Archive sind das Gedächtnis einer Gesellschaft. Das dort gespeicherte Wissen ist wichtig für eine Gesellschaft, die wissen will, woher sie kommt. Das Archiv kann aber auch Basis für Überlegungen sein, wohin sich eine Gesellschaft in Zukunft entwickeln möchte – aber nur dann, wenn das Archiv auch gefragt wird. Genau dieses Anliegen verfolgt das neue Portal „Südwestdeutsche Archivalienkunde“: Den Zugang zu den Inhalten unserer Archive zu verbessern. Staatssekretärin Petra Olschowski hat am Donnerstag, 22. Februar, das neue Themenmodul freigeschaltet.
„Das neue Portal zur Archivalienkunde im Netz schafft Zugänge zu unverzichtbarem Grundwissen im Umgang mit Quellen. Mit der Digitalisierung werden diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gleichzeitig ist aber auch eine Anleitung für den Umgang und das richtige Lesen dieser Quellen notwendig. Dazu leistet das Projekt ‚Südwestdeutsche Archivalienkunde‘ einen wertvollen Beitrag“, sagte Staatssekretärin Petra Olschowski am Donnerstag (22. Februar), die das Portal im Hauptstaatsarchiv Stuttgart freigeschalten hat.
Die Archivalienkunde beschäftigt sich mit den Formen und der Entstehungsweise der spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Akten. Der Schwerpunkt liegt bei behördlichen Schriftstücken. Mit dem neuen Portal wird nun der Zugriff auf diese Akten verbessert und eine Anleitung für den Umgang mit diesen bereitgestellt. Somit wird allen, die in Archiven recherchieren, die Arbeit mit archivalischen Quellen erleichtert. Zugleich soll das Portal – in Zusammenarbeit mit dem Fach „Historische Grundwissenschaft“ an der Universität Tübingen – die wissenschaftliche Erforschung archivalischer Quellen und ihrer Eigenheiten voranbringen.
Kleine Fächer – große Wissenschaft – wertvolle Zusammenarbeit
Im Rahmen der Landesinitiative ‚Kleine Fächer‘ hat das Wissenschaftsministerium den Aufbau des neuen Moduls in LEO-BW mit über 150.000 Euro seit Oktober 2016 gefördert. Das Projekt wurde vom Landesarchiv Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Universität Tübingen durchgeführt. Unter hoher Beteiligung der Archive in Baden-Württemberg gelang es der Landesinitiative, mit diesem Vorhaben insbesondere die Welt der Archive und die historische Forschung wieder zusammenzuführen und zu vernetzen. „Dieses Projekt ist ein effektives Beispiel dafür, wie die Archive mit anderen Instituten im Land zusammenarbeiten. Diese Zusammenführung der Archive und der historischen Forschung begrüßt das Wissenschaftsministerium ganz besonders“, so Olschowski weiter.
Innovativ und richtungsweisend ist, dass neben klassischen Archivaliengattungen wie Urkunden, Amtsbüchern oder Akten auch moderne Quellen aus der digitalen Welt wie E-Akten, elektronische Datenbanken oder E-Mails berücksichtigt sind. „Auch wenn unsere Archivalienkunde auf den südwestdeutschen Raum bezogen ist, so soll sie doch die bundesweite Diskussion über die Eigenheiten und Auswertungsmöglichkeiten von Archivgut voranbringen. Dies gilt besonders für die Unterlagen des digitalen Zeitalters, die in ihr analysiert und beschrieben werden“, führt der ehemalige Präsident des Landesarchivs Robert Kretzschmar aus, der das Projekt initiiert hat.
„Dieses Portal zeigt außerdem, was Kleine Fächer wirklich leisten und warum sie so wichtig für Wissenschaft und Gesellschaft sind: Sie helfen uns, unsere komplexe Welt zu beschreiben und besser zu verstehen. Sie gehören zum Kern der Wissenschaft, sie sind elementar für die Grundlagenforschung und für die Vielfalt des Denkens“, so die Staatssekretärin abschließend.
Weitere Informationen
Das neue Modul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“
Welche Auswertungsmöglichkeiten bieten z.B. Entnazifizierungsakten? Was sollte bei der Nutzung von handgezeichneten Karten aus der Frühen Neuzeit, was bei digitalen Geodaten bedacht werden? Die Recherche in archivalischen Quellen kann mit vielen Fragen verbunden sein. Das Themenmodul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“ im Landesportal LEO-BW gibt hier eine Anleitung. Es soll allen, die in Archiven recherchieren, die Arbeit mit archivalischen Quellen erleichtern. Zugleich will es die wissenschaftliche Erforschung archivalischer Quellen und ihrer Eigenheiten voranbringen. Die einzelnen Artikel, die von Autorinnen und Autoren aus der Forschung, aus dem Archivwesen, aus Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen verfasst wurden, sind im Themenmodul nutzerfreundlich aufbereitet, mühelos über einen Sachindex oder thematische Rubriken recherchierbar und mit Illustrationen versehen. Um die Diskussion über archivalische Quellen zu fördern und einem breiten Publikum zugänglich zu machen, wurde auch eine Kommentarfunktion eingerichtet.
Mit der Freischaltung des Themenmoduls ist das Projekt zum Aufbau des Internetangebots abgeschlossen. Das kollaborativ erstellte Modul wird dann vom Landesarchiv gepflegt und mit neuen Beiträgen weiter ausgebaut werden. Das Themenmodul „Südwestdeutsche Archivalienkunde“ ist ab dem 22. Februar erreichbar:
Themenmodul - Südwestdeutsche Archivalienkunde
Die Landesinitiative „Kleine Fächer“
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat die „Landesinitiative Kleine Fächer“ ins Leben gerufen, in deren Rahmen seit 2015 unterschiedliche Maßnahmen und Instrumente entwickelt werden, um die Leistungsfähigkeit der Kleinen Fächer an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen zu sichern. Als eine Maßnahme sind u. a. die Berufung des Zukunftsrates Kleine Fächer als zentrale Moderationsplattform sowie die Einrichtung eines Strukturfonds zu nennen, aus dessen Topf mittlerweile 13 Vorhaben im Land gefördert werden. Die geförderten Projekte verbessern die häufig prekäre Situation der Kleinen Fächer durch Vernetzung und Erhöhung der Sichtbarkeit und schaffen so eine Grundlage für die Gesellschaft, weiterhin auf ein vielseitiges Wissenssystem zugreifen zu können. Dazu zählen z.B. Fächer wie Paläoanthropologie und Turkologie, aber auch die archivalische Quellenkunde und die Historischen Grundwissenschaften selbst.