Rückblick

Dialog Popkultur Baden-Württemberg

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In einem vierteiligen Dialogprozess unter dem Stichwort POPLÄND diskutierte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst von Mai 2023 bis Mai 2024 gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren der Popkultur über Bedarfe, Potentiale und Herausforderungen der Branche. Im Fokus stand dabei die Popmusik als eine besondere Stärke des Landes.

„Popkultur und vor allem Popmusik ist fester Bestandteil des Kulturlebens unseres Landes. Dank der vielen Bands, Projekte, Labels und Aktiven in dem Bereich, dank der lebendigen Club- und Live-Musik-Szene sind wir POPLÄND.“
Kunststaatssekretär Arne Braun

Wichtiges kulturpolitisches Vorhaben der Legislatur

Die stärkere Öffnung der Kulturpolitik für ein breites Publikum und die bessere Berücksichtigung junger Perspektiven sind ein wichtiges Anliegen der Landesregierung. Daher wurde im Koalitionsvertrag u. a. ein stärkeres Engagement im Bereich der populären Kultur vereinbart.

Um die Bedarfe, Potenziale und Herausforderungen der Popkultur im Land zu identifizieren, führten Staatssekretär Arne Braun und das Kunstministerium einen einjährigen partizipativen Strategieprozess durch. An den vier Konferenzen in den vier Regierungsbezirken des Landes nahmen von Mai 2023 bis Mai 2024 mehr als 400 Musikerinnen und Musiker, Popszene, Kulturpolitik, Kulturverwaltung und Kulturinstitutionen, Veranstalterinnen und Veranstalter und Kulturfördernde teil.

Ergänzend wurde der Strategieprozess von einem zwölfköpfigen Beratungskreis begleitet.

„Die große Stärke der POPLÄND-Konferenzen war das konstruktive und zielorientierte Arbeiten auf Augenhöhe mit allen Beteiligten. Spürbar war auch das ehrliche Interesse des Kunstministeriums, Popkultur und Popmusik stärker in die Kulturförderung des Landes einzubinden. Die Vernetzung innerhalb der Musikszenen, aber auch mit Politik und Verwaltung, der klassischen Kultur und der Musikverwertung war sehr wertvoll – nun geht es darum 'Netze' weiter zu spinnen.“
Vivien Avena, Geschäftsführerin des Musikclubs Substage in Karlsruhe und Mitglied des POPLÄND-Beratungskreises

Zentrale Handlungsfelder

Zum Abschluss des Dialogs erörterte, filterte und verdichtete der Beratungskreis die Erkenntnisse der POLÄND-Konferenzen auf sieben zentrale Handlungsfelder:

Im Fokus stehen dabei Stipendien- und Förderangebote für Künstlerinnen und Künstler sowie Clubs und Festivals, der Ausbau von Netzwerken insbesondere in ländlichen Räumen, die Erhöhung der Sichtbarkeit und Strahlkraft der baden-württembergischen Popszene, eine angemessene Bezahlung von Popkulturschaffenden, Qualifizierungsangebote, Nachwuchsförderung und die Unterstützung von Transformationsbemühungen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Diversität und Digitalität (Details in der Publikation). 

Die Empfehlungen des Beratungskreises wurden Staatssekretär Arne Braun am 17. Mai 2924 im Rahmen von POPLÄND 4 x About Pop feierlich überreicht.

POPLÄND, Abschlussverabstaltung

Neue kulturpolitische Leitlinie und Haushaltsbeschluss

Im Anschluss an den Dialogprozess erarbeitete das Ministerium auf Basis der Vorschläge und Empfehlungen kulturpolitische Maßnahmen zur Stärkung der Popkultur in Baden-Württemberg.

Dabei ist Kunststaatssekretär Arne Braun überzeugt von der hohen Qualität der Branchen-Empfehlungen: „Der Popdialog gibt klare Leitplanken für künftiges kulturpolitisches Handeln.“

Nun kommt es auf den Haushaltsgesetzgeber an: Ende Dezember 2024 entscheidet der Landtag über den Doppelhaushalt 2025/26 – und damit auch über die künftig zur Verfügung stehenden Mittel für die Umsetzung des POPLÄND-Konzepts.

Pop hat künstlerische wie ökonomische Bedeutung

Mit über 2 Milliarden Euro Umsatz in 2022, davon über 700 Millionen in Baden-Württemberg, ist die deutsche Musikwirtschaft nicht nur künstlerisch, sondern auch ökonomisch von hoher Bedeutung. 2023 wurden rund drei Viertel des Umsatzes (über 1,5 Milliarden Euro) über die Musikrichtungen Pop und Deutsch-Pop, Hip-Hop, Rock und Dance erzielt.

Nach Jahren mit positivem Umsatzwachstum und jährlichen Wachstumsraten von bis zu fast 7 Prozent bedeutete die Corona-Pandemie einen drastischen Einschnitt für die Musikindustrie und insbesondere den Akteurinnen und Akteure der Popmusik. So führten unter anderem die Verbote von Live-Veranstaltungen 2020 zu erheblichen Umsatzverlusten von bis zu minus 28 Prozent. Mit dem Corona-Hilfsprogramm „Perspektive Pop“ unterstützte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in zwei Förderrunden zahlreiche Projekte von Popmusikerinnen und -musikern sowie Live-Musik-Stätten. Inzwischen hat sich die Branche langsam wieder erholt. Prognosen gehen davon aus, dass das Vor-Corona-Niveau Ende 2025 wieder erreicht werden wird (Goldmedia: Standortstudie Kultur- und Kreativwirtschaft BW 2024, BVMI: Musikindustrie in Zahlen 2023).

Darüber hinaus bedeutet Popförderung aber nicht nur Kreativwirtschaftsförderung, Pop ist auch ein bedeutender Standortfaktor. Gerade junge Fachkräfte bevorzugen Gegenden mit einem reichhaltigen und lebendigen Kulturangebot, unter anderem mit Clubs, Veranstaltungsorten und Festivals (MFG Baden-Württemberg: Studie KreativLand BW 2024, Landeshauptstadt Stuttgart: Nachtökonomische Studie Stuttgart 2023). Festivals und Konzerte wirken zudem auch als Tourismusverstärker.

Schulterschluss mit anderen Kulturformen

Wichtig ist Staatssekretär Arne Braun auch, dass Pop kein Gegensatz zu anderen Kulturbereichen sei. „Wir wollen auch alte Vorurteile überwinden: Pop ist keine Qualitätskategorie, sondern eine wertvolle Kulturform und bereichernde Ergänzung zu den klassischen Künsten. Und wenn beide Formen zusammenkommen, entsteht nochmal etwas Neues – eine solche Erfahrung kann beflügeln“, ist Arne Braun überzeugt.

Wichtige Überschneidungen gibt es zudem mit der Breitenkultur, die das Ministerium ebenfalls fördert: „Für mich gehen Popförderung und die Förderung der Breitenmusik Hand in Hand“, so Arne Braun. „Wir ermöglichen durch unsere Förderung das Erlernen von Kulturtechniken, mehr denn je durch die neuen Breitenkultur-Richtlinien und insbesondere für junge Menschen und den ländlichen Raum. Mit den Kenntnissen und aus der Lust am gemeinsamen Musizieren heraus werden vielerorts Bands gegründet.“

POPLÄND steht damit für eine Erweiterung und Öffnung der Kulturpolitik des Landes.