Was sind die Lehren aus dem Studium unter Pandemiebedingungen? Worauf muss die Politik besonders Acht geben? Was soll bewahrt und was soll verbessert werden? Zu diesen und weiteren Fragen tauschten sich am Donnerstag (20. Mai 2021) Studierende aus ganz Baden-Württemberg mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer aus.
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„Student oder Studentin sein bedeutet nicht nur Pauken. Daher müssen wir uns bei den Studierenden bedanken: Es war ein großer Akt der Solidarität, dass sie durchgehalten haben und seit Beginn der Pandemie Rücksicht auf die Älteren und Schwachen genommen und ihre sozialen Kontakte komplett eingeschränkt haben“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim StudiGipfel in Stuttgart.
„Dank des großen Engagements der Hochschulen und der Studierenden ist es gelungen, den Studienbetrieb trotz pandemiebedingter Einschränkungen aufrechtzuerhalten und – noch mehr als das – auch weitgehend erfolgreich durchzuführen. Dies war aber verbunden mit harten Einschränkungen und Opfern, die auch seelische Belastungen mit sich gebracht haben. Viele Studierende leiden extrem unter der Situation, einem Studienalltag und Leben, das sich seit über einem Jahr ohne Kontakte zu Kommilitonen und sozialem Leben auf wenigen Quadratmetern abspielt. Es ist Zeit, dass die Öffentlichkeit auch dieser gesellschaftlichen Gruppe Beachtung schenkt. Bei unserem StudiGipfel ging es mir persönlich darum zu erfahren, worauf wir aus Sicht der Studierenden jetzt besonders Acht geben müssen“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Freitag (21. Mai) in Stuttgart.
Es brauche jetzt dringend eine Perspektive der Öffnung und Begegnung. „Ich bin froh, dass wir mit der in der vergangenen Woche in Kraft getretenen neuen Corona-Verordnung bereits im laufenden Sommersemester mehr Präsenz ermöglichen können – über die bisher bereits notwendigen Laborpraktika oder praktischen Bestandteile im Studium hinaus. Und ich rufe die Hochschulleitungen und Dozierenden auf, diese Spielräume jetzt auch zu nutzen für Tutorien, Gruppenarbeit, gemeinsame Lernräume und Netzwerktreffen für die Erst-, Zweit- und Drittsemester, die ihre Hochschulen in den meisten Fällen noch gar nicht von innen erlebt und erfahren haben, was Studium bedeutet“, so Bauer weiter.
Es gehe um die Zukunft junger Menschen, die ein Recht hätten auf eine gute Ausbildung, „um Talente, die wir mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen dringend brauchen, damit wir als Gesellschaft mit dieser und künftigen Herausforderungen umgehen können“, betonte die Ministerin.
Am StudiGipfel haben über 850 Teilnehmerinnen und Teilnehmer virtuell teilgenommen und dabei rund 400 Fragen und Anregungen eingesendet. Die eingegangenen Fragen werden vom Wissenschaftsministerium ausgewertet und zeitnah gebündelt auf der Seite www.StudiGipfel-BW.de beantwortet. Dort ist auch die Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung zu finden. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten sich über 80 Studierende in Workshops eingebracht. Ihre Anliegen wurden von den Studierenden selbst virtuell in die Diskussionsrunde in Stuttgart getragen.
Dialogprozess „Zukunftslabor Digitale Welt“
Die Ministerin kündigte für diese Legislaturperiode einen eigenen Dialogprozess „Zukunftslabor Digitale Welt“ an: „Wir werden in großem Stil und systematisch mit den Hochschulen und Studierenden über Hochschule in der digitalen Welt und über die Verzahnung von digitaler und analoger Lehre reden“, sagte Ministerin Bauer.
Viele Rückmeldungen bezogen sich auf das Thema Impfmöglichkeiten für Studierende. Ministerpräsident Kretschmann sagte zu, das Thema zum nächsten Impfgipfel mit Kanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten am 27. Mai mitzunehmen. Dort soll über das weitere Vorgehen bei den Corona-Impfungen beraten werden.
Neben Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer nahmen an der Diskussion in der Mensa Central in Stuttgart Viviana von den Driesch (Studentin im zweiten Semester an der Universität Mannheim), Kai Moltzen (Student im siebten Semester an der Hochschule Esslingen), Prof. Dr. Thomas Puhl (Rektor der Universität Mannheim und Koordinator der Corona-Taskforce der Universitäten) und Sabine Köster (Leiterin der Psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studierendenwerks Karlsruhe) teil. Darüber hinaus wurde die „Projektinitiative für Studierende in Corona“ (PISIC) von Studierenden aus Heidelberg und Tübingen vorgestellt.
Weitere Informationen
Die Veranstaltung mit Diskussionsrunde wurde live am 20. Mai 2021 aus der Mensa Central des Studierendenwerks Stuttgart übertragen. Das Video der gesamten Veranstaltung kann auf www.StudiGipfel-BW.de abgerufen werden.
„Projektinitiative Studieren in Corona “ (PISIC)
PISIC, die „Projektinitiative Studieren in Corona“, haben Studierende aus Heidelberg nach einem Austausch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer gestartet, die nach einem Jahr Pandemie nicht weiter allein und frustriert studieren wollten. Sie wollen Studierende aus ganz Baden-Württemberg miteinander vernetzen, um Probleme zu identifizieren und gemeinsam an Lösungskonzepten zu arbeiten. Um der Dringlichkeit gerecht zu werden möchte PISIC tägliche Videokonferenzen mit verschiedenen Thementagen anbieten, zu denen Studierende aus ganz Baden-Württemberg eingeladen sind. Hier sollen gemeinsam Bewältigungsstrategien und Eindrücke gesammelt werden, so dass aktuelle Hindernisse schnell Gehör finden. Die Ergebnisse der Diskussionen werden dann an das Wissenschaftsministerium weitergegeben, um ein Stimmungsbild der Studierendenschaft zu vermitteln.
Weitere Infos zum Projekt folgen auf https://www.pisic.de/