von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg assoziieren. Als Beamtin erhält sie zwar keine finanzielle Förderung durch das Programm, kann aber an den angebotenen Veranstaltungen teilnehmen.
Im Programm erhalten die Wrangell-Wissenschaftlerinnen auch Gelegenheit, Verantwortung in Lehre und innerhalb der Fakultät zu übernehmen. Sie sind mit vier Semesterwochenstunden in die Lehre eingebunden und sind befugt, Doktorandinnen und Doktoranden zur Promotion zu führen. Zudem können sie in speziell für sie zugeschnittenen Trainings Kompetenzen für ihre Zukunft als Professorin erwerben.
Das Programm bietet eine verlässliche Forschungsperspektive in der Regel für bis zu fünf Jahre: drei Jahre werden durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) getragen, zwei weitere Jahre trägt die jeweilige Hochschule. Für Habilitandinnen im medizinisch-klinischen Bereich (mit Facharztvoraussetzung) beträgt die Förderdauer sechs Jahre: vier Jahre durch das MWK und den ESF und zwei Jahre durch die jeweilige Hochschule. Das Programm wird im Umfang von jährlich rund zwei Millionen Euro je hälftig aus Landesmitteln und Mitteln des ESF finanziert.
Weitere Informationen:
Seit 1997 schreibt das Land zur Qualifizierung von Nachwuchswissenschaftlerinnen das Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm aus. In bislang 17 Ausschreibungsrunden konnten insgesamt 202 Habilitandinnen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, Lebens-, Natur- und Ingenieurwissenschaften in die Förderung aufgenommen werden. Basierend auf zwei internen und mindestens zwei externen Gutachten trifft ein Gremium aus Expertinnen, die auf verschiedenen Wissenschaftsgebieten ausgewiesenen sind und das gesamte Spektrum der Disziplinen und Hochschularten repräsentieren, Förderempfehlungen.
Das Förderprogramm ist nach der ersten ordentlichen Professorin an einer deutschen Universität benannt. Margarete von Wrangell (1877-1932) hatte Anfang des 20. Jahrhunderts in Leipzig und Tübingen Chemie studiert und wurde 1923 nach ihrer Habilitierung an der Universität Hohenheim (damals Landwirtschaftliche Hochschule Hohenheim) auf die dortige Professur für Pflanzenernährung berufen. Dort leitete sie bis zu ihrem Tod das gleichnamige Institut.