Die baden-württembergischen Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten des Landes gehen einen außergewöhnlichen Weg und haben einen gemeinsamen Verein gegründet, um in Forschung, Lehre und Krankenversorgung künftig standortübergreifend noch enger zusammenzuarbeiten.
„Baden-Württemberg hat einen extrem leistungsfähigen Gesundheitssektor, das hat auch die Corona-Pandemie eindrucksvoll bewiesen. Wenn wir alle an einem Strang ziehen ist viel möglich! Darum haben die Universitätskliniken mit dem Verein ,Universitätsmedizin Baden-Württemberg‘ ein starkes Fundament für neue Kooperation geschaffen“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwoch (23. Juni 2021) in Stuttgart im Rahmen der Vorstellung des Vereins „Universitätsmedizin Baden-Württemberg“. „Durch diese Bündelung von Kräften erreichen wir mehr Resilienz im Gesundheitssektor, eine bessere Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger, mehr Innovationen bei großen Zukunftsthemen und das Land gewinnt einen einheitlichen Ansprechpartner bei allen Gesundheitsthemen.“
Baden-Württemberg ist ein international bedeutender Medizin-Standort. Dazu tragen maßgeblich die Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten in Freiburg, Heidelberg, Mannheim, Tübingen und Ulm bei. Die baden-württembergischen Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten des Landes gehen nun einen außergewöhnlichen Weg: Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm haben einen gemeinsamen Verein gegründet, um in Forschung, Lehre und Krankenversorgung künftig standortübergreifend noch enger zusammenzuarbeiten.
Das Land fördert und unterstützt die Zusammenarbeit der Universitätskliniken und medizinführenden Universitäten. Durch die Bündelung der Kräfte möchte die Landesregierung den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg noch stärker und krisenfester machen. Bereits Anfang des Jahres hat die Landesregierung entschieden, den Kooperationsverbund der Universitätskliniken und Medizinischen Fakultäten bis einschließlich 2022 mit 80 Millionen Euro zu unterstützen.
„Unsere universitätsmedizinischen Einrichtungen leisten einen wesentlichen Beitrag dafür, dass die Gesundheitsversorgung der Menschen im Land sichergestellt ist und dass dabei stets innovative Behandlungs- und Forschungsansätze entwickelt werden“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die Kooperation müsste aber weit über die Krankenversorgung hinausgehen. „Wissen bündeln bedeutet Schlagkraft erhöhen. Das ist gerade bei der Digitalisierung im Gesundheitsbereich der entscheidende Hebel: Erkenntnisse steigen mit der Anzahl der verfügbaren und beforschbaren Daten. Dazu braucht es die Standardisierung der Verfahren und gesicherte Anschlussfähigkeit. Mit dem neu gegründeten Verein sollen echte Fortschritte bei der Digitalisierung erreicht werden, die in die Entwicklung neuer Diagnoseverfahren und Therapien münden“, betonte Bauer. Baden-Württemberg solle zu einem Vorreiter der digitalen Gesundheitswirtschaft werden.
Auch um im nationalen und internationalen Maßstab konkurrenzfähig zu sein, brauche es Kooperation vor Ort, so Bauer. „Im Verbund können unsere Standorte gegenüber der nationalen und internationalen Konkurrenz künftig noch besser bestehen.“ Dabei solle der produktive und durchaus sportliche Wettbewerb zwischen den Standorten nicht unterbunden werden. „Dieser Wettbewerb trägt zu Höchstleistungen bei. Aber er soll ergänzt werden durch kluge Kooperationen, gebündelte Aktivitäten und ein gemeinsames Auftreten.“ Das Land habe neben der Finanzhilfe zum Schutz der Universitätskliniken vor pandemiebedingten Risiken und zur Sicherstellung des Betriebes in Höhe von insgesamt rund 180 Millionen Euro bereits eine Vielzahl von standortübergreifenden pandemiebezogenen Forschungsaktivitäten gefördert.
„Mit der Gründung des Vereins bündeln wir unsere Kompetenzen der universitären Spitzenmedizin. Wir überwinden Standortgrenzen und geben unserer Zusammenarbeit ein tragfähiges Fundament. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass eine enge Kooperation zwischen den Universitätsklinika direkte Auswirkungen auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten im Land hat“, sagte der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Freiburg und Vorsitzende des Vereins „Universitätsmedizin Baden-Württemberg“ Prof. Dr. Frederik Wenz.
„Eine enge Zusammenarbeit und ein schneller Austausch unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über Fächergrenzen hinweg sind Garanten dafür, die medizinische Spitzenforschung in Baden-Württemberg weiter voranzubringen. Mit der Vereinsgründung bauen wir diese Zusammenarbeit weiter aus. Dies wird den medizinischen Forschungsstandort Baden-Württemberg stärken und seine Sichtbarkeit national und international erhöhen“, sagte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm und stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Universitätsmedizin Baden-Württemberg“ Prof. Dr. Thomas Wirth.
„Mit dem Schritt der Vereinsgründung steigert die Universitätsmedizin in Baden-Württemberg nicht nur deutlich ihr Potenzial für eine bessere Gesundheitsversorgung der Menschen, sondern auch ihre jetzt schon hohe Attraktivität als Partnerin in Kooperationen mit Unternehmen der Gesundheitswirtschaft und mit Wissenschaftsorganisationen“, zeigte sich Wissenschaftsministerin Theresia Bauer überzeugt.
Der Verein „Universitätsmedizin Baden-Württemberg“:
Zweck des Vereins ist die Förderung des standortübergreifenden Zusammenwirkens der vier baden-württembergischen Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm und der fünf Medizinischen Fakultäten der Universitäten (inklusive Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg) in Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Die Mitglieder wollen Baden-Württemberg als Vorreiter einer nachhaltigen, hochwertigen Gesundheitsversorgung für alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von deren Wohnort ausbauen. Sie sollen und als Gestalter einer zukunftsweisenden, über die Grenzen von Baden-Württemberg ausstrahlenden Gesundheitswirtschaft wirken.
Insbesondere die Digitalisierung und künstliche Intelligenz sollen dafür eingesetzt werden, innovative Lösungen für die Krankenversorgung, Forschung, Lehre und Translation zu erarbeiten. Die Digitalisierung soll auch für mehr Transparenz und innovative, datenbasierte Lösungen genutzt werden. Ein Ziel ist es etwa, dass Patientenpfade und best practice der universitären Medizin in Baden-Württemberg unmittelbar analysiert, gelehrt und allen Leistungserbringern und Patientinnen und Patienten in Webportalen oder Apps zur Verfügung gestellt werden. Die Mitglieder des Vereins werden neue Strukturen schaffen und vorhandene Strukturen effizienter nutzen – beispielsweise Hubs für eine strukturierte Vernetzung einrichten oder regionale Netzwerke von Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen aktivieren.