Kunst und Kultur

Marcel van Eeden erhält Hans-Thoma-Preis 2023

Auf dem Foto zu sehen: Hr. Bußmann, Fr. Beiersdorf, Hr. Spieler, Frau van Eeden, Herr van Eeden, Hr. Bürgermeister Stahl, Hr. Staatssekretär Arne Braun

Der Maler, Zeichner und Fotograf Marcel van Eeden erhält am 13. August 2023 in Bernau den Hans-Thoma-Preis 2023. Mit dem mit 25.000 Euro dotierten Preis zeichnet das Land Baden-Württemberg den aus den Niederlanden stammenden international anerkannten Künstler für seinen Beitrag zur Entwicklung der neueren Kunst aus.

Erstmals sprach die Jury den Hans-Thoma-Preis einem Künstler zu, der sich der Künstlerischen Forschung verschrieben hat. Marcel van Eeden ist auch Rektor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Den Preis überreicht Kulturstaatssekretär Arne Braun.

„Ich freue mich sehr, unseren wichtigsten Preis für Bildende Kunst diesem Ausnahmekünstler mit internationaler Strahlkraft verleihen zu können. Marcel van Eeden setzt sich im besten Sinne grenzüberschreitend für die zeitgenössische Kunst und den künstlerischen Nachwuchs in Baden-Württemberg ein“, sagte Kunststaatssekretär Arne Braun im Vorfeld der Verleihung am Freitag (11. August) in Stuttgart.

„Der diesjährige Hans-Thoma-Preisträger eröffnet mit seiner Ausstellung einen neuen Blick auf den Künstler Hans Thoma, indem er sich mit einer bislang wenig beleuchteten Seite künstlerisch auseinandersetzt. Er ergänzt das Bild, das wir vom Maler Thoma haben, um Erkenntnisse aus bislang kaum erforschten Briefwechseln und Zitaten. Marcel van Eeden setzt sich in seinen Bildern mit den völkisch-nationalen Ansichten und auch antisemitischen Äußerungen von Hans Thoma auseinander. Dass wir so eine neue Perspektive auf den Künstler erhalten, ist der Verdienst des Hans-Thoma-Preisträgers 2023“, so Kulturstaatssekretär Arne Braun.

Das Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst hatte bereits 2018 bei Professor Dr. Frank Engehausen eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben: Mit der 2022 herausgegebenen Publikation „Hans Thoma (1839-1924) – Zur Rezeption des badischen Künstlers im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit“ haben sich die beteiligten Autorinnen und Autoren mit Hans Thoma und der Geschichte des Hans-Thoma-Preises beschäftigt. Empfehlung der Historiker Simon Metz und Isabelle Löffler war, dass im Rahmen von Thoma-Ausstellungen oder der Verleihung des Hans-Thoma-Preises auch die deutschnationalen und antisemitischen Äußerungen thematisiert und zur Diskussion gestellt werden.

„Das löst Marcel van Eeden ein: Er ist in die Archive gegangen und hat recherchiert. Seine forschende und seine künstlerische Auseinandersetzung mit Hans Thoma schaffen mehr Klarheit über den Maler und die Schattenseiten seiner Biographie“, sagte Braun. Die Ausstellung werde die Auseinandersetzung mit Hans Thoma weiter voranbringen. „Insofern leistet sie einen Beitrag zur biographischen Aufarbeitung und kritischen Reflexion des Künstlers und dessen Funktion als Namensgeber des wichtigsten Kunstpreises in Baden-Württemberg“.

„Wissenschaft und Kunst haben sich neu mit Hans Thoma auseinandergesetzt. Wir bringen beide Seiten zusammen. Ich sehe die Notwendigkeit einer breiten Debatte angesichts des Stellenwerts von Hans Thoma im kulturellen Gedächtnis der Region und der langen Tradition des Hans-Thoma-Preises. Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft, Kunst und Kultur, Gesellschaft und Politik sollten hierzu gemeinsam in einen Diskurs treten. Diesen offenen Diskurs möchte ich auch mit den an dieser Ausstellung und am Hans-Thoma-Preis Beteiligten auf den Weg bringen“, kündigte Staatssekretär Arne Braun an.  

Marcel van Eeden

Der 1965 in Den Haag geborene Künstler studierte von 1989 bis 1993 an der Koninklijke Academie van Beeldende Kunsten seiner Heimatstadt. Als freischaffender Künstler lebte van Eeden lange in Berlin, folgte jedoch einem Ruf nach Karlsruhe: Seit 2014 ist Marcel van Eeden Professor für Malerei/Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, die er seit dem 1. Oktober 2021 auch leitet. Er lebt und arbeitet in Karlsruhe, Zürich und Den Haag.

Marcel van Eeden zählt zu den wichtigsten internationalen Zeichnern der Gegenwart. Bekannt ist er vor allem für seine tiefschwarzen Kohlezeichnungen zu denen er sich von aktuellen Fotografien, Illustrierten, Werbematerialen und Postkarten anregen lässt. Der Künstler entwickelt bildmächtige Serien mit narrativem Gehalt, die an ästhetische Elemente des film noir oder der Graphic Novel anknüpften. Indem er immer wieder Textbausteine einbaut, die aus der Zeit vor seinem Geburtsjahr 1965 stammen, entstehen in seinen Werken plausible und doch fiktive Beziehungen zwischen Wort und Bild.

Aktuell beschäftigt sich Marcel van Eeden auch auf dem Gebiet der Fotografie. Insbesondere historische Techniken, wie der Gummidruck des 19. Jahrhunderts, faszinieren ihn. Mit Hilfe dieses speziellen Verfahrens gelingt es dem Künstler, Malerei, Zeichnung und Fotografie in einem einzigen Bild miteinander zu verbinden.

Arbeiten von Marcel van Eeden befinden sich in zahlreichen Sammlungen in Deutschland, darunter in der Hamburger Kunsthalle, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe oder dem Kupferstichkabinett der Sammlungen Preußischer Kulturbesitz, Berlin, darüber hinaus auch in hochrangigen internationalen Häusern für Gegenwartskunst, etwa im Centre Pompidou, Paris, im Museum of Modern Art, New York, im Walker Art Center, Minneapolis, im Magazin 3, Stockholm, im Stedelijk Museum, Amsterdam, oder im Louisiana Museum of Modern Art im dänischen Humblebæk.

Mitglieder der Jury für den Hans-Thoma-Preis 2023 unter Vorsitz der damaligen Staatssekretärin und heutigen Ministerin Petra Olschowski waren:

  • Dr. Christine Litz (Museum für Neue Kunst)
  • Dr. Simone Schimpf (Neues Museum – Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg)
  • Johann Holten (Kunsthalle Mannheim)
  • Dr. Reinhard Spieler (Sprengel Museum Hannover)
  • Dr. Leonie Beiersdorf (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe).
  • Alexander Schönemann (Bürgermeister der Stadt Bernau) und Margret Köpfer (Direktorin des Hans-Thoma-Kunstmuseums) nahmen mit beratender Stimme teil.

Hans-Thoma-Preis

Der Hans-Thoma-Preis wurde als Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg 1949 zu Ehren des Malers, Akademie- und Galeriedirektors Hans Thoma (1839-1924) ins Leben gerufen. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und würdigt das Schaffen einer herausragenden Künstlerpersönlichkeit, die einen Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens in Baden-Württemberg hat oder hier geboren ist. Er ist mit 25.000 Euro dotiert und geht mit einer Ausstellung im Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau im Schwarzwald einher, die von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe für das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst organisiert wird.