Kunst und Kultur

Literaturstipendien gehen an Autorinnen aus Filderstadt, Ludwigsburg und Stuttgart

Maren Wurster, Charlotte Gneuß und Ann Kathrin Ast erhalten Stipendien über 18.000 Euro
Maren Wurster, Charlotte Gneuß und Ann Kathrin Ast

Die auf jeweils 18 000 Euro erhöhten Literaturstipendien des Landes für 2024 gehen an drei Autorinnen aus Filderstadt, Ludwigsburg und Stuttgart. „Mit der Erhöhung der Dotierung möchten wir Schriftstellerinnen und Schriftstellern noch mehr Freiraum geben, um sich zwölf Monate lang auf ihre kreative Arbeit konzentrieren zu können“, sagte Arne Braun am Montag (18. Dezember) in Stuttgart. Die drei Autorinnen erhalten im Jahr 2024 Stipendien über 18.000 Euro. Im Vorjahr waren es 12 000 Euro. „Die prämierten Geschichten geben tiefe Einblicke in unterschiedliche Milieus und Lebenswelten“, sagte Arne Braun.

Maren Wurster aus Filderstadt erzählt in ihrem Roman „Eine beiläufige Entscheidung“ aus zwei Perspektiven von einer jungen Frau, die mit ihrer Mutterschaft hadert, und einem Sohn, dem die Mutter fehlt. Zwei berührende Geschichten, die zielstrebig aufeinander zulaufen. Ein mutiges Buch über ein gesellschaftliches Tabuthema, poetisch und kraftvoll, so die Jury bei der Begründung ihrer Entscheidung.  

Die Ludwigsburger Autorin Charlotte Gneuß schildert in ihrem Debütroman „Gittersee“ die Geschichte eines heranwachsenden Mädchens im Dresdner Vorort Gittersee der DDR des Jahres 1976. Sie eröffnet eine selten erzählte Perspektive auf das Eindringen des Stasi-Staatsapparats ins Private. Die Jury überzeugte das beeindruckende und mitreißende Debüt vor allem durch die klare, verknappte Sprache der Autorin. Charlotte Gneuß lasse ambivalente Figuren entstehen, die sich nicht auf die Opfer- oder Täterrolle reduzieren lassen, sondern komplexe Menschen seien, die scheitern könnten.

Ein radikales, schaurig schönes Debüt, so urteilt die Jury über den Roman „Beat“ der Stuttgarter Autorin und Cellistin Ann Kathrin Ast. Es beschreibt die Not eines jungen Schlagzeugers, dem die Liebe zur Musik abhandenkommt. Gleichzeitig gehe es im Roman aber um das Ganze der menschlichen Existenz.

Auf Vorschlag einer Jury aus fachkundigen Persönlichkeiten des literarischen Lebens in Baden-Württemberg vergibt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg jedes Jahr drei Jahresstipendien. Eines davon kann geteilt werden. Eine Bewerbung um die Literaturstipendien des Landes ist nicht möglich.

Eine gemeinsame Lesereise führt die drei Autorinnen zu den Baden-Württembergischen Literaturtagen nach Ladenburg, zur Literarischen Gesellschaft nach Karlsruhe, zum Deutschen Literaturarchiv nach Marbach und in das Theater Färbe nach Singen. Sie soll den Autorinnen eine größere Öffentlichkeit in Baden-Württemberg ermöglichen.

Die Stipendiatinnen

Maren Wurster ist 1976 in Filderstadt geboren und aufgewachsen. Nach einem Philosophie-, Germanistik- und Filmwissenschaftsstudium in Köln studierte sie Literarisches Schreiben in Leipzig. Ihr Debüt „Das Fell“ erschien 2017 bei Hanser Berlin. In den Büchern „Papa stirbt, Mama auch“ und „Totenwache“ ging es um den Abschied von den eigenen Eltern und auch um die schwäbische Herkunft der Autorin. Die Autorin schreibt regelmäßig für ZEIT online und war Herausgeberin der Literaturzeitschrift Akzente. „Eine beiläufige Entscheidung“ ist im August 2022 bei Hanser Berlin erschienen. Maren Wurster lebt im Wendland.

Charlotte Gneuß, 1992 in Ludwigsburg geboren, studierte Soziale Arbeit in Dresden, literarisches Schreiben in Leipzig und szenisches Schreiben in Berlin. Sie veröffentlicht in Literaturmagazinen und ist Gastautorin vonZEIT Online. Für Hanser Berlin gab sie im Jahr 2023 die Anthologie „Glückwunsch“ heraus. Ihr Debütroman „Gittersee“ ist im gleichen Jahr im S. Fischer Verlag erschienen und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2023. Er wurde mit dem „aspekte“-Literaturpreis und dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Berlin.

Ann Kathrin Ast, 1986 in Speyer geboren, studierte in Mannheim Violoncello und Mündliche Kommunikation/Rhetorik an der Universität Regensburg. Sie lebt heute in Stuttgart. Ihr Hörspiel „kanal) irgendwann hat es angefangen“ wurde beim Leipziger Hörspielsommer 2023 aufgeführt. Im gleichen Jahr veröffentlichte die Autorin ihren Lyrikband „vibrieren in dem wir“. Sie hat für ihre Texte den Feldkircher Lyrikpreis und den Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Der Debütroman „Beat“ ist 2023 im Verlag Oktaven erschienen.

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