Das Land fördert ab Januar 2024 sieben Projekte an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die sich mit einer besonders ressourcenschonenden und umweltverträglichen Landwirtschaft beschäftigen. Dabei geht es zum Beispiel um den ökologischen Umgang mit Pflanzenkrankheiten im Weinbau, die smarte Bewässerung von Anbauflächen oder darum, den Weidegang von Milchkühen im ökologischen Landbau auszuweiten. Insgesamt stehen für die Finanzierung der auf vier Jahre angelegten Förderlinie rund 2,7 Millionen Euro zur Verfügung.
„Mit alternativen Ansätzen kann die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In der Kombination von weniger Ressourcenverbrauch und mehr strukturreichen Lebensräumen trägt sie auch zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski am Donnerstag (4. Januar) in Stuttgart.
Wie internationale wissenschaftliche Vergleichsstudien zeigen, weisen ökologisch bewirtschaftete Flächen eine Artenvielfalt auf, die im Vergleich zur konventionellen Wirtschaftsweise durchschnittlich um 95 Prozent, bei Feldvögeln bis zu 35 Prozent und bei Insekten bis zu 26 Prozent höher liegt.
In den Forschungsprojekten soll ermittelt werden, welche Technologien und Methoden kurzfristig zu einer nachhaltigen, ökologischen – aber auch ökonomischen und gesellschaftlich akzeptierten – Landwirtschaft führen. Für die in der ersten Förderphase erfolgreichen sieben Projekte stellt das Land im ersten Jahr insgesamt knapp 300.000 Euro bereit.
In einem international besetzten Begutachtungsverfahren haben sich die Universitäten Hohenheim und Freiburg, die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) sowie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) und das Landwirtschaftliche Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf durchgesetzt.
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Das Wissenschaftsministerium fördert zwei Forschungsverbünde und fünf Einzelprojekte.
Erfolgreich waren die folgenden zwei Forschungsverbünde:
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), Universität Hohenheim und Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, Karlsruhe:
Einsatz von im Ökolandbau zugelassenen Gesteinsmehlen und Pflanzenkohlen zur CO2-Bindung und Bodenverbesserung: Im Rahmen der Machbarkeitsstudie werden die Verfügbarkeit von Pflanzenkohlen und Gesteinsmehlen für die großflächige Anwendung im Ökolandbau, die Kosten sowie die technische Umsetzbarkeit des Einsatzes untersucht.
- Universität Hohenheim, HfWU Nürtingen-Geislingen, Universität Freiburg und Staatliches Weinbauinstitut Freiburg (WBI):
VitiForst – Gehölze im Weinbau zur Steigerung von Klimaschutz und Biodiversität: Potenziale und Herausforderungen von Agroforstsystemen in den Weinbaugebieten Baden und Württemberg werden erfasst, Umsetzungsformen aufgezeigt und auf ihre Wirksamkeit bezüglich Klimaschutz und Biodiversität bewertet. In Projektphase I wird ein interdisziplinäres Forschungskonzept mit Projektpartnern, insbesondere aus dem ökologischen Weinbau, entwickelt. Methoden werden auf geeigneten Flächen getestet, eine Machbarkeitsstudie erstellt, und die Anlage von zwei Versuchs- und Demonstrationsflächen geplant.
Von den eingereichten Einzelvorhaben waren folgende Projektskizzen erfolgreich:
- LAZBW – Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg, Aulendorf:
Mehr Weide für Öko-Kühe: Entwicklung der Produktionstechnik und von Beratungsempfehlungen, um den Weidegang von Milchkühen im ökologischen Landbau zu fördern. Warum sind nicht viel mehr Kühe auf der Weide? Im Mittelpunkt des Projektes steht eine grundlegende Situationsanalyse, um anschließend für Landwirtinnen und Landwirte bedarfsgerechte Lösungen und Managementhilfen zu erarbeiten. Das Ziel ist die Vereinbarkeit von Weidegang, Melken, Arbeitswirtschaft und Wirtschaftlichkeit der Milcherzeugung im ökologischen Landbau.
- LTZ – Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg, Karlsruhe:
Potenziale von smarten Drainagen-Steuerungen im ökologischen Landbau in Baden-Württemberg: Wie kann eine Steuerung der Drainageabflüsse auf Basis eines Prognosemodells den Wasserhaushalt auf trockenheitsgefährdeten, drainierten Standorten verbessern, um den für den Klimaschutz und für den ökologischen Landbau bedeutsamen Futteranbau langfristig sicherzustellen? Im Projekt sollen Potentiale, Risiken und die praktische Umsetzbarkeit von smarten Drainagen in der ökologischen Landwirtschaft in Baden-Württemberg dargestellt werden.
- Universität Freiburg:
Better together: Leveraging plant–bacteria synergy to control ethylene-mediated plant plasticity under environmental stress (Gemeinsam besser: Nutzung der Synergie zwischen Pflanzen und Bakterien, um die ethylenvermittelte Pflanzenplastizität unter Umweltstress zu kontrollieren): Einige Bakterien können Pflanzenhormone „fressen“ und dadurch das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze verändern. Das Projekt wird untersuchen, ob diese nützlichen Bakterien Pflanzen widerstandsfähiger gegen die sich im Klimawandel ändernden Umweltbedingungen machen können.
- Universität Freiburg:
Nachhaltige biologische Kontrolle des Falschen Mehltaus der Weinrebe (PeroStilL): Der Falsche Mehltau der Weinrebe kann im Ökoweinbau zu großen Ertragsverlusten führen. Der Einsatz des Schwermetalls Kupfer zur Eindämmung des Schädlings ist zwar zugelassen, jedoch unter ökologischen Kriterien fragwürdig. Studien haben gezeigt, dass aus Rebholzabschnitten Inhaltsstoffe (sogenannte Stilbene) extrahiert werden können, die im Laborversuch gegen den Mehltau wirken. Im Projekt PeroStilL soll deren Anwendung im Freilandversuch getestet werden.
- Universität Hohenheim:
Proteinfutter und andere Produkte aus Feuchtwiesenschnitt (Pro2Feucht):
Im Projekt „Pro2Feucht“ werden Proteine aus Feuchtwiesen gewonnen. Feuchtwiesen und Moore speichern sehr viel Kohlendioxid. Und auch der Ersatz von importierten Soja vermindert die Emission von Kohlendioxid. Mit beiden Aspekten beschäftigt sich das Projekt.
In der ersten einjährigen Förderphase ab Januar 2024 testen die geförderten Projektvorhaben ihre innovativen Ideen auf grundsätzliche und konzeptionelle Durchführbarkeit. Am Ende der Projektphase erfolgt eine weitere wissenschaftliche Begutachtung, die über eine mögliche anschließende Projektlaufzeit von drei Jahren entscheiden wird.
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