Das Land hat sich verpflichtet, die Landesverwaltung, zu der auch die Kultureinrichtungen zählen, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu organisieren. Der von einer Arbeitsgruppe aus staatlich getragenen Kultureinrichtungen gemeinsam mit dem Ministerium erarbeitete Handlungsleitfaden „Green Culture: Klimaschutz in Landeskultureinrichtungen“ unterstützt die Kunst- und Kultureinrichtungen auf dem Weg zur Klimaneutralität mit konkreten Handlungsanleitungen. Kunststaatssekretärin Petra Olschowski hat den „Green Culture“- Leitfaden am Freitag (22. Juli) gemeinsam mit dem kaufmännischen Geschäftsführer der Staatsgalerie Stuttgart und AG-Leiter, Dirk Rieker, in der Landespressekonferenz in Stuttgart präsentiert.
„Klimaschutz kann nur gelingen, wenn sich die gesamte Gesellschaft auf den Weg macht, das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Für den vor uns liegenden gesellschaftlichen Transformationsprozess brauchen wir auch die Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden im Land als Vorbilder und Impulsgeber, die den Klimaschutz in die Mitte der Gesellschaft tragen. Wir wollen hier mit den Kultureinrichtungen des Landes vorangehen. Der Leitfaden ´Green Culture` identifiziert konkret die nächsten Schritte, wie wir die Kultur- und Klimapolitik weiter voranbringen. Und er kommt genau zur richtigen Zeit“, sagte Staatssekretärin Petra Olschowski.
Mit dem Leitfaden „Green Culture“ ergreift Baden-Württemberg erneut die Initiative für den Klimaschutz im Kulturbereich. Mit der Initiative „Green Shooting“ der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg hat das Land bereits bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen und ein starkes Signal im Kulturbereich gesetzt. Auch der erste CO2-Rechner für die Film- und Fernsehproduktionen wurde von der MFG Baden-Württemberg beauftragt und in Kooperation mit dem SWR entwickelt.
Der Leitfaden „Green Culture“ bietet eine systematische Grundlage für eine klimafreundlichere Kulturproduktion, -präsentation und -vermittlung. Dabei werden die wichtigsten Handlungsfelder zur Verbesserung des Klimaschutzes identifiziert (Energie, Wasser, Abfall, Mobilität, betriebliches Arbeiten) und erprobte Instrumente und Maßnahmen zusammengefasst. Den Fokus legt die AG dabei bewusst auf betriebsökologische Maßnahmen, da die Kultureinrichtungen hier den größten eigenen Gestaltungsspielraum besitzen. Dabei wird auch beleuchtet, wie bereits für Klimaschutz und Nachhaltigkeit engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kultureinrichtungen effektiv bei der Gestaltung der Klimaschutzmaßnahmen eingebunden werden können. „Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an die Leitungen und die Beschäftigten der Kunst- und Kultureinrichtungen in Trägerschaft des Landes. Gleichzeitig ist der Leitfaden ein Aufruf an die gesamte Kulturlandschaft Baden-Württembergs, das Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel als wichtigen Teil der kulturellen Arbeit zu begreifen und darin zu integrieren“, sagte die Staatssekretärin.
Dirk Rieker, der als Leiter der AG die Arbeit der Gruppe koordinierte, lobte das Ergebnis der Zusammenarbeit: „Der im letzten Jahr gestartete Klimadialog hat mit der AG `Green Culture` schnell einen guten Modus gefunden, um den notwendigen kontinuierlichen Austausch zwischen dem Land und den Kulturinstitutionen, aber auch den Wissenstransfer zwischen den Einrichtungen selbst in vorbildlicher Weise zu organisieren. Wir konnten dabei erleben, dass die Debatte, wie das Ziel der Klimaneutralität 2030 auch im Kulturbereich erreicht werden kann, durch die AG eine ganze neue Intensität erhalten hat. Der Leitfaden ist als Ergebnis dieses intensiven Prozesses ein gutes Beispiel für einen gelingenden Dialog über die Kultursparten hinweg, der mit konkreten Arbeitsergebnissen abschließt. Wir freuen uns auf die Fortsetzung dieses Erfolgsformats in den kommenden Monaten.“
Nächster Schritt: Eigene Nachhaltigkeitskonzepte bis Sommer 2023
Die Staatssekretärin rief alle Kultureinrichtungen in Trägerschaft des Landes dazu auf, bis zum Sommer 2023 auf der Basis des Leitfadens erste Konzepte mit Maßnahmen und Meilensteinen zu erarbeiten, wie sie ihre Energie- und Wasserverbrauche sowie den CO2-Verbrauch systematisch erfassen und schrittweise verringern werden. „Unsere Kultureinrichtungen sind nun aufgefordert, individuelle Nachhaltigkeits- und Maßnahmenkonzepte zu entwerfen, mit denen sie das Ziel der Klimaneutralität 2030 erreichen werden“, so Olschowski. Dafür sollen in jeder Einrichtung Klimateams gebildet und Klimaschutzmanagerinnen und -manager benannt werden. Der Prozess wird im Rahmen des weiteren Klimadialogs insbesondere über die AG Green Culture begleitet und durch bedarfsgenaue Unterstützungsangebote des Landes flankiert. Wichtige weitere Schritte sind die Einführung einer CO2-Bilanzierung sowie eines konsequenten Umweltmanagements. „Wir erwarten von den Kultureinrichtungen des Landes spätestens jetzt für den Klimaschutz aktiv zu werden und zum Gelingen der Klimawende beizutragen. Unser ´Green Culture`-Leitfaden ist auch ein Signal an alle Kultureinrichtungen im Land. Er befähigt sie dazu, sofort und selbstständig Maßnahmen für den Klimaschutz auf den Weg zu bringen“, so die Staatssekretärin.
Die AG „Green Culture: Klimaschutz in Landeskultureinrichtungen“
Auf Initiative von Staatssekretärin Petra Olschowski hat sich im November 2021 die Arbeitsgruppe (AG) „Green Culture“ zusammengefunden, um gemeinsam mit dem Ministerium einen Handlungsleitfaden zu erarbeiten, der die Kunst- und Kultureinrichtungen auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützt. Der AG gehören Führungskräfte aus zwölf Kultureinrichtungen in staatlicher Trägerschaft der Sparten Film, Museen, Bibliotheken und Archive, Theater, Orchester und künstlerische Ausbildung an. Vertreten sind das Badische Landesmuseum, das Landesmuseum Württemberg, die Staatsgalerie Stuttgart, das Technoseum Mannheim, die Württembergischen Staatstheater, die Filmakademie Baden-Württemberg, das Landesarchiv Baden-Württemberg, die Württembergische Landesbibliothek, die Medien- und Filmgesellschaft BW, das Stuttgarter Kammerorchester, die Württembergische Landesbühne Esslingen sowie das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Geleitet wird die AG von Dirk Rieker, dem kaufmännischen Geschäftsführer der Staatsgalerie Stuttgart.
Der Leitfaden Green Culture
Der Leitfaden „Green Culture“ ist das Ergebnis der rund neunmonatigen Arbeit der Arbeitsgruppe. Auf 65 Seiten werden die Diskussionsergebnisse der AG rund um den Klimaschutz zusammengetragen. Er richtet sich als Einstieg in das Thema zunächst an die Kultureinrichtungen in Trägerschaft des Landes. Die vorgestellten Ergebnisse können aber von allen Kultureinrichtungen gleichermaßen genutzt werden.
Der Leitfaden kann kostenlos auf der Internetseite des Kunstministeriums abgerufen werden.
Green Shooting MFG Baden-Württemberg
Die MFG Baden-Württemberg hat mit dem von ihr initiierten und geleiteten Arbeitskreis „Green Shooting“ wesentliche Teile der deutschen Film-, TV- und VoD-Branche (Video-on-Demand) für ein breites Nachhaltigkeitsbündnis gewonnen. Erstmals wurden einheitliche ökologische Mindeststandards für nachhaltige Produktionen entwickelt, die seit Anfang 2022 angewendet werden und ab 1. Januar 2023 in bundeseinheitliche Standards überführt werden sollen. Sichtbar machen können die beteiligten Institutionen dieses Engagement mit dem neuen Label „green motion“. Die ökologischen Mindeststandards umfassen alle Bereiche der Produktion: Umstellung auf LED-Scheinwerfer, mehr Bahnfahrten, umweltfreundliche Fahrzeuge, vegetarisches Essen, Verzicht auf Dieselgeneratoren, Kurzstreckenflüge, Einweggeschirr etc. Green Shooting | Green Shooting (mfg.de)