Kultur

Land gibt prähistorische Fundstücke zurück

Im Beisein von Staatssekretär Jürgen Walter gibt das Pfahlbaumuseum wichtige prähistorische Fundstücke an Griechenland zurück. Nach der Rückgabe der Palasttreppe von Francesco Guardi an Polen, sowie den beiden einzigartigen Objekten aus der Kykladenkultur an Griechenland, ist dies nun die dritte freiwillige Rückgabe binnen kurzer Zeit.

Das griechische Kulturgut wurde, in einem feierlichen Akt im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen an Griechenland übergeben. Es handelt sich im einzelnen um 9765 bemalte Scherbenfunde, 676 Knochen, Zähne und Muscheln, sowie 185 Geräte aus Stein und Obsidian aus der Steinzeit.

Die prähistorischen Fundstücken waren ursprünglich 1941 zur Zeit der deutschen Besatzung Griechenlands ausgegraben worden. Nach der Ausgrabung im Auftrag des NS-Einsatzstabes Rosenberg in Griechenland durch den Berliner Professor Hans Reinerth waren die Fundstücke aus den frühesten Kulturperioden Thessaliens (6. – 5. Jahrtausend) zunächst an die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) gelangt und dann - noch vor Kriegsende - zum Schutz vor Bombenangriffen zusammen mit der Ausgrabungsdokumentation aus der Hauptstadt an vier Auslagerungsorte in Deutschland und der Schweiz gebracht worden.

In der Nachkriegszeit wurden bereits verschiedene Rückgabeversuche initiiert. Die Teilung Deutschlands und Auseinandersetzungen innerhalb der archäologischen Wissenschaft zwischen verschiedenen Institutionen und Privatpersonen verhinderten jedoch bis zum Tod der damals Beteiligten eine vollständige Übergabe der archäologischen Materialien.

In einer detektivischen Kleinarbeit gelang in den letzten 20 Jahren die Zusammenführung der Informationen und Fundstücke aus Archiven in Athen, Berlin, Luzern, Friesack, Stuttgart und Unteruhldingen zur Rekonstruktion dieser Kriegsausgrabungen und der dazu gehörigen Dokumentationen.

Die Universitäten von Wien, Salzburg, Tübingen und Heidelberg waren an der wissenschaftlichen Aufarbeitung der prähistorischen Funde und der Ausgrabungsgeschichte während der Kriegszeit und der Nachkriegszeit involviert.

Es ist geplant, zusammen mit den griechischen Behörden und dem Nationalmuseum in Athen, sowie den österreichischen und den deutschen Universitätsinstituten für klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie eine gemeinsame Ausstellung an den Ausgrabungsorten zu initiieren.

Wissenschaftliche Publikationen zu den Ausgrabungen 1941 in den steinzeitlichen Wohnhügeln, zur wechselvollen Irrfahrt der Scherbenfunde und der Dokumentationsmaterialien und dem Umgang der Nachkriegsarchäologie mit diesem Thema stehen kurz vor der Veröffentlichung.